Martini – mein persönlicher Zugang zum „King of Cocktails“

Martini

Ok, nachdem Galumbi – Drinks & More nun inzwischen fast anderthalb Jahre auf dem Buckel hat, stelle ich also doch noch einen Artikel über einen Cocktail vor, den man vielleicht auch an den Anfang hätte stellen können (oder sollen?). Doch bislang hatte ich nicht so wirklich Lust, über den „King of Cocktails“ zu schreiben, da ein solcher Artikel ja auch die volle Last der Bedeutsamkeit dieses Drinks auf den Schultern hat. Heute ist es dann doch so weit, auch wenn ich mich dazu entschlossen habe, mir das ein oder andere zu sparen.

Damit meine ich genau genommen eine Aufzählung der unzähligen Entstehungsmythen, ein Kompendium zahlloser Anekdoten und eine genaue historische Erörterung. Ob man es glaubt oder nicht, über diesen Cocktail wurden ganze Bücher geschrieben und mir scheint, dass es tatsächlich den einen oder anderen Historiker geben mag, der sich ernsthaft eine exakte Erforschung dieses Drinks vorgenommen hat. Ob er nun vom Martinez abstammt oder nicht und ob Churchill nun besser hätte Wermut verwenden sollen, möchte ich einfach mal außen vor lassen. Stattdessen will ich nur kurz darauf eingehen, wie ich zu diesem Cocktail gefunden habe, der tatsächlich eines meiner ersten „Erweckungserlebnisse“ für die heutige Cocktailbegeisterung gewesen ist. (Wer sich eingehender mit der historischen Materie beschäftigen will, dem kann ich nur eine ausgiebige Onlinerecherche empfehlen. Im Zweifel hilft aber auch Wikipedia für einen kurzen Überblick.)

Zunächst sei erst einmal angemerkt, dass in Deutschland viele Leute längst nicht so selbstverständlich mit diesem Cocktail vertraut sind, wie man das z.B. als US-Amerikaner vielleicht meinen mag. Tatsächlich denken beim Wort Martini in Deutschland – behaupte ich einfach mal – noch immer tendenziell mehr Leute an den italienischen Wermuthersteller als an den „King of Cocktails“. Das treibt mitunter lustige Stilblüten, so dass ich durchaus schon erlebt habe, wie sich jemand einen italienischen Wermut im Martiniglas mit einer Olive verziert hat und sich dabei ziemlich originell vorkam – „Das trinkt man doch so!“

Auf den Martini Cocktail bin ich dann durch zwei verschiedene Quellen aufmerksam geworden. Zum einen durch Chris McMillian, der eigentlich letztendlich meine Cocktailbegeisterung mit seinen wunderbaren Youtubevideos entfachen konnte (leider inzwischen qualitativ veraltet, aber trotzdem habe ich das Video einmal unten angefügt). Von ihm lernte ich also, dass James Bond im Grunde keine Ahnung hat und dass es viele verschieden Varianten des Martinis gibt. Natürlich auch, dass man den Gin Martini rührt und den Wodka Martini schüttelt. Zum anderen wurde ich durch Werner Theurichs „Einfach Stil“-Videokolumne auf Spiegel Online auf den Cocktail aufmerksam, welcher ihn in einem seiner Videobeiträge im gerade noch jungen Le Lion in Hamburg bestellte. Leider findet sich das entsprechende Video inzwischen nicht mehr im Netz. Dort besuchte Herr Theurich Herrn Mayer im Löwen und ließ sich von diesem einen „perfekten“ Martini kredenzen. Herr Mayer zitierte im Anschluss noch ein Gedicht von Dorothy Parker über diesen Cocktail, welches definitiv zu den Standardanekdoten zählt, die man im Zusammenhang mit dem Martini immer wieder antrifft. Naja und weil es eben gerade passt und ein Artikel über den Martini ganz ohne klassische Anekdote vielleicht doch nicht vollständig ist, soll es dann hier auch noch einmal Erwähnung finden.

Also, Frau Parker dichtete 1959:

“I like to have a martini,
Two at the very most.
After three I’m under the table,
after four I’m under my host.”

Somit wäre also auch klar, dass so ein Martini einen ganz schön schnell aus der Bahn werfen kann. Je nachdem, was man noch so vor hat.

Ich suchte also in der Folge zunächst nach einigen guten Ginsorten (was damals gar nicht so einfach war. Man musste schon viel Glück haben, wenn man selbst in großen Supermärkten einen Tanqueray auffinden konnte, normalerweise war ein Bombay Sapphire (in der 40%-Version) bereits das höchste der Gefühle. Heute ist das ja etwas anders, da stehen mitunter ganze Regalreihen voller Ginsorten).

Man merkt schon: Ein Martini ist für mich selbstverständlich ein Gin und kein Wodka Martini. Naja und was soll ich sagen? Ich war sofort begeistert von der klaren, frischen, floral-kräutrigen Geschmacksoffenbarung dieses Cocktails. Daher hier nun heute mein favorisierter Martini, wie ich ihn inzwischen am liebsten trinke – und ja, ich trinke ihn zeitgemäß mit einem ordentlichen Wermutanteil (und zwar oft ganz schnörkellos mit Noilly Prat, wofür man sich inzwischen vermeintlich fast schon schämen muss; aber auch eben nur fast, denn er schmeckt mir mit diesem einfach immer noch gut. Aber natürlich mag ich auch andere Wermuts!).

(Der Drink auf dem Foto ist durch das von der Flüssigkeit eingefangene Blitzlicht und die auf der Außenseite des Glases entstandene Eisschicht etwas eingetrübt, in Wirklichkeit ist der Cocktail klar und transparent. Ich fand aber trotzdem, dass das Bild sehr hübsch aussieht.)

Rezept:

6,5 cl Dry Gin (z.B. Monkey 47)
2,5 cl trockener, weißer Wermut (z.B. Noilly Prat)

1 Dash Orange Bitters (optional)

Zubereitung: Alle Zutaten im Rührglas auf Eis kaltrühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Martini

Garnitur: Zitronenzeste (bei Verwendung von Orange Bitters) oder Olive (ohne Orange Bitters)

Bezugsquellen: Inzwischen findet man Monkey 47 Gin in jedem größeren Supermarkt. Noilly Prat natürlich auch. Für Orange Bitters ist hingegen meist ein Besuch im Fachhandel von Nöten.

Chris McMillian über den Martini:

 

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