Clover Club

Bereits im Jahr 2013 titelte das Mixology-Magazin in einem Artikel über den heutigen Cocktail: „Pink Drinks for Gentlemen“. Und während ich für gewöhnlich selbst in meinen Artikeln Kategorisierungen in „Frauen-“ oder „Männercocktails“ ablehne, muss ich doch zugeben, dass diese Überschrift im Hinblick auf den Clover Club Cocktail nicht ganz ohne Grund gewählt worden ist. Der Cocktail selbst ist in jedem Fall ein übergeschlechtlich guter Drink, der mit einem kleinen Kniff noch etwas besser gelingt als ohnehin schon.

Doch noch einmal zurück zu der Sache mit den „Männerdrinks“. Tatsächlich kommt man nicht umhin zuzugestehen, dass mitunter einige männliche Konsumenten sehr konkrete Vorstellungen von ihrer Außenwirkung beim Genießen eines Cocktails haben. Das ist sicherlich am Tresen einer Bar noch einmal wesentlich stärker der Fall, schließlich will man ja zeigen, dass man ein echter Kerl ist. Und während ich selbst im eigenen Bekanntenkreis schon erlebt habe, dass manch ein männlicher Vertreter nicht so gern aus „Stielgläsern“ trinkt, weil sie ihm ein wenig zu filigran-prätentiös daherkommen, so hat auch in dieser Hinsicht der Mixology-Artikel vollkommen recht, wenn er darauf hinweist, dass vielen Leuten mit einer solchen Einstellung vermutlich nicht bewusst ist, dass „straight up“ servierte Cocktails (also ohne Eis, meist in einem Martini- oder Coupetteglas mit Stiel) in der Regel zu den stärkeren Vertretern gehören. Wer z.B. einen Martini für einen Angriff auf seine „Männlichkeit“ hält, der hat ganz sicher noch nie einen davon getrunken. Naja, und wenn ein Cocktail – so wie der Clover Club – auch noch in Pink daherkommt, dann ist das eben doch ein Umstand, der vielleicht ein wenig Erklärung bedarf.

Ein guter Anfang hierfür ist schon einmal der Umstand, dass der Clover Club ein Cocktail ist, der zu Ehren eines gleichnamigen Herrenclubs im Jahr 1896 in Philadelphia kreiert wurde (an dieser Stelle würde es mich einmal ernsthaft interessieren, ob zu jener Zeit die Farbe Pink wohl auch schon als „unmännlich“ gegolten hat, oder nicht. Vielleicht kann mir ja hier ein soziologisch-sozialpsychologisch bewanderter Leser eines Tages Aufschluss geben). Es handelt sich beim Clover Club also um einen klassischen Prä-Prohibitionscocktail. Auch das würde beim Anblick des Drinks vermutlich nicht jeder erwarten.

Geschmacklich ist der Clover Club jedenfalls ein Drink, der vollends zu überzeugen weiß und wahrlich nicht zu süß oder prätentiös ist. Ein schöner, durchaus auch sehr wacholdertöniger Gin passt hier hervorragend (z.B. ein Cotswolds) und verbindet sich mit der säuerlich-fruchtigen Himbeernote zu einem sehr feinen Aromenspiel, welches durch die schaumige Eiweißkomponente noch einmal unterstrichen wird. Verschiedene Varianten führen entweder Himbeersirup oder Grenadine auf. Ich benutze selbstgemachten Himbeersirup. Allerdings verwende ich als kleinen Kniff obendrein auch noch einige frische Himbeeren und – damit nicht genug – gebe auch noch 2 cl Himbeergeist hinzu. Hier habe ich heute den wunderbaren Himbeergeist aus der Sauerländer Edelbrennerei verwendet, der mir ganz hervorragend gefallen hat. Wem das zu viel Himbeer ist, der kann natürlich mit den Anteilen selbst ein wenig herumexperimentieren, nach meinem Dafürhalten schadet es dem Clover Club in keiner Weise, ganz im Gegenteil macht es ihn zu einem echten Geschmackserlebnis – auch für die ganz Harten (hoffe ich zumindest).

Rezept:

5 cl Gin
2 cl Himbeergeist (z.B. von der Sauerländer Edelbrennerei)
3 cl Zitronensaft
2 cl Himbeersirup
3-4 Himbeeren
½ Eiweiß

Zubereitung: Zunächst Gin und Himbeeren in einen Shaker geben und mit dem Muddler die Himbeeren zerstoßen. Restliche Zutaten hinzugeben und zunächst ohne Eis einem „Dry Shake“ unterziehen. Eiswürfel hinzugeben und noch einmal kräftig schütteln, schließlich doppelt ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Coupette

Garnitur: ein bis zwei Himbeeren

Bezugsquellen: Für bestimmte Ginsorten oder den Himbeergeist der Sauerländer Edelbrennerei ist ein Besuch im Fachhandel oder eine Onlinebestellung nötig. Alternativen findet man aber – genau wie die restlichen Zutaten – auch in gut sortierten Supermärkten.

3 thoughts on “Clover Club

    • Oh, verzeihung, das ist natürlich ein Fehler. Danke für den Hinweis (was wäre ich nur ohne aufmerksame Leserkommentare :/)!
      Aber zu Deiner Frage: Himbeeren und Zucker zu gleichen Gewichtsanteilen nehmen, dann Himbeeren vorher zu Mus zerdrücken. Beides mit Wasser (bei 500g Zucker und 500g Himbeeren etwa 250ml), einem Spritzer Zitronensaft und einem Teelöffel Vanillezucker in einer Pfanne aufkochen, bis der Zucker aufgelöst ist und das ganze etwas eindickt. Danach durch ein Filtertuch passieren und abkühlen lassen. Ist zwar etwas Aufwand, aber man schmeckt bei fertigen Himbeersirups doch einfach irgendwie eine künstliche Note, wie ich finde.

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