Und heute geht es mal wieder um Rum. Um einen Rum aus der Plantation Single Cask Reihe, um genauer zu sein. Und um ganz genau zu sein: Es geht um den Plantation Single Cask El Salvador 2015. Ein Rum, über den es im Vorfeld vielleicht ein paar Dinge zu klären gilt. (zugesandtes Testprodukt)*
El Salvador ist… nunja, nicht unbedingt die erste Adresse, die einem puristischen, um Transparenz bemühten (oder besorgten) Rumfreund einfallen würde. Nicht, dass es irgendwie ein Land wäre, das besonders negativ herausstechen würde, aber seit der Umwälzungen auf dem Rummarkt um Marken wie Zacapa, die allgemeine Bewusstwerdung von nachträglichem Zuckerzusatz und ein einem kritischerem Blick auf nationale Reifungsregularien gehört El Salvador nicht unbedingt zu den Ländern, auf dessen Rumterritorium sich kritische Puristen zurückgezogen haben.
Die heute hier zu rezensierende Abfüllung ist da in Sachen Transparenz und Rahmeninformationen durchaus lobend hervorzuheben, denn wir erfahren recht klar, dass hier eine leichte Süßung vorgenommen wurde, die im Hause Ferrand gern „Dosage“ genannt wird (6g/l, das ist sehr wenig). Auch erfahren wir, dass – im Anschluss an die Destillation auf Column Stills – sein Alter vor dem Finish in Frankreich fünf Jahre Betrug, welche er in ehemaligen 200l-Bourbon-Fässern verbrachte. In Frankreich hieß es dann: ab in ehemalige Ferrand-Cognac-Fässer (und zwar für zwei Jahre) und dann noch für ein Jahr in einige – hier wird es spannend – Pineau de Charentes Rouge-Fässer. Was aber ist eigentlich ein Pineau de Charentes Rouge? Über eben jene Gattung habe ich hier bereits einen Artikel verfasst, wo alles Relevante im Grunde erklärt wird.
Tasting Notes:
Aroma: In der Nase zunächst klar als gereifter Rum erkennbar, kommen sehr schnell typische Noten, wie man sie von südamerikanischen, eher „süßeren“ Rums kennt, hinzu: brauner Zucker, Vanille- und Karamellnoten und eine gewisse Fasskomponente sowie an gekochten Pudding erinnernde Note. Die offizielle Verkostungsnotiz spricht von Papaya, was ich vielleicht nicht selbst so benannt hätte, durchaus aber mitgehen kann.
Geschmack: Das ist ein eher unkomplizierter Rum, den man gut trinken kann, ohne allzu viel darüber nachzudenken: er weist eine ansprechende, nicht überbordende Süße auf (die Dosage ist erahnbar, aber nicht penetrant), auch hier spielen exotische Fruchtnoten subtil mit hinein, aber v.a. wieder Vanille, Karamell und feine Gewürznoten. Ich finde auch Assoziationen von Limettenschalen, die aber schnell wieder verfliegen.
Abang: eher mittellang und mit etwas Eiche und Gewürzen
Wem einige klassische Kubaner zu leicht sind, „hochesterige“ Jamaikaner zu kraftvoll und wer sich ein wenig aus der gewohnten Süßrumblase herausbewegen will, der findet hier einen sehr ansprechenden Rum, der keine zu großen Sprünge erfordert oder Ansprüche stellt, die zu Missverständnissen führen könnten. Hier hat man einen gut trinkbaren Sippingrum im Glas, der eben eine kleine Dosage mit sich bringt.
Als Drink habe ich hier an eine Art Old Fashioned gedacht, der das Zusammenspiel von Kaffee und Orange betont und mir an einem sonnigen, verschneiten Wintertag gerade richtig erschien.
Rezept „Rum, Coffee, Winter Sun“:
6 cl Plantation Single Cask El Salvador 2015
1 cl Mr. Black Coffee liqueur
1 Barlöffel Orange Curacao
3 Dashes Dr. Sours Mexican Bitter #2 – Café De Olla (alternative in anderer Kaffeebitter)
Zubereitung: Der Drink wird im Glas auf massivem Eis gebaut. Einfach alle Zutaten hinzugeben, kurz umrühren, das wars.
Garnitur: Gedörrtes Orangenrad
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.