Ab wann hat man es eigentlich mit einem Tiki-Drink zu tun? Klar, wenn sich eine ganze Reihe exotischer Säfte in ein Potpourri aus diversen Rumsorten einmischen und am besten noch oben auf dem Drink ein Vulkan aus brennendem Alkohol einem laut „TIKI!!!!“ ins Gesicht schreit… dann mag die Situation ziemlich eindeutig aussehen! Ein Cocktailschirmchen ist meist ein ebenso untrügerisches Zeichen (es sei denn, man hat aus Versehen in „Barbara’s [sic!] Eck“ übermutig nach einem „Cocktail“ verlangt – alle Barbaras unter den Gastronomen mögen mir verzeihen). Und für manchen „Puristen“ ist vermutlich alles Tiki, wo auch nur ein Hauch Ananas oder andere Exoten enthalten sind.
Der heutige Cocktail ist eigentlich ein eher unprätentiöser Vertreter des Tiki-Genres und so manch einer mag daher auch der Meinung sein, dass man es hier eigentlich gar nicht mit einem Tiki-Cocktail zu tun hat. Allerdings weisen Orgeat und Mangosaft dann doch irgendwie in diese Richtung. Besonders ungewöhnlich ist aber die Basisspirituose: Bourbon. In einer Welt, die sonst von Rums, Rhums, Falernums und wie sie alle heißen geprägt ist, tut sich der alte Südstaatler sicherlich etwas schwer. Die Anzahl an Tikidrinks auf Bourbonbasis ist entsprechend überschaubar.
Und auch der heutige Drink ist ursprünglich eigentlich eine Variante einer Variante eines Whiskey Sour, also quasi eine Art Tiki-Drink zweiten Grades. Trader Vic entwickelte den Eastern Sour als eine Spielart des großen Whiskey Sour mit dem Zusatz von Orgeat und Orangensaft. Der heutige Mango Overboard hingegen verbannt die Orange wieder aus dem Rezept und setzt auf Mangosaft. Und Mangosaft ist immer so eine Sache: kauft man ihn im Handel, hat man meistens einen „Mango-Nektar“ gekauft, der mit anderen Säften und meist auch Zucker gestreckt ist. Daher stelle ich Mangosaft immer im Entsafter selbst her. Zusammen mit etwas Orgeat, ein wenig normalem Zuckersirup, Zitrone und einem aromatischen Bourbon eine schöne Kombination. Und weil ja der Tikiverdacht über dem Drink schwebt, darf es auch mal ein kräftigerer Bourbon sein, wie z.B. der 1776 100 Proof Bourbon. Der Mango Overboard ist übrigens nicht meine Erfindung, sondern ich habe ihn auf dem „Modern Tiki“-Blog entdeckt. Ein schönes, recht einfaches Rezept, das ich gerne teile und für den Sommer ohne große Umschweife empfehlen kann (auch wenn ich den Zuckeranteil minimal reduziert habe).
Rezept „Mango Overboard“:
6 cl 1776 100 Proof Bourbon
6 cl Mangosaft (aus dem Entsafter)
3 cl Zitronensaft
0,75 cl Orgeat
0,5 cl Zuckersirup
Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und doppelt ins mit frischen Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen.
Glas: Tumbler
Garnitur: Minze
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Frische Mangos findet man in (fast) jedem Supermarkt.
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