Travelling Bars (1): Das Le Lion in Hamburg

Le Lion Visitenkarte (Bildquelle: www.lelion.net)

(Bildquelle: www.lelion.net)

Gelegentlich werde ich hier im Blog auch über einzelne Bars berichten, die ich in meiner Freizeit und auf Reisen besucht habe und die ich für empfehlens- oder zumindest sehenswert halte. Welche Bar den Anfang macht, steht für mich im Grunde außer Frage: Das Le Lion – Bar de Paris in Hamburg.

Ob das Le Lion nun die beste Bar der Welt ist oder nicht, sei einmal dahin gestellt. Sicherlich spielt sie ganz oben mit und hatte diesen Titel in diversen Rankings auch schon inne (im von Drinks International  herausgegebenen Ranking befindet das Le Lion sich zur Zeit weltweit auf Rang 16). Für mich ist es ohnehin völliger Humbug, ob die fünftbeste Bar nun erkennbar schlechter als die drittbeste ist, aber Menschen haben ja bekanntlich eine Schwäche für Exzellenz suggerierende Gütesiegel und das Prädikat „der/die/das Beste“  ist vermutlich so alt wie die menschliche Kultur. Subjektiv bleibt es letztlich trotzdem.

So, genug über subjektive Bewertungsprobleme schwadroniert, nun soll also das Le Lion im Mittelpunkt stehen.

Von der Bar habe ich erstmalig durch einen Videobeitrag auf Spiegel Online (es müsste 2008 gewesen sein) erfahren. Das Le Lion war zu diesem Zeitpunkt noch kein Jahr alt, hatte aber bereits auf sich aufmerksam gemacht. Der Videokolumnist Werner Theurich besuchte darin die Hamburger Bar und ließ sich von Besitzer Jörg Meyer einen klassischen Martini kredenzen. Im Grunde war dieses Video für mich so etwas wie das Erweckungserlebnis im Hinblick auf Drinks und Barkultur.
Einige Zeit später ergab es sich, dass zwei gute Freunde von mir nacheinander beruflich in die Hansestadt zogen und so kam auch ich endlich in den Genuss, Hamburg zu besuchen (was ich irgendwie vorher stets versäumt hatte). Bereits beim ersten Besuch erzählte ich vom Le Lion und wollte den Laden unbedingt einmal sehen und tätigte prompt eine telefonische Reservierung. Schon während des Telefonats bestätigte sich meine positive Erwartung, denn am anderen Ende sprach ich mit einem wirklich eloquenten und höflichen Mitarbeiter (dessen Namen ich leider vergessen bzw. nicht beachtet habe).

Am Abend war es dann so weit: Dem Rahmen angemessen gekleidet (irgendwas im breiten Spektrum, das unter dem hübschen Namen „smart-casual“ läuft, obwohl es im Le Lion prinzipiell egal ist, wie ich inzwischen weiß) gingen wir zu dritt zur Adresse in der Rathausstraße 3 und landeten vor einer schweren Tür mit einem bronzenen Löwenkopf darauf. Wenn wir nicht gewusst hätten, wo wir hinwollen, wären wir ziemlich sicher vorbeigelaufen. Inzwischen muss man wohl auch sagen, dass schon diese Tür ein erhebliches Portiönchen „Flair“ mitbringt und sicherlich allein schon durch ihr Äußeres einen gewissen Selektionsmechanismus im Hinblick auf potentielle Gäste ausübt. Das ist aber wohl auch ganz gut so. Nach dem Betätigen der kleinen Messingklingel öffnete uns auch direkt ein Mitarbeiter im adretten Old-School-Anzug die Tür, begrüßte uns freundlich, nahm uns die Garderobe ab und geleitete uns zu unserem reservierten Tisch.

Der Laden ist klein, aber der pure Stil. Die Wände sind mit Brokat behangen, es gibt keine Fenster und ein dunkler Teppich sorgt zusätzlich für sehr lichtgedämpfte Atmosphäre. Klassische Loungemusik ertönte in sehr angemessener Lautstärke aus den Boxen. Der Blick fällt aber vor allem auf die wirklich coole Bar, mit der großen Löwenstatue dahinter. Man wähnt sich tatsächlich im Paris der 20er Jahre, das hat man dort wirklich vortrefflich hinbekommen. Es war bereits recht gut gefüllt und wir vertieften uns zunächst einmal in die Karte, die uns, zusammen mit einem Glas Wasser aus einer Karaffe, vom sehr charmant mit österreichischem Akzent sprechenden Kellner gebracht wurde.
(An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass ein Beratungsgespräch mit einem der Mitarbeiter wirklich ein Erlebnis für sich darstellt. Damals war mein Überblick über die Cocktailkultur auch noch weitaus geringer und ich war schlicht beeindruckt davon, wie fundiert man uns über Geschmackskomponenten, mögliche Drinks und dergleichen beraten hat. Im Grunde hätte ich schon fast gern vor jeder Bestellung erstmal eine viertel Stunde mit den Herrschaften dort gequatscht, aber man will sie ja nicht zu sehr von ihrem Geschäftstreiben abhalten, war ja schon voll genug im Laden.)

(Bildquelle: http://www.abendblatt.de/img/party/crop120979755/9589513020-ci23x11-w940/Restaurant.jpg)

(Bildquelle: http://www.abendblatt.de/img/party/crop120979755/9589513020-ci23x11-w940/Restaurant.jpg)

Ich entschied mich für den von Mario Kappes kreierten Drink Professor Langnickel, über den ich zuvor bereits dieses Video gesehen hatte. Da er nicht auf der Karte stand, hab ich einfach danach gefragt und die Bestellung wurde nur mit einem „sehr gerne, der passt immer ausgezeichnet!“ aufgenommen.  Meine Begleiter bestellten einen Gin Basil Smash (der ebenfalls im Le Lion vom Besitzer Jörg Meyer erfunden wurde und von dort aus einen weltweiten Siegeszug angetreten hat) und einen „Dark & Stormy“.

Die Drinks waren wirklich das Beste, was ich bis zu diesem Zeitpunkt getrunken hatte. Allein die Subtilität der Geschmäcker, das Aroma des Zitronenschalenöls in der Nase, wenn man das Glas zum Mund geführt hat, die Atmosphäre des Ambientes um einen herum… irgendwie kulminierte das zum perfekten Gastronomieerlebnis.

Wir saßen noch weitere zwei Stunden dort und tranken noch einige weitere Drinks, von denen wirklich jeder einzelne exzellent war. Das regelmäßig nachgeschenkte Wasser ist zudem ein hervorragender Begleiter, da es allzu schnelle und tumbe Trunkenheit definitiv verhindert.

Das Le Lion serviert auf Bestellung auch kleinere Häppchen: Canapées, getrüffeltes Schweinefilet u.ä. Natürlich ist das Ganze preislich nicht mit dem Besuch in einer 0815-Tikibar vergleichbar und man investiert schon im Schnitt zwischen 12 und 18 Euro für einen Cocktail (man kann auch preislich darüber hinaus, wenn man möchte), aber man trinkt dafür ja auch viel bedächtiger und etwas langsamer, als das vielleicht viele von ihrem „Wochenendmojito“ gewöhnt sind, den man nebenbei unkonzentriert wegschlürft.

Der Besuch sollte nicht mein letzter sein und mittlerweile gehört das Le Lion für mich zu Hamburg genauso wie Reeperbahn und Landungsbrücken. Leider komme ich viel zu selten nach Hamburg, zumal inzwischen leider beide Freunde in anderen Städten leben. Für mein Portemonnaie ist das vielleicht aber auch ein unverhoffter Segen.

Inzwischen hat Jörg Meyer mit der Boilerman Bar eine weitere Bar in Hamburg eröffnet, der ich unbedingt einen Besuch abstatten muss. Und in Kürze soll mit der Winchester Bar sogar eine dritte Bar eröffnen.

 

 

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