Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark

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Ananas und Rum – diese Kombination ist sicherlich fast jedem irgendwie geläufig und cocktailhistorisch ist sie gerade aus dem Tiki-Segment absolut nicht wegzudenken. Wo es meist aber zu einer Vermählung im Cocktailshaker kommt, gibt es hier und da auch immer mal wieder aromatisierte Rums, die bereits mit einem Ananasaroma in der Flasche aufwarten. Leider hat man es dabei oft mit künstlichen Aromastoffen zu tun, die dem zugrundeliegenden Rum nicht unbedingt schmeicheln. Doch dass es auch anders geht, beweist der Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark. (Zugesandtes Testprodukt*)

Hinter dieser langen Bezeichnung verbirgt sich eine noch relativ neue Produkterscheinung aus dem Hause Ferrand (aus der Plantationreihe habe ich bisher auch schon den Plantation XO 20th Anniversary Barbados Rum vorgestellt), die jedoch in ihrer Machart auf einen durchaus geschichtsträchtigen Hintergrund zurückblicken kann. Über diese Hintergründe wird auf der ansprechend designten Flasche auch sehr umfänglich aufgeklärt. Überhaupt kann ich mich an nur sehr wenige Flaschen erinnern, die auf ihrem Etikett mit einer derartigen Menge an Text aufwarten. Nun mag es vielleicht nicht jedermanns Sache sein, vor dem Genuss derart viele Buchstaben aufzunehmen, ich fühlte mich hier aber sofort in meinem Element.

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So erfahren wir also auf dem Etikett, dass, basierend auf Charles Dickens‘ Roman „Die Pickwickier“ (orig. Pickwick Papers) aus dem Jahr 1836, die im Buch vorkommende Figur des Geistlichen Rev. Stiggins gerne einen „Pineapple Rum“ zu sich nahm (mit einem Schuss heißem Wasser und etwas Zucker). Im England des 19. Jahrhundert also scheinbar nichts Ungewöhnliches. Neben dieser literarischen Quelle arbeitete das Haus Ferrand – gemeinsam mit dem berühmten Cocktailhistoriker und Bartender David Wondrich – hier auch auf Basis einiger die Materie betreffender schriftlicher Überlieferungen. Genannt werden in diesem Rahmen das English Journal of Patent and Inventions aus dem Jahre 1824 sowie das Journal of Agricultural Society von 1844. Erstere Quelle gibt hier offenbar auch Aufschluss darüber, dass es in den britischen Karibikkolonien Brauch war, einen solchen „Pineapple Rum“ besuchenden Freunden aus Europa zu kredenzen. Man merkt also: Bevor dieses Produkt das Licht der Welt erblickte, wurden einige Recherchen und Überlegungen angestellt.

Mit dieser kurzen Zusammenfassung haben wir also schon einmal geklärt, warum diese Flasche den Namen Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy trägt. Es sind aber natürlich noch jede Menge Fragen offen, die sich um den Inhalt der Flasche drehen. Auch hier möchte ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen und kurz beschreiben, was genau in dieser Flasche enthalten ist. Zunächst daher einmal die Antwort auf die Frage, wie denn nun das Ananasaroma in die Flasche kommt: Hier setzt man auf Queen Victoria-Ananasfrüchte, welche nach eigenen Angaben die weltbeste Ananassorte darstellt. Das Etikett unterrichtet uns hier noch darüber, dass sie im Jahre 1668 erstmalig auf der französischen Insel La Réunion angebaut worden sind. Die Rinden dieser Queen Victoria Ananas werden nun in weißem Plantation 3 Stars Rum mazeriert. Parallel dazu lässt man das Fruchtfleisch in Plantation Original Dark Rum für 3 Monate mazerieren und vermählt diese beide schließlich miteinander. Somit klärt sich auch die Bedeutung des Zusatzes „Original Dark“ im Namen Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark. Der fertige Rum wird dann mit 40 % vol. abgefüllt.

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Natürlich ist ein solcher Rum neben dem Purgenuss auch für die Verwendung in Cocktails von großem Interesse. Das muss nicht zwangsläufig auf das Tikisegment beschränkt bleiben, auch wenn dort natürlich ein regelrechtes Heimspiel auf den Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark wartet. Mit dem Cofresí Cocktail, den ich in den nächsten Tagen hier vorstellen werde, will ich aber zunächst einmal zeigen, dass es nicht zwangsläufig Tiki sein muss. Doch heute geht es erst einmal um den puren Rum, weshalb ich meine Tasting Notes nicht vorenthalten will.

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Tasting Notes:

Aroma: Zwei Dinge fallen mir sofort beim ersten Zug durch die Nase auf: Eine aromatische und volle Süße des Rums und ein sehr schönes Ananasaroma. Dabei muss ich betonen, dass das Ananasaroma tatsächlich wie frisch angeschnittene Ananas riecht: süßliche Frische mit subtil holzigen Noten von der Rinde, wie man sie bei künstlichem Ananasaroma niemals finden würde. Dazu karamellisierter brauner Zucker, ein Hauch von Kokos und etwas Vanille.

Geschmack: Am Gaumen zeigt sich der Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark intensiv aromatisch und süß mit überreifer Ananas, ein wenig Kirsche und feinen, aber spürbaren würzigen Fasstönen. Wirklich ein tolles Geschmackserlebnis, das Lust auf mehr macht!

Abgang: der Abgang ist vollmundig und etwas trockener werdend, wobei neben der Süße vor allem die holzigen Töne unterstrichen werden.

Ich habe zudem noch dieses Video über den Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark eingefügt.

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

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