Cofresí

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Bereits im Rahmen des Artikels über den wirklich sehr empfehlenswerten Banksy Cocktail habe ich mich ausgiebig über die Kombination von Ananas und Kokosnuss geäußert, die für die Cocktailgeschichte und natürlich insbesondere für die Piña Colada sehr bedeutend war. Doch obwohl noch immer besagte Piña Colada die Erstassoziation für den Dreiklang aus Rum, Ananas und Kokosnuss ist (und wahrscheinlich auch immer bleiben wird), gibt es natürlich zahlreiche Möglichkeiten, diesen auch anderweitig zu verwenden. Wie das z.B. auf eine sehr schlichte und dennoch sehr elegante Art und Weise gelingen kann, zeigt der heutige Cocktail, der Cofresí.

Der Cofresí ist im Grunde nichts anderes als eine Art besonderer Old Fashioned. Doch zur eigentlichen Machart und Zubereitungsform werde ich später noch kommen. Zunächst ist vielleicht ein wenig Hintergrundinformation sinnvoll, die erklärt, was ich mir bei diesem Drink und auch beim Namen des Cocktails gedacht habe: Gerade Spirituosen, die mich qualitativ auch im puren Zustand wirklich überzeugen und die sich auch ohne großes Zögern dem oft so bezeichneten „Sipping-Segment“ zuordnen lassen, rufen meiner Meinung nach stets auch nach einem Cocktail, der ihrem Naturell möglichst gerecht wird. Natürlich könnte man sie in Sours, Fizzes oder Punches vermixen, aber dort rückt ihr einzigartiger Charakter unweigerlich ein wenig mehr in den Hintergrund, da sie dort plötzlich nur ein Klang in einem ganzen Orchester sind (wenn auch ein meist deutlich zu vernehmender). Das ist alles schön und gut und soll auch so sein. Auch ich verwende solche Spirituosen durchaus auch für solche Cocktails. Aber manche Tropfen vermische ich doch mit dem besten Gewissen lieber in weniger komplizierten Drinks wie einem Old Fashioned, einem Negroni oder einem Julep. Manchmal ist ein Weniger an Zubereitung eben doch letztendlich mehr.

Ich wiederhole noch einmal: das ist keine Absage an all die Sours und Co und soll auch nicht heißen, dass dort nur minderwertige Spirituosen Verwendung fänden, selbstverständlich nicht! Aber auch ein Old Fashioned-artiger Drink kann durchaus sehr stilecht in Szene gesetzt werden, so dass kaum jemand über die simple Zubereitung oder das geringe Maß an Zutaten nachdenkt. Oder war das eine der ersten Assoziationen beim Betrachten des heutigen Titelbildes? Vermutlich eher nicht.

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Der Cofresí besteht vor allem aus dem erst vorgestern hier vorgestellten Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark. Dieser wird lediglich mit anderthalb Barlöffeln Zuckersirup und zwei Dashes The Bitter Truth Spiced Chocolate Bitters vermischt und fertig ist der Cofresí. Das heißt noch nicht ganz, denn es drängt sich natürlich die Frage auf, woher nun das Kokosnussaroma stammt. Hier ist die Lösung eine recht elegante und doch Eindruck machende: eine Eissphäre aus Kokosnusswasser. Ob man das Kokosnusswasser nun frisch aus der Nuss oder aus einer Flasche oder einem Tetra Pack aus dem Supermarkt bezieht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Entscheidend ist hier, dass der Cofresí Cocktail ein wenig mit der Zeit spielt. Denn je länger man ihm Zeit gibt, umso intensiver wird das Kokosaroma. Wem ein solches Maß an Unberechenbarkeit zu viel des Guten ist, der kann natürlich auch einfach einen Schuss Kokosnusswasser zum Drink geben, aber ich mag es gerade bei schlichten Cocktails, wenn man auch ein wenig mit Aspekten wie der Zeit spielen kann, wie z.B. auch im Mr. Hyde’s Fixer Upper, wo man das Raucharoma intensivieren kann, indem man ihn länger in der Flasche belässt.

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Der Name Cofresí ist übrigens eine Anspielung auf Roberto Cofresí y Ramírez de Arellano, einen Piraten und Volkshelden Puerto Ricos, der gewissermaßen so etwas wie der Robin Hood der karibischen Freibeuterei gewesen sein soll. Sein Name erschien mir gerade für einen Old Fashioned deshalb so passend, weil er die vermeintlich älteste historische Quelle für die Kombination von Rum, Ananas und Kokosnuss ist, welche er als Gemisch zur Anhebung der Moral seiner Mannschaft kredenzt haben soll. Und weil er ein Pirat war, darf natürlich auch bei meinem Cocktail nicht ganz das Gold fehlen, weshalb ich einen kleinen „Nugget“ hergestellt habe, indem ich eine Kokospraline mit goldener Lebensmittelfarbe besprüht habe. Serviert in einer stiellosen (doch ganz und gar nicht stillosen) Martinischale auf einer mit gestoßenem Eis gefüllten Kokosnusshälfte lässt das karibische Freibeuterflair nicht lange auf sich warten.

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Rezept:

6 cl Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark
1½ Barlöffel Zuckersirup
2 Dashes The Bitter Truth Spiced Chocolate Bitters

1 Kokoswassereissphäre

Zubereitung: Alle flüssigen Zutaten in einem Rührglas ohne Eis verrühren und ins mit der Kokoswassereissphäre gefüllte Glas geben.

Glas: Martinischale ohne Stiel auf mit gestoßenem Eis gefüllter Kokosnusshälfte

Garnitur: mit goldener Lebensmittelfarbe besprühte Kokospraline

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Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

2 thoughts on “Cofresí

  1. Pingback: Pure Spirits: Plantation Pineapple Stiggins‘ Fancy Original Dark | Galumbi

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