Scheibel Premium Williams, Schlehe, Mirabell & drei Cocktailvorschläge für Obstdestillate

Nach einer kleinen Sommerpause geht es heute nun endlich weiter – gewissermaßen startet Galumbi – Drinks & More in die nächste Saison. Und während wohl die meisten beim Wort „Saison“ an den Fußball denken, haben u.a. natürlich auch unterschiedliche Obstsorten ihre Saison, womit wir (mehr oder weniger) elegant mitten im heutigen Thema angekommen wären: Es geht nämlich um Obstbrände bzw. -geiste. Genauer gesagt: um zwei Premium-Brände und einen Premium-Geist aus dem Hause Scheibel. (zugesandte Testprodukte)*

Langjährige Leser meines Blogs werden sich sicherlich erinnern, dass ich hier schon das eine oder andere Mal verschiedene Abfüllungen aus dem Hause Scheibel vorgestellt habe. Da wären z.B. die Scheibel Premium Ingwer Royal-Spirituose, der Alte Zeit Apricot Brandy, der Kamin-Kirsch oder die Moor-Birne. Im letztgenanntem Artikel habe ich auch ein paar einleitende Worte über die Brennerei Scheibel aufs imaginäre Papier gebracht, weshalb ich für eine allgemeine Orientierung auch auf diesen verweisen möchte.

Heute geht es hingegen um drei unterschiedliche Abfüllungen, auf die ich im Vorfeld sehr gespannt war. Mit einem Williamsbrand befindet sich ein sehr traditioneller Vertreter unter ihnen, aber auch der Mirabellenbrand und der Schlehengeist, um die es im Folgenden gehen wird, sind beliebte Klassiker des Obstbrennerhandwerks. Gehen wir also direkt in medias res und schauen uns die drei Abfüllungen einmal genauer an.

Der Scheibel Premium Williams (so sein offizieller Name) basiert auf einer Maische aus (zuvor entkernten) baumgereiften Williams-Christ-Birnen aus der Ortenau. Diese wird schließlich doppelt destilliert (über Gold, wie man im Hause Scheibel stets betont) und dann schließlich mit klassischen 40% vol. abgefüllt.

Tasting Notes „Scheibel Premium Williams“:

Aroma: Sofort ist eine reife, satte Williams-Birne in der Nase, sie zeigt sich sehr authentisch und aromatisch. Mit der Zeit kommen feine Assoziationen von Vanille, diffuse Zitrustöne und eine Ahnung von Sanddorn hinzu.

Geschmack: Hier zeigt sich ebenfalls der gut eingefangene Charakter der Williams-Birne. Der Geschmackseindruck entwickelt sich gewissermaßen entlang der Frucht – von der Birnenschale bis hin zum Fruchtfleisch, das Herausschneiden der Kerne ist erkennbar. Auch hier zeigen sich wieder feine Zitrustöne und diffus bleibende Vanille.

Abgang: mittellang mit Noten von der Birnenschale und feinen Gewürzanklängen

Um die Williams-Birnen-Noten des Scheibel Premium Williams in einem Drink zur Geltung zu bringen, gibt es sicherlich unzählige Möglichkeiten. Ich habe mich heute für einen sommerlichen Highball entschieden, bei dem der Birnencharakter spürbar bleibt, aber einige sehr spannende Aromen den Drink flankieren. So habe ich einen Żubrówka eingesetzt (was ich sehr selten tue), Rosolio di Bergamotto zur Untermalung der feinen Zitrustöne, frischen Zitronensaft und einen Hauch Lavendelsirup. Meine Gedanken beim Probieren des Drinks gingen in Richtung eines Wiesenhanges, auf dem Obstbäume und Zitrusfrüchte wachsen sowie hohes Gras und Lavendel die Wege säumen. Daher heißt der Drink schlicht „Sloping Meadow“.

Rezept „Sloping Meadow“:

4 cl Scheibel Premium Williams
2 cl Żubrówka (Büffelgras-Wodka)
3 cl Italicus Rosolio di Bergamotto
3 cl Zitronensaft
1 Barlöffel Lavendelsirup (Maison Meneau)

Sodawasser

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf das Sodawasser im Shaker auf Eis kräftig schütteln, ins mit gestoßenem Eis gefüllte Glas geben und mit Sodawasser toppen.

Glas: Highball

Garnitur: Zitronenzeste

Die Scheibel Premium Schlehe ist im Gegensatz zu den anderen beiden Abfüllungen, um die es in diesem Artikel geht, kein Brand, sondern ein Geist. Man hat hier also keine Schlehen vermaischt, sondern stattdessen nach dem ersten Frost geerntete Wild-Schlehen aus den Karpaten in Alkohol mazerieren lassen und schließlich destilliert (einmal). Final wurde dann mit 41% vol. abgefüllt.

Tasting Notes „Scheibel Premium Schlehe“:

Aroma: Auch hier ein durchaus authentisches Bild der Schlehe. Assoziationen von Mandeln und der nah verwandten Pflaume, aber auch ein wenig Kirsche und etwas Marzipan.

Geschmack: Satt und vollmundig, dabei stets authentisch mit subtilen Bgeleitnoten von Mandeln, Kirschen und tatsächlich etwas Wacholder

Abgang: mittellang bis lang mit Bittermandeln

Die insgesamt etwas kräftigere Schlehe verträgt natürlich auch ein wenig kräftigere Begleitung. In meinem „Crimson Sloe“ (welcher schlicht nach seiner Farbe benannt ist) habe ich daher als Basis auf einen Reserved Gin gesetzt, welcher mit gelber Chartreuse, etwas Luxardo Sangue Morlacco (alternativ Cherry Heering) und einem Hauch Fernet Branca daherkommt. Die Scheibel Premium Schlehe bleibt stets erkennbar und bildet eine runde Grundaromatik, ein sehr schöner Drink; nicht nur, aber auch für die kalte Jahreszeit.

Rezept „Crimson Sloe“:

4 cl Reserved Gin (z.B. Citadelle)
2 cl Scheibel Premium Schlehe
1,5 cl Chartreuse jaune
1,5 cl Luxardo Sangue Morlacco (alternativ Cherry Heering)
1 Barlöffel Fernet Branca

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Goblet oder Coupette

Garnitur: zwei Kirschen

Und zu guter Letzt wäre da noch die Scheibel Premium Mirabell. Hier bilden Mirabellen aus dem Schwarzwald die Grundlage, wovon etwa 5kg für jeweils eine Flasche des Brandes vermaischt werden. Mit 43% vol. liegt die Abfüllstärke hier am höchsten, was ich durchaus spannend finde. Destilliert wird hier wiederum zweifach.

Tasting Notes „Scheibel Premium Mirabell“:

Aroma: Auch hier wieder ein überaus aromatisches und authentisches Bild von vollreifen Mirabellen, die mit typischen Noten von Marzipan und diffusen Übergängen zu anderen hellen Früchten daherkommen. So finde ich auch immer wieder Assoziationen von Pfirsichen, aber auch von Honigmelone und etwas Quitte.

Geschmack: Vollmundige und reife Mirabelle mit einem durchaus ausdrucksstarken Charakter, ich bilde mir ein, das die 43% vol. hier sehr gut zum Tragen kommen. Dazu wieder diffuse, helle Früchte und etwas Minze.

Abgang: mittellang und floral

Für den Scheibel Premium Mirabell fiel meine Wahl auf einen Cocktail von Simon Difford, den Left Bank Martini, welchen er nach eigenen Angaben 2006 für ein PR-Event des St. Germain Holunderblütenlikörs kreiert hat. Ich habe hier recht wenig verändert, aber den Ginanteil mit etwas Mirabellenbrand aufgesplittet, was wirklich hervorragend funktioniert.

Rezept „Left Bank Mirabelle Martini“ (angelehnt an Simon Difford, 2006):

3,5 cl Gin
2,5 cl Scheibel Premium Mirabell
1,5 cl St. Germain Holunderblütenlikör
1,5 cl trockener Weißwein
0,75 cl trockener Wermut

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis rühren (Simon Difford schüttelt den Drink) und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Martini

Garnitur: Zitronenzeste

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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