Neulich erreichte mich ein Paket mit einer sehr interessanten Flasche – zusammen mit dem Hinweis, dass diese am 1. September offiziell an den Start gehen würde. Das Paket stammte aus Kappelrodeck im Schwarzwald und trug den Absender „Emil Scheibel Schwarzwald-Brennerei GmbH“. Natürlich wird man da schon sehr neugierig, denn die Scheibel-Brennerei hat sich nicht nur unter traditionellen Obstbrandfreunden einen guten Namen gemacht, sondern ist auch zunehmend hinter der Bar ein etablierter Name. (zugesandtes Testprodukt)*
Das liegt zwar nicht ausschließlich, aber eben auch am MoBi Sour und der wirklich hervorragenden Moor-Birne, die ich vor einiger Zeit auch hier im Blog rezensiert habe. Umso gespannter war ich natürlich auf den Inhalt des Pakets. Und tatsächlich überraschte mich dieser dann auf eine wirklich sehr positive Art, denn was ich hier in der Hand hielt, klang doch sehr vielversprechend: Scheibel Kamin-Kirsch, so der Name des neuesten Rennpferdes im Scheibel-Stall. Dabei handelt es sich augenscheinlich um ein leicht rauchiges Kirschwasser, was in der Tat eine sehr spannende Idee ist. Mit dem vor der Tür stehenden Herbst hat man sich hier auch sicherlich den richtigen Zeitpunkt ausgesucht, um einen solchen Tropfen auf den Markt zu bringen.
Der bzw. das Scheibel Kamin-Kirsch wird doppelt destilliert (und zwar über Gold, wie man in der Marketingabteilung des Hauses Scheibel bei seinen Produkten nicht zu betonen müde wird) und anschließend in getoasteten Fässern für einen nicht genau benannten Zeitraum reifen gelassen. Um was für Fässer es sich dabei genau handelt, wird leider nicht verraten. Ebenso liegen mir keine finalen Informationen darüber vor, wie genau der Rauch Einzug ins Produkt hält (wenn jemand Genaueres weiß, immer her damit!). Sobald ich hier also mehr weiß, ergänze ich das an dieser Stelle. Abgefüllt wird jedenfalls mit 43% vol.
Tasting Notes:
Aroma: Eine aromatische und reife Schwarzkirsche ist zweifellos der prägende Eindruck in der Nase, sie kommt mit Noten von Kirschkernen daher, die an Amarenakirschen, Bittermandeln und eine Nuance Marzipan denken lassen. Dazu fügt sich hier überraschend harmonisch ein feiner Rauch ein, der das Aroma wirklich auf eine komplexere und ansprechendere Stufe zu heben vermag. Der Rauch fällt aber keinesfalls überdimensioniert oder zunächst überlagernd (wie bspw. bei einigen Islay-Whiskys) aus. Dabei kommen auch Kräuterassoziationen mit. Nach einiger Zeit wird der Eindruck der Kirsche fruchtiger und frischer – sehr schön!
Geschmack: Ja, am Gaumen ist der Rauch vielleicht sogar ein klein wenig prägnanter als in der Nase. Er ist von Anfang an mit von der Partie, fügt sich aber auch hier sehr gekonnt in ein Geschmacksbild aus reifen, süßen Kirschen, Kirschkernen, Marzipan, Assoziationen von Bitterschokolade und Kräuternuancen ein. Es ist erkennbar ein (sehr gelungenes) Kirschwasser, aber eben eines, das andere Wege geht.
Abgang: mittellang, recht trocken mit fruchtiger Schwarzkirsche und fein-würzigem Rauch
Die Idee zu meinem Drink kam mir quasi wirklich unmittelbar, als ich die Flasche Scheibel Kamin-Kirsch in der Hand hielt. Dabei hatte ich geschmacklich Drinks wie etwa einen Professor Langnickel, einen Vienna in Ashes, aber eben auch einen simplen Old Fashioned im Kopf. Rauchiges Kirschwasser harmoniert einfach fantastisch mit Schokolade, weshalb ich zum Mozart Dark Chocolate Schokoladenlikör gegriffen habe. Um dem Drink aber noch einen aromatisch-kraftvollen Körper zu verleihen, kommt zudem noch etwas dunkler Overproof Rum zum Einsatz (hier habe ich zum Plantation O.F.T.D. Overproof gegriffen). Abgerundet wird dann Alles mit je einem Spritzer Orange Bitters und Angostura Bitters. Die Geschmackskomposition ließ mich irgendwie an die berühmte Mon Chéri-Praline denken und dann fiel mir auch prompt die klischeehaft überzeichnete 90er-Jahre Werbung mit Claudia Bertani wieder ein, die im roten Sommerkleid die Kirschen im Piemont begutachtete. Naja, ich bin mir sicher, dieser Drink würde ihr besser gefallen als die Schokopralinen.
Rezept: „Claudia’s Cheating:“
4 cl Scheibel Kamin-Kirsch
2 cl Mozart Dark Chocolate
1 cl gereifter Overproof Rum
1 Dash Angostura Bitters
1 Dash Orange Bitters
Zubereitung: Der Drink wird im Glas gebaut, dazu einfach alle Zutaten auf massives Eis geben, umrühren, fertig.
Glas: Tumbler
Garnitur: drei Griottines-Kirschen
Darüber hinaus habe ich noch darüber nachgedacht, inwiefern das Scheibel Kamin-Kirsch auch in einem simplen Highball bzw. Longdrink brillieren könnte. Und tatsächlich funktioniert es mit Tonic ganz gut, wenn man denn ein wenig über den Tellerrand hinaus zu blicken gewillt ist. Wo es mir aber noch besser gefallen hat, ist in Kombination mit einer würzigen Cola. Ja, ich weiß, das klingt jetzt wenig versiert und nach hoher Barschule, aber tatsächlich bin ich hin und wieder ein Freund eines guten Cola-Highballs – und mit bspw. der Fever Tree Madagascan Cola oder auch der Fentimans Curiosity Cola (und auch anderen) steht ja inzwischen auch die ein oder andere Cola zur Verfügung, die wirklich solide daherkommt. Einfach Cola und Kamin-Kirsch im Verhältnis 3:1 mit viel Eis im Longdrink Glas servieren. Schmeckt tatsächlich ausgesprochen gut.
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
OH MEIN GOTT!!!
Dieser Tropfen kommt definitiv in meine Hausbar. Ich bin ein riesen Fan der Moor Birne. Eine schlichte aber moderne Interpretation des Obstklassikers. Vielseitig einsetzbar, pur und gemixt.
Und nun das!
Da freue ich mich riesig drauf, zumal deine Tastingnotes wirklich sehr verlockend klingen!
Und dein Drink lässt mir einfach nur das Wasser im Mund zusammenlaufen!
Vielen Dank für diese Präsentation.
Sehr gern, Martin. Und vielen Dank fürs Feedback! 🙂
Scheibel gibt neue Rauchzeichen! Kirschwasser einmal anders interpretiert. Wirklich ein Genuss!
In der Tat, mir hat der Kamin-Kirsch auch sehr gut gefallen!
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