Und auch heute steht wieder ein Rum im Vordergrund, zusammen mit einem zu ihm passenden Cocktail. Und weil sich sicherlich noch viele Leute von den zahlreichen Aprilscherzen vor zwei Tagen erholen müssen, wollte ich die Sache nicht zu ernst angehen und habe mich daher für einen Tikicocktail entschieden. Der Rum stammt ein weiteres Mal aus der Plantation-Reihe und ist sicherlich das potenteste Schiff in dieser Rumflotte. (Zugesandtes Testprodukt*)
Der Plantation O.F.T.D. Overproof macht seine Natur bereits auf dem Etikett offensichtlich und man meint eine Stimme zu hören, die sagt: „Ich komme mit gewaltigen 69% vol. daher. Ich bin kräftig, ich bin dunkel, mit mir ist nicht zu spaßen!“ – Und da ist auch in vielerlei Hinsicht etwas dran. Denn auch wenn ich ihn im Folgenden in einem Tikidrink einsetze (die niemals bitterernst genommen werden sollten), sollte man mit 69% vol. definitiv nicht spaßen und hier nur sehr bewusst genießen. Fällt die Wahl auf den puren Genuss, ist die Verdünnung mit etwas Wasser daher in meinen Augen sehr zu empfehlen, will man mit dem Alkohol nicht die Geschmacksnerven überstrapazieren. Was aber auch feststeht: mit diesem Rum wird mächtig viel geboten. Inhaltlich, geschmacklich und sogar auch preislich, denn mit einem Preis zwischen meist 25 und 30 Euro erhält man hier wirklich viel für sein Geld.
Aber der Reihe nach: „O.F.T.D.“ steht für Old Fashioned Traditional Dark und das ist gewissermaßen ein programmatischer Name. Das Haus Ferrand (in Person von Kellermeister Alexandre Gabriel) hat sich für diesen Rum die Hilfe von sechs Rumexperten aus verschiedenen Gebieten gesichert: Martin Cate, Rumexperte und Besitzer des Smuggler’s Cove in San Francisco, Jeff „Beachbum“ Berry, weltberühmte Tiki-Koryphäe, Paul McFayden, Besitzer der Londoner Tiki-Lounge Trailer Happiness, Paul McGee, Besitzer der Chicagoer Tiki-Oase Lost Lake, Scott Schuder, Besitzer der Pariser Tiki-Bar Dirty Dick und Cocktailhistoriker David Wondrich. Diese geballte, personifizierte Expertise zeichnet nun also verantwortlich für einen Rum, den man in der Tradition der alten Segelschiffära kreieren wollte. Auf den Schiffen der Royal Navy (und auch auf Schiffen anderer Flotten) galt Rum als Bestandteil der täglichen Matrosenration. Und da die Brennbarkeit von Schießpulver auch nach versehentlichem Kontakt mit Rum noch immer gewährleistet sein musste, mussten diese Rums einen Alkoholgehalt von ab 57% aufwärts aufweisen. Ab da war garantiert, dass das Schießpulver noch brannte. Dies mussten die Rums ursprünglich via Test beweisen (proof), weshalb man ab 57% von „Overproof“ spricht. Darunter waren sie eben „Underproof“. Und weil die Seeleute den Rum häufig mit Wasser verdünnt oder – damals sehr verbreitet – in Form von Punches tranken (Spirituose, Wasser, Zitrussaft, Zucker und Gewürze), musste er natürlich kräftig genug sein, aromatisch einer solchen Verdünnung Stand zu halten. Also am besten: kräftig, dunkel, vollaromatisch. Et voila: der Plantation Old Fashioned Traditional Dark Overproof Rum.
Tatsächlich ist dieser Rum nicht gefärbt und – das verdient definitiv eine sehr lobende Hervorhebung – nicht gezuckert (im Gegensatz zu anderen Plantations, wo vor der Flaschenabfüllung ein wenig nachgeholfen wird). Im Gegensatz zum alten Plantation Original Dark Overproof, den der Plantation O.F.T.D. Overproof nun in der Plantation-Range ablöst, ist hier kein Trinidad Rum mehr enthalten. Stattdessen haben wir es mit einem Blend von Rums aus Jamaika, Barbados und Guyana zu tun. Die Guyana-Rums reiften dabei in neuen und alten Eichenfässern für ein bis zwei Jahre, die Barbados-Rums für zwei bis fünf Jahre in alten Fässern (ehemalige Bourbonfässer übrigens) und die Jamaikaner für ein bis zwei Jahre in neuen und alten Eichenfässern. Zudem ist ein Jamaikanischer Rum enthalten, der für 14 Jahre in neuen Eichenfässern lagern durfte. Zu welchem Anteil, ist allerdings nicht bekannt.
Bevor ich mich nun gleich den Tasting Notes widme, möchte ich aber auch noch einige Worte über den Cocktail loswerden, den ich hier ebenfalls vorstellen möchte. Ich musste wirklich nicht lange überlegen, dass es ein Tikidrink werden sollte, allein schon, wenn man bedenkt, wieviele Tikiexperten hier bei der Kreation dieses Rums mitgewirkt haben. Inspiriert hat mich dabei der Caribbean Punch von Don the Beachcomber, allerdings habe ich mich an der ein oder anderen Stelle doch etwas weiter vom Originalrezept entfernt. Als Hommage an den alten Plantation Overproof spielt der Plantation O.F.T.D. hier zusammen mit dem jüngst auch hier im Blog vorgestellten Plantation Vintage Edition Trinidad 2003 die Hauptrolle. Ansonsten wartet meine Variante des Caribbean Punches mit Orgeat, frischem Granatapfelsaft und Mate-Limonade (Club Mate o.ä.) auf. Cheers!
Tasting Notes:
Aroma: Intensiv, voll und aromatisch, so kündigt sich der Plantation O.F.T.D. Overproof in der Nase an. Eine typische, kräftige Rumnote zeigt Töne von Trockenfrüchten, Pflaumen, Schokolade und Kaffee. Mit der Zeit tatsächlich auch etwas wärmere Zitrustöne von Orangen. Ein wenig Wasser schlüsselt die Zitrustöne weiter auf und holt sie etwas mehr in den Vordergrund, doch auch hier bleibt der Rum vollaromatisch und büßt kaum etwas von seinem Geruchsbild ein. Wirklich beachtlich!
Geschmack: Intensiv, der Alkohol kann sich bei dieser Trinkstärke natürlich nicht gänzlich verstecken, fällt aber für 69% vol. überraschend sanft – fast bin ich geneigt zu sagen: gefährlich sanft – aus. Es zeigen sich wieder kräftige Trockenfrüchte, Eichentöne, Vanille und Karamell, dazu Gewürze und etwas Schokolade. Mit Wasser treten Eichentöne und Trockenfrüchte etwas zugunsten von Vanille und Karamell in den Hintergrund.
Abgang: Sehr lang anhaltend, Schokolade, Gewürze und etwas Eiche. Ein toller, wirklich mit Aromen überladener Rum.
Rezept „Caribbean Mate Punch“:
3 cl Plantation O.F.T.D. Overproof
3 cl Plantation Vintage Edition Trinidad 2003
4,5 cl Mate-Limonade (z.B. Club Mate)
1/2 Barlöffel Pernod (Anisée)
2 cl Limettensaft
1,25 cl Falernum
0,5 cl Zuckersirup
0,5 cl Orgeat
2 Barlöffel frischer Granatapfelsaft
Zubereitung: Alle Zutaten bis auf den Granatapfelsaft im Shaker kräftig auf Eis schütteln (Vorsicht beim anschließenden Öffnen, die Mate-Limonade bringt den Inhalt zum Schäumen!) und in einen mit gestoßenem Eis gefüllten Tiki-Mug abseihen. Zuletzt frischen Granatapfelsaft oben so auf den Drink geben, dass er langsam nach unten läuft und einen Farbakzent setzt.
Glas: Tiki-Mug (oder Highball)
Garnitur: frische Minze und Cocktailschirmchen
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)
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