Cognac kommt unterm Strich hier im Blog ein wenig zu kurz. Dafür gibt es eigentlich keinen besonders triftigen Grund, denn ich mag diese Spirituosengattung tatsächlich sehr gern und die Palette an klassischen, Cognac enthaltenden Drinks ist ebenfalls nicht besonders klein. Zeit also, einmal wieder über die französische Spirituose zu schreiben. (zugesandtes Testprodukt)*
Zu grundlegenden Informationen zum Thema möchte ich an dieser Stelle allerdings auf einen Artikel aus der Vergangenheit verweisen, in dem ich eine kurze Einführung in die Thematik gegeben habe. Im verlinkten Artikel erfährt man mitunter auch etwas über die verschiedenen „Crus“ der Cognacregion. Wie auch der Pierre Ferrand Cognac 1840 Original Formula stammt auch die heutige Flasche aus der Subregion Grande Champagne, welche als 1. Cognacregion gilt (daher auch die Bezeichnung „1er Cru de Cognac“ auf der Flasche). Er hört auf den Namen Pierre Ferrand Ambré, also Bernstein, und trägt keine weitere Altersangabe auf dem Etikett, er gehört also rein formell vermutlich zur jüngsten Gruppe der Cognacs (viele Internetseiten und Versandhändler behaupten hier, die Spirituose sei 10 Jahre gereift. Hier ist man wohl dem Marketingtrick des „Verkostungsalters“ aufgesessen, was schlicht bedeutet, dass er „wie ein Zehnjähriger“ schmeckt, aber nicht, dass er zehn Jahre alt ist). Verantwortlich für diesen Cognac zeichnet abermals Alexandre Gabriel, der Master Blender des Château de Bonbonnet, welcher sicherlich nicht ohne Stolz auch auf zahlreiche gewonnene Preise dieses Tropfens auf der Verpackung verweist.
Mein geschätzter Bloggerkollege Matthias Friedlein vom Augustine-Bar-Blog hatte sich in der Vergangenheit sehr lobend über den Pierre Ferrand Ambré Cognac geäußert, so dass ich sehr gespannt auf die Verkostung dieses Cognacs war.
Tasting Notes:
Aroma: Ein intensives, sehr duftiges Aroma von hellen Früchten umtanzt den Geruchssinn, besonders Aprikose und Birne stechen hervor. Obstkerne, Veilchen, Honig und Eiche mischen sich mit einer feinen Vanille und subtilen Gewürzassoziationen.
Geschmack: Am Gaumen zeigt sich eine sehr milde und dennoch überzeugende Geschmacksvielfalt von feinen Eichentönen mit Steinobst (auch hier insbesondere Aprikose), Vanille und ein wenig Citrusfrucht. Ein toller Cognac, ich kann mich hier nur dem Lob meines Kollegen anschließen.
Abgang: mittellang mit Gewürzen, Aprikosen- und Orangentönen
Die Cocktailtauglichkeit dieses Cognacs stand für mich nach der Purverkostung im Grunde außer Frage. Trotzdem wollte ich mich zunächst mit einem klassischen Cognaccocktail davon überzeugen, der die Aprikosentöne des Pierre Ferrand Ambré sehr schön aufgreift und mit Orangennoten kombiniert: Dem „Between the Sheets“ Cocktail von Harry MacElhone aus dem Jahr 1930.
Rezept „Between the Sheets“:
3 cl Pierre Ferrand Ambré Cognac
3 cl Pierre Ferrand Dry Curaçao
3 cl weißer Rum
0,75 cl Zitronensaft
2 Barlöffel Zuckersirup (optional)
Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kräftig schütteln und ins vorgekühlte Glas abseihen. Mit dem Öl einer flambierten Orangenzeste besprühen.
Glas: Coupette
Garnitur: Orangenzeste
Darüber hinaus wollte ich aber noch etwas mehr aus dem Pierre Ferrand Ambré herauskitzeln und habe mich an einen Flip gewagt, der von einem Drinkerlebnis im römischen Jerry Thomas Project inspiriert ist. Ein fruchtig-aromatischer Flip mit einer feinen mineralischen Note, den ich kurzerhand „The Amber Flip“ getauft habe. Hierfür habe ich den weißen Plantation „Three Stars“ Rum mit getrockneten Aprikosen und einem Hauch Tonkabohne infundiert und zusammen mit italienischem Wermut (Mulassano Rosso), einer Idee Sodawasser, etwas Zucker, Peychaud’s Bitters und einem Eigelb (und natürlich dem Pierre Ferrand Ambré als Hauptdarsteller) kombiniert und schließlich mit Muskatnuss abgerundet. Ein toller, aromatischer und sehr schöner Cocktail, der durch die erforderliche Infusion natürlich etwas Aufwand macht, diesen aber definitiv wert ist. Und zudem ist es ein Flip: eine leider nur selten anzutreffende Cocktailkategorie.
Rezept „Amber Flip“:
5 cl Pierre Ferrand Ambré Cognac
1,5 cl mit getrockneten Aprikosen & Tonka infundierter Plantation „Three Stars“ (s.u.)
1,5 cl Zuckersirup
1 cl roter, italienischer Wermut
1 Eigelb
1 cl Sodawasser
2 Dashes Peychaud’s Bitters
Mit getrockneten Aprikosen & Tonka infundierter Plantation „Three Stars“: Auf jeweils 250 ml Plantation „Three Stars“ eine kleine Hand voll getrocknete Aprikosen und ca. eine halbe Tonkabohne geben und für 48 Stunden infundieren lassen. Anschließend durch ein feines Filtertuch filtrieren. Auf keinen Fall länger infundieren lassen, sonst wird der Tonkaeinfluss zu stark.
Zubereitung: Alle Zutaten zunächst ohne Eis einem „Dry Shake“ unterziehen (oder mit einem Milchaufschäumer kurz im Shaker aufschäumen). Schließlich Eis in den Shaker geben und kräftig für ca. 20 Sekunden schütteln. Anschließend ins vorgekühlte Glas abseihen.
Glas: Tumbler oder D.O.F. (das Glas auf dem Bild bewegt sich irgendwo zwischen Goblet und Tumbler)
Garnitur: frisch geriebener Muskatnuss
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
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