Pure Spirits: Plantation „3 Stars“ Rum & Chupacabras Daiquiri

Gezählt habe ich die Erwähnungen zwar nicht, aber innerhalb meines Blogs finden sich eine ganze Menge Referenzen auf einen der wohl bekanntesten Cocktails der Welt und einen echten Klassiker der Bar- und Drinkgeschichte: den Daiquiri. Es ist auch noch gar nicht so lange her, dass ich ihm einen eigenen Artikel gewidmet habe. Persönlich trinke ich ihn allerdings am liebsten in einer kleinen Abwandlung, dem sogenannten Chupacabras Daiquiri. Doch bevor ich auf diese Variante eingehe, steht zunächst einmal eine Flasche Rum im Mittelpunkt. (Zugesandtes Testprodukt*)

Wer sich in einem Spirituosenfachhandel einmal im Rumregal umblickt, der wird vermutlich nicht an der Plantation-Reihe aus dem eigentlich in der Cognacherstellung beheimateten Haus Ferrand vorbeikommen. Die Flaschen sind meist sehr aufwändig und hübsch designet und dabei mit wertig und gleichsam traditionell anmutenden Etiketten voller Informationen versehen. Vielen ist sicherlich auch das Strohgeflecht um einige der Flaschen ein Begriff. In der Vergangenheit habe ich hier z.B. schon den sehr schönen Plantation XO vorgestellt. Wie vielseitig die Plantation-Serie ist, sieht man schnell, wenn man einen Blick in das Portfolio wirft.

Der heutige Rum hört auf den Namen „3 Stars“ und ist ein Verschnitt aus Rums der drei Sterne der Karibik, wie auf der Flasche zu lesen ist. Damit gemeint sind die Insel Barbados, auf der u.a. auch mit der Mount Gay-Destille die älteste durchgehend betriebene Rumdestille der Welt zu finden ist, die Insel Jamaika sowie Trinidad. Alle drei Staaten haben eine britische Kolonialvergangenheit und die Rums aller drei Länder werden daher i.d.R. auch dem englischen oder auch britischen Rumstil zugeordnet, der eher eine lose Orientierungskategorie ohne pauschale Gültigkeit darstellt. Dennoch haben die Rums des englischen Stils gemein, dass sie meist auf Pot Stills gebrannt worden sind und sich durch einen kräftigeren, voluminöseren Charakter von den meist leichteren und blumigeren Rums des spanischen Stils unterscheiden. Welche Destillen allerdings genau für die Rums im Plantation „3 Stars“ verantwortlich zeichnen, erfährt man bei Plantation nicht. Doch auch innerhalb des „englischen Stils“ gibt es viele Unterschiede, die wiederum regionale Traditionen widerspiegeln. Der enthaltene Barbados-Rum ist dabei eine Mischung aus Pot Still- und Column Still-Rum, was bereits zeigt, wie wenig pauschal die Verbindung „englischer Stil = Pot Still“ gültig ist. Man sagt manchen Barbados-Rums daher eine gute aromatische Balance nach und der Hersteller beschreibt hier vor allem Zuckerrohr- und Fruchtnoten als maßgeblichen Beitrag Barbados‘ zum „3 Stars“ Plantation Rum.
Jamaika hingegen ist bekannt für seine intensiv-aromatischen „High-Ester“ Rums (mehr dazu bald noch an anderer Stelle) und wird oft fast synonym mit dem, was ich bisher als englischen Rumstil bezeichnet habe, gebraucht. Hier weist das Etikett Melasse, Bananen und tropische Früchte auf, die durch den jamaikanischen Rumanteil ihren Weg in das Gesamtprodukt gefunden haben sollen. Der  Trinidad-Rum im Blend unterstreicht vor allem die milde, leichtere Seite mit Vanille, Zitrusfrüchten und Gewürzen. Und auch wenn der Satz vielleicht etwas merkwürdig klingt, so gilt Trinidad-Rum innerhalb des englischen Stils gewissermaßen als einer der „spanischsten“ Rums. Zwar sind die meisten Rums eher jüngeren Alters, es ist aber auch 10 Jahre alter jamaikanischer Rum enthalten.

Die verschiedenen Rums werden schließlich in Frankreich miteinander vermählt, was von Kellermeister Alexandre Gabriel durchgeführt wird. Als Kellermeister eines Cognachauses stammen dessen Erfahrungen natürlich auch maßgeblich aus dem Segment einer anderen gereiften Spirituose, garantieren aber auch einen einzigartigen Zugang zum Handwerk. Abgefüllt wird der fertige Rum dann mit 41,2 % vol. Mit ca. 15 bis 18 Euro für eine Flasche kriegt man hier zudem wirklich eine Menge fürs Geld geboten. Mehrere Auszeichnungen konnte dieser Rum ebenfalls schon gewinnen.

Achja: vielleicht sollte ich noch kurz auf die Farbe eingehen. Wie man sehen kann, haben wir es hier mit einem weißen Rum zu tun. Je nach Herkunft des Rums liest man hier auch mitunter Bezeichnungen wie „light“, „silver“ „platino“ oder dergleichen, doch all dies besitzt nicht zwangsläufig eine Aussagekraft. Da Färbung im Rumsegment – ähnlich wie beim Whisky – nicht ausgeschlossen ist, muss man hier immer mit Vorsicht herangehen. Zudem besteht die Möglichkeit, einem Rum z.B. durch Aktivkohlefilterung die Farbe nach einer Fassreifung auch wieder zu entziehen, was auch beim vorliegenden Rum geschehen ist. Trotzdem besteht der Großteil weißer Rums eher aus jüngeren Rums, da der Konsument dies ja auch erwartet. Pauschal gültig ist das aber nicht.

Und auch wenn ich hier nicht wirklich das Fass der Zuckerdebatte aufmachen möchte, so sei zumindest darauf hingewiesen, dass auch diesem Rum Zucker beigegeben wurde (gemessen wurden hier ca. 12g  auf einem Liter). Man muss der Plantation-Reihe bzw. Ferrand allerdings zugutehalten, dass sie mit der Thematik sehr offensiv umgehen, indem sie von sich aus den Zuckerzusatz einräumen und als „Dosage“ (also vergleichbar mit der Zuckerzugabe in der Champagnerproduktion) bezeichnen, wünschenswert wäre es natürlich dennoch, wenn man allgemein beim Thema Rum gar nicht erst darüber reden müsste. Ich persönlich kann das letztlich tolerieren und es verdirbt mir nicht gänzlich die Freude an derartig gesüßten Rums, auch wenn es bei wirklich hohen Mengen auch mir irgendwann zu viel wird. Das ist beim heutigen Rum aber nicht der Fall.

Das Etikett ist über und über mit Informationen und Hintergründen versehen. Gefällt mir sehr gut!

Tasting Notes:

Aroma: Eine feine, zuckrige Vanille mit subtilen Gewürzen strömt in die Nase, dazu gesellen sich sofort feine Fruchtassoziationen von Bananen, Ananas und ein wenig Pfirsich. Dabei zeigt sich das Aromenspiel filigran und dennoch nicht zu subtil. Eine für mich bis hierhin wirklich sehr gelungene Interpretation eines weißen Rums.

Geschmack: überraschend würzig (Zimt, Muskat) und trotzdem ausbalanciert und mild. Der Alkohol ist sehr fein eingebunden und stört überhaupt nicht, wieder zeigt sich zuckrige Vanille und etwas Frucht, wenn auch subtiler.

Abgang: Vanille, reife Banane und tatsächlich auch ein wenig Eiche. Ein schöner weißer Rum!

Bleibt noch der eingangs erwähnte Cocktail. Der Chupacabras Daiquiri wurde von Marcis Dzelzainis im Londoner Quo Vadis kreiert und verdankt seinen Namen dem Ziegen und Schafe schlachtenden mythischen „El Chupacabra“, quasi dem Yeti Südamerikas. Und auch wenn ein guter Freund von mir ein passionierter Fan von „El Chupacabra“ ist, soll der kryptozoologische Hintergrund des Namens hier jetzt etwas weniger interessieren und mehr der Inhalt im Mittelpunkt stehen: zu den klassischen Daiquiri-Zutaten gesellen sich nämlich noch Orgeat, Orangenblütenwasser, Absinth und Maraschino. Ein echter Kracher, der intensiv trocken und aromatisch ausfällt und in welchem der Plantation „3 Stars“ eine hervorragende Figur abgibt!

Rezept:

6 cl Plantation „3 Stars“
1,5 cl Limettensaft
1 Barlöffel Absinth
1 Barlöffel Orgeat
1 Barlöffel Maraschino
1 Barlöffel Orangenblütenwasser

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Coupette

Garnitur: Griottineskirsche (oder andere Cocktailkirsche)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Orangenblütenwasser findet man auch in Apotheken.

*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

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