Mathilde Framboise Liqueur & der „Von Linné Cocktail“

Fruchtliköre sind natürlich aus der Barwelt nicht wegzudenken. Schon in den Rezeptsammlungen des 19. Jahrhunderts tauchen immer wieder Verweise auf solche Liköre auf und auch der heutige Markt hat in dieser Angelegenheit einiges zu bieten. Umso interessanter ist es daher, Neuankömmlinge genauer unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, was sie geschmacklich oder konzeptionell zu bieten haben. (zugesandtes Testprodukt)*

Und damit wäre ich auch schon direkt bei der heutigen Flasche, einem Himbeerlikör der Marke Mathilde, genau genommen der Mathilde Framboise Liqueur de France. Dahinter verbirgt sich ein durchaus bekannter Big Player, nämlich der Cognachersteller Ferrand, welcher auch im Rumsegment mit der Plantation-Reihe eine der bekanntesten Marken seit vielen Jahren an den Start bringt. Zwar ist die Marke noch jung, aber auch im Hause Ferrand greift man gern zum alten Marketingtrick vom „alten Rezept“, nach welchem man seine Produkte herstellt. Inwiefern das eine substantielle Aussage ist, möchte ich aber gar nicht weiter erörtern. Mich interessiert vor allem, was die Marke Mathilde so zu bieten hat – und insbesondere natürlich der Mathilde Framboise Liqueur, um den es heute geht. Neben diesem erscheinen allerdings auch noch die Sorten Cassis (schwarze Johannisbeere), Pêche (Pfirsich) und Orange XO (Orangenlikör mit gereiftem Brandy). Über den Herstellungsprozess informiert Ferrand mit einer sehr anschaulichen Grafik, die ich deshalb gerne auch hier einstelle.

Mit besonderem Blick auf den Mathilde Framboise Liqueur erfahren wir also, dass die Basis eine Himbeerinfusion darstellt, die natürlich – anders als bei einem Himbeergeist – danach nicht mehr destilliert (sonst wäre auch keine Farbe mehr enthalten), sondern gefiltert, gezuckert und schließlich auf eine Trinkstärke von 18% vol. verdünnt wird. Was uns die Grafik nicht zeigt: Der Likör wird mit drei verschiedenen Himbeersorten hergestellt, zwei davon aus dem Burgund (Rose de Plombières sowie Violette de Boux) und eine aus Schottland (Lloyd George), letztere ist für ihre intensive Farbe bekannt.

Tasting Notes:

Aroma: Es zeigen sich klare und ausdrucksstarke Himbeernoten, durchaus auch mit frischen und fein säuerlichen Komponenten, die das Aromenbild ansprechend authentisch gestalten. Eine gewisse Süße ist zu vernehmen, diese bleibt in der Nase jedoch eher zurückhaltend. Diffuse, sehr subtile Assoziationen von anderen roten Früchten kommen auf, sind aber eben nur Assoziationen (es sind keine anderen Früchte enthalten).

Geschmack: Geschmacklich überzeugt dieser Likör durch eine sehr angemessene und schön ausbalancierte Süße, die keinesfalls überbordend ist, dafür aber sehr gekonnt die Himbeeraromen transportiert. Überhaupt zeigen sich auch hier die Himbeeren sehr elegant und gefällig, man schmeckt den Ursprung der reinen Frucht sofort, wer also von künstlichen Himbeeraromen negativ vorbelastet sein sollte, kann bei diesem Likör bedenkenlos zugreifen und wird nicht enttäuscht sein. Auch feine Kernnoten kommen zum Ausdruck, was mir bei Himbeerlikören und -destillaten immer besonders wichtig ist.

Abgang: fein-süßlich und fruchtig

Ich habe tatsächlich etwas länger hin- und herüberlegt, was ich mit diesem Likör machen möchte. Und hängen geblieben bin ich bei meinem geliebten Professor Langnickel. Allerdings harmoniert Himbeere deutlich weniger gut mit einem PX Sherry als es die Kirsche tut, weshalb ich an dieser Stelle einen kleinen Abzweig genommen und einen letztlich doch sehr anderen Digestif-Cocktail auf der eher süßen Seite kreiert habe. Dafür verbinden sich ein sehr wacholderlastiger Gin (Hepple), Himbeergeist, der Krause Minze-Geist aus dem Freimeisterkollektiv, Dutch Cacao und eine Nuance Salz mit dem Mathilde Framboise. Eine transparent-blass rosane Süßigkeit, die eher für ein kleines Goblet-Glas konzipiert ist. Achja, der Drink heißt „Von Linné“, benannt nach einem schwedischen Naturforscher, der den lateinischen Namen der Himbeere prägte.

Rezept „Von Linné“:

2 cl Himbeergeist
2 cl Hepple Gin (ode rein anderer, wacholderlastiger Gin)
1,5 cl Mathilde Framboise Liqueur
1,5 cl Dutch Cacao
2 Dashes Angostura Bitters
eine winzige Prise Salz

Zubereitung: Alle Zutaten in einem Rührglas auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Goblet oder kleines Martiniglas

Garnitur: keine

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können

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