Hin und wieder überfliege ich ziellos die Historie all dessen, was ich hier im Blog in der Vergangenheit so alles aufs virtuelle Papier gebracht habe – Galumbi – Drinks & More befindet sich immerhin in seinem fünften Jahr. Und dann stelle ich plötzlich fest, dass ich bestimmten Klassikern der Bargeschichte hier noch keinen gesonderten Auftritt geboten habe. Das geschieht mitunter völlig ohne Absicht, aber natürlich möchte ich das hier dann auch sukzessive nachholen. Vor diesem Hintergrund soll es heute um nicht mehr und nicht weniger als die legendäre Margarita gehen.
Tatsächlich habe ich in der Vergangenheit auch schon die ein oder andere Margaritavariante hier vorgestellt, z.B. die Mamatarita, die allseits beliebte Buttermilch-Margarita oder auch den Shades of Orange-Cocktail. Was aber ist eigentlich eine Margarita und wo kommt sie her? Aufschluss darüber gibt zunächst einmal der Name selbst: Margarita bedeutet nämlich nichts anderes als Gänseblümchen. Gäsenblümchen heißen im Englischen wiederum Daisys – und damit sind wir schon inmitten einer eigenen, wenn auch nicht ganz klar umreißbaren Cocktailkategorie. In einer minimalistischen Definition unterscheiden Daisys sich von gewöhnlichen Sours durch den ergänzenden Zusatz von Likören wie z.B. Curacaos, Maraschino oder auch Chartreuse. Eigentlich findet sich in den meisten Daisyrezepturen zudem die Aufforderung, den geschüttelten Drink im Glas noch mit sehr wenig Sodawasser etwas „aufzufizzen“, was die Daisy dann wiederum auch in die Nähe eines Fizz rückt. Die klassische Brandy Daisy enthielt allerdings wiederum kein Sodawasser, weshalb man sich hier definitorisch auch auf umstrittenes Terrain begibt.
Dem amerikanischen Cocktailhistoriker David Wondrich zufolge handelt es sich bei der Margarita um einen Cocktail, der seine Popularität der Prohibitionsära verdankt. Wondrich zufolge ist die älteste schriftliche Erwähnung des Drinks eine Anmerkung des Journalisten James Graham von einer Zeitung aus Iowa im Jahre 1936, welcher berichtete, eine Art Brandy Daisy-Variante mit Tequila in Tijuana getrunken zu haben. 1937 taucht der Cocktail dann im Grunde in seiner bis heute geläufigen Form unter dem Namen Picador (deutsch: Hubschrauber) auf. Mit der Zeit etablierte sich jedoch der Begriff Margarita für den Cocktail aus Tequila, Limettensaft, Triple Sec.
Ganz persönlich fand mein Erstkontakt mit einer Margarita – wie wohl bei sehr vielen – in jener unrühmlichen Zeit statt, in der qualitativ hochwertige Tequilas in Deutschland weitestgehend unbekannt waren. Entsprechend wenig angetan war ich auch von der Margarita. Aber da ich zu jener Zeit selbst auch noch nicht leidenschaftlich mit dem Thema befasst war, war mir das auch ziemlich egal. War halt einfach nicht mein Drink, fertig (ganz ähnlich ging es mir übrigens auch mit dem Daiquiri). Und tatsächlich muss ich auch gestehen, dass eine reine, klassische Margarita mir bis heute oftmals zu limettenlastig und säuerlich daherkommt. Zudem ist auch die Triple Sec-Komponente entscheidend. Hier verwende ich gerne einen Grand Marnier auf Cognacbasis. Ein sehr entscheidender Aspekt für meine persönliche Margarita ist aber die Zugabe von etwas Oleo-Saccharum. Das macht zwar etwas Arbeit in der Herstellung (hält sich aber auch etwas länger und kann für eine ganze Reihe von Drinks verwendet werden). Oleo-Saccharum setzt nämlich der Limette etwas Süße entgegen, von der die Margarita in meinen Augen immens profitiert. Insbesondere kommt aber auch die einzigartige Charakteristik von Zitronenöl mit in den Drink (welcher in früheren Varianten, aber auch manchmal heute noch, durchaus auch vollständig mit Zitronen- statt Limettensaft hergestellt wurde). Limettensaft und Oleo-Saccharum ergänzen sich zudem ganz hervorragend.
Achja: persönlich bin ich hier kein Fan eines durchgehenden Salzrandes, weshalb ich hier meistens eine halbseitige Salz-Crusta herstelle.
Kurzum, hier nun mein favorisiertes Margarita-Rezept:
Rezept „Margarita“ (leicht veränderte Version):
6 cl Tequila Blanco (100% Agave)
3 cl Limettensaft
2 cl Grand Marnier
0,75 cl Oleo-Saccharum (s.u.) im Notfall durch Agavendicksaft ersetzen
Oleo-Saccharum: Zesten von 10 Zitronen (ja, tatsächlich, sorry) mit einem Sparschäler rundherum abschneiden und in einen Vakuumierbeutel geben. Schließlich mit vier gehäuften Esslöffeln Zucker vermischen und den Beutel dann vakuumieren. Für 12 bis 24 Stunden ruhen lassen. Dann aufschneiden und das Oleo-Saccharum abgießen (es handelt sich dabei um einen öligen Sirup, der sich gebildet hat) und in einem luftdicht verschlossenen Behälter lagern. Hält sich mindestens einige Wochen.
Zubereitung: Zunächst eine Seite des vorgekühlten Glases seitlich in etwas Oleo-Saccharum, Agavendicksaft, Limettensaft oder auch einfachem Zuckersirup (funktioniert alles) drehen. Schließlich die mit Sirup bzw. Saft befeuchtete Seite in etwas Salz oder Fleur de Sel drehen. Schließlich alle Zutaten kräftig auf Eis shaken und ins vorgekühlte und mit Salz-Crusta versehene Glas abseihen.
Glas: Margaritaglas (klassisch) oder Coupette (mein Favorit)
Garnitur: Salzrand (klassisch) bzw. Salz-Crusta (mein Favorit)
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online