Jim Beam Single Barrel & Jim in the Jungle

Es gibt große Spirituosenkonzerne, deren Namen fast jeder kennt und welche, die eher nur wirtschaftlich Interessierten, Spirituosennerds, Händlern oder Gastronomen etwas sagen. Beam Suntory ist vor diesem Hintergrund gewissermaßen so eine Art Hybrid. Jim Beam – klar, den Namen kennt jeder; und im Zusammenspiel mit Spirituosen reicht auch bloß das Wort „Beam“, damit man erkennt, wer dahintersteckt. Suntory kennt in Japan zwar auch jeder, aber außerhalb des Landes dann wiederum nicht mehr wirklich. Warum schreibe ich das hier? Nun, weil ein bekannter Name Fluch und Segen zugleich sein kann. (zugesandtes Testprodukt)*

„Das ist kein Jim Beam!“ sagte Kevin Sorbo einst in einem TV-Spot – und sollte damit den Premiumcharakter eines Jim Beam-Whiskeys gegenüber irgendwelchen anderen Whiskeys bzw. Bourbons unterstreichen. Gut, unter „Premium“ verstand man in den 1990er Jahren, aus denen diese Werbung stammt, noch etwas Anderes als heute, dennoch ist Jim Beam heute als Whiskeymarke nicht unbedingt die erste Wahl unter vielen Bourbontrinkern, die sich selbst als anspruchsvolle Konsumenten begreifen. Wohl aber – und das wissen viele schon gar nicht mehr – einige der zahlreichen Premium-Marken aus dem Hause Beam (bzw. seit 2014 Beam Suntory). Basil Hayden’s, Booker’s, Knob Creek oder Maker’s Mark – das sind nur einige Namen, die das Liebhaberherz höherschlagen lassen. Doch was ist mit den unter dem Namen Jim Beam firmierenden Whiskeys? Nun, natürlich sind diese für den Umsatz des Unternehmens nach wie vor von entscheidender Bedeutung und in der Breitengastronomie ein bedeutender Faktor. Trotzdem, als Premiumspirituose – Kevin Sorbo zum Trotz – hat sich der Name nicht wirklich etabliert.

Ein Versuch, zum einen eben das zu ändern, zum anderen auch all denjenigen zu zeigen, die nicht über die Zusammenhänge der einzelnen Marken Bescheid wissen, dass man „im Hause Jim Beam“ Premium kann, ist der Jim Beam Single Barrel. Der Name verrät es bereits: Wir haben es hier mit einer Einzelfassabfüllung zu tun, also keinem Blend aus verschiedenen Whiskeyfässern. Die Möglichkeiten, Einfluss auf den Geschmack zu nehmen und ggf. Abweichungen zu verhindern, sind somit also auch entsprechend limitierter, was zudem auch eine gewisse Einzigartigkeit der jeweiligen Fassnummern verspricht (nicht zuletzt deshalb steht die Fassnummer auch auf jeder Flasche angegeben). Der Master Distiller Fred Noe muss hier also kontinuierlich ein gewisses Gespür unter Beweis stellen. Außerdem füllt man hier nicht mit 40% vol. ab, sondern mit ansprechenden 47,5% vol. (95 amerikanischen Proof). Zwar keine Fassstärke, aber aromatisch sehr vielversprechend und immer noch konform mit den Erwartungen eines Breitenmarktes (Overproof-Abfüllungen schrecken mitunter auch einen Teil potentieller Konsumenten ab).

Persönlich habe ich bisher keine nennenswerte Erfahrung mit dieser Abfüllung gehabt, so dass ich nun gespannt bin, wie mir der Jim Beam Single Barrel aus dem Fass Nr. JB8301 gefallen wird.

Tasting Notes:

Aroma: Eine relativ gewürzbetonte Nase bietet dieser Single Barrel Bourbon, Muskat, Nelken, weißer Pfeffer und Zimt mit viel Eiche verbinden sich mit Karamell und einem Hauch feiner Minze. Vanille und schwer definierbare, helle Fruchtnoten folgen bei Fuß. Intensive, kandierte Orangenschalen kommen mit der Zeit hindurch (und werden bei erneutem Riechen nach dem ersten Schluck noch stärker).

Geschmack: Durchaus kraftvoll kommen die 47,5% vol. daher – auch sind auf der Zunge klar spürbar, der Alkohol brennt ein wenig, bringt aber auch jede Menge Geschmack mit sich. Auch hier sind es vor allem intensive Gewürze und Eichenholz, die mir zunächst auffallen. Dahinter kommen dunkle Pflaumen, Karamell und etwas Orangenmarmelade mit etwas frisch aufgeschnittener Vanilleschote (die Vanille ist wirklich eher ergänzend als vordergründig). Der Jim Beam Single Barrel bietet eine schwere und ölige Süße, die zunimmt, je länger der Bourbon im Mund verweilt. Mir gefällt diese Einzelfassabfüllung wirklich gut!

Abgang: Vanille, Zimt, überraschend wenig Eiche, dabei mittellang bis lang.

Normalerweise setze ich die Spirituose, die ich zuvor verkostet und beschrieben habe, auch in einem Cocktail als Basisspirituose ein. Heute muss sich der Jim Beam Single Barrel diese Rolle mit dem By the Dutch Batavia Arrack teilen. Der Drink, in dem beide miteinander zu einem ungewöhnlichen (einem ungewöhnlich guten) Geschmackserlebnis beitragen, ist dabei nicht unbedingt das, was einem zunächst zu Bourbon einfallen würde. Denn hier habe ich neben Batavia Arrack noch den Saft einer Limette, eine Nuance Tiki-Bitters und die karamellig-kräftige und sogar leicht rauchige Süße von Zuckerrohr-Panela eingesetzt. Panela ist vor allem in Südamerika hergestellter, zu Melasse eingekochter und unfermentierter Zuckerrohrsaft, der schließlich erkaltet in Blöcken verkauft wird. Indisches Jaggery funktioniert hier aber ebenfalls wunderbar als Ersatz. Der Drink hört auf den Namen Jim in the Jungle. Entgegen der vermeintlichen Annahme handelt es sich hierbei um keinen süßen Cocktail. Auch ist er nicht wirklich sauer, sondern hat genau die richtige Balance, um Bourbon und Arrack nebst der aromatischen Panela-Note und den Bitters zur Geltung zu bringen!

Rezept “Jim in the Jungle”:

3,5 cl Jim Beam Single Barrel
3,5 cl By the Dutch Batavia Arrack
Saft von 1 Limette
2 Barlöffel Panela-Sirup (s.u.)
1 Dash Bittermens Elemakule Tiki Bitters

Panela-Sirup: Einfach Panela mit etwas Wasser im Verhältnis 2:1 in einer Pfanne bei nicht zu starker Hitze zum Schmelzen bringen und warten, bis eine sirupartige Flüssigkeit entstanden ist. Abkühlen lassen, fertig.

Zubereitung: Alle Zutaten zusammen auf Eis schütteln und ins vogekühlte Glas abseihen.

Garnitur: Mit Panela flambiertes Limettenrad

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Panela oder Jaggery kann man in Feinkostgeschäften, in manchen Reformhäusern oder (im Falle von Jaggery als Ersatz) in Asiamärkten finden.

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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