Gibt es sie, die rein nach der Optik ausgesuchten Spirituosen? Jene, vor denen man im Regal steht und sich nicht ihrer ansprechenden Erscheinung entziehen kann? Ziemlich sicher: ja. Natürlich weiß jeder, der sich einige Zeit mit hochwertigen Spirituosen beschäftigt, dass das Äußere eigentlich nicht zählen sollte, aber die Verkaufszahlen mancher Flaschen geben den federführend an der Gestaltung beteiligten Designern natürlich recht. (zugesandtes Testprodukt*)
Mit diesen einleitenden Gedanken könnte man natürlich den Eindruck gewinnen, ich würde hier einen Verriss einer hübsch anzusehenden Flasche vorbereiten, aber weit gefehlt. Die Gedanken kamen mir schlicht deshalb, weil die heutige Flasche eine ist, die mir bereits seit Jahren immer wieder auffällt und die ich einfach selbst unter den wirklich ansprechend gestalteten Flaschen als herausstechend wahrnehme. Der Basil Hayden’s Kentucky Straight Bourbon Whiskey ist einfach ein echter Hingucker. Das garantiert natürlich trotzdem keine inhaltlichen Qualitäten, aber dennoch ist das hier eine Flasche für jede Vitrine, bei der ziemlich wahrscheinlich in regelmäßigen Abständen Freunde fragen werden, was das denn für ein Whiskey ist. Das elegant oben über den Flaschenhals gewölbte Etikett und die schöne Bordüre mit dem Markennamen geben dem Basil Hayden’s einfach einen noblen und dabei auch historischen Anstrich. Und das kommt auch nicht ganz von ungefähr, denn dieser Whiskey blickt durchaus auf eine stolze Tradition zurück.
Benannt ist er nach Basil Hayden, Sr., welcher der Destillateur des ersten Whiskeys war, auf dessen Rezeptur sich auch die heutige Abfüllung noch beruft. Hayden entstammte einer Katholikenfamilie, die zunächst im Zuge der religiösen Konflikte in England in der Folge der finalen Etablierung der anglikanischen Kirche nach Nordamerika auswanderte. Während man sich im 17. Jahrhundert zunächst in der Kolonie Virginia niederließ, zogen die Haydens dann später in den neu gegründeten Bundesstaat Kentucky, wo Basil Hayden, Sr. sein Rezept entwickelte. Man darf sich jetzt allerdings nicht etwa vorstellen, dass seitdem durchgehend dieser Whiskey unter diesem Namen hergestellt und verkauft wird. Bereits Basil Hayden, Sr.‘s Enkel Raymond B. Hayden gründete selbst in Nelson County eine Brennerei und verkaufte seinen Whisky als Tribut an seinen Großvater unter dem Namen „Old Grand-Dad“(auch dieser ist heute noch erhältlich). Und natürlich ist der heutige Basil Hayden’s Kentucky Straight Bourbon keine 1 zu 1-Umsetzung des alten Originalrezepts, sondern lediglich daran angelehnt. Das Besondere an diesem Rezept ist bzw. war der für einen Bourbon untypisch hohe Gehalt an Roggen in der Maische. Zwar verrät der Hersteller Beam Suntory nicht, wie hoch dieser heute genau ist, aber man beruft sich eben auf die traditionell erhöhte Menge in diesem Whiskey (zur Erinnerung: mindestens 51% Mais muss in der zugrundeliegenden Getreidemischung enthalten sein, der Roggenanteil darf sich also theoretisch irgendwo zwischen 0% und 49% bewegen). Für mich klingt das jedenfalls soweit sehr ansprechend, denn ich mag Rye Whiskey per se eigentlich sehr gern und verspreche mir von den kräftigeren und satteren Aromen des Roggens eine echte Bereicherung im Aromenbild des Basil Hayden’s. Doch dazu gleich mehr.
Der Basil Hayden’s zählt zur Reihe der nach ihrer im Vergleich zum Flaggschiff Jim Beam in deutlich geringerer Zahl abgefüllten Small Batch Bourbons des Hauses Beam Suntory und mitrepräsentiert damit das Premiumsegment an Bourbons. Im Gegensatz zu den anderen Abfüllungen dieser Serie, Baker’s, Booker’s und Knob Creek, wird er zudem mit der geringsten Alkoholstärke abgefüllt (80 Proof bzw. 40% vol.). Achja, wer schon eine Weile den Bourbonmarkt beobachtet, dem wird sicher aufgefallen sein, dass frühere Abfüllungen des Bail Hayden’s die Altersangabe von 8 Jahren trugen. Diese wurde 2014 gestrichen und durch die Angabe „Artfully Aged“ ersetzt, was quasi ein leerer Marketingbegriff ist. Die ökonomischen Gründe für diese Entscheidung kann man nur ahnen, aber dennoch ist davon auszugehen, dass man hier jetzt nicht schlagartig einen deutlich schlechteren oder jüngeren Bourbon vorgesetzt bekommt, schließlich bemühen sich die Blendmaster des Hauses natürlich auch um möglichst gleichbleibende Qualität (alles, was unterhalb von 4 Jahren Fassreifezeit liegt, muss ohnehin auf dem Etikett aufgeführt werden. Insofern sind die jüngsten enthaltenen Tropfen hier schon einmal definitiv älter als 4 Jahre).
Tasting Notes:
Aroma: Man bemerkt sofort, dass hier ein erhöhter Roggenanteil vorliegt: Zur typischen Bourbonnote gesellt sich eine würzige und kräftigere Komponente. Getreide, ein wenig Puffreis, Vanille, schwarzer Tee, ein ganz feiner Honig und ein wenig subtile Orange erzeugen eine sehr ansprechende Nase.
Geschmack: Der Basil Hayden’s ist auffallend weich, dabei dennoch würzig und vollmundig. Satte Vanille gesellt sich zum spürbaren Roggen, wieder ein wenig Honig und etwas Tee. Orangentöne sind am Gaumen kaum spürbar, dafür finde ich tatsächlich den von vielen Rezensenten beschriebenen Pfeffer.
Abgang: trocken, würzig und langanhaltend. Ein wirklich sehr schöner Bourbon, der trotz einer eher geringeren Trinkstärke ein ansprechendes Aromenbild mitbringt.
Eine ganz besondere Cocktailidee habe ich bereits im Kopf, doch dazu mehr in den nächsten Tagen. (Update: Der Artikel zum Dr. Kebler’s Wild and Crazy findet sich hier.)
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.
*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)
freu mich schon auf den cocktail. der bourbon ist schon mal wirklich eine Wucht.
Definitiv! Der Cocktail wird auch ein wenig „freakiger“, aber dazu bald mehr.
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