Vor ziemlich genau anderthalb Jahren berichtete ich hier im Blog über die G. Rozelieures Whiskys aus der im französischen Rozelieures in Lothringen gelegenen Destille Grallet Dupic. Damals war ich ehrlich gesagt ziemlich positiv überrascht von der Qualität dieser rauchigen Kontinentalwhiskys, denn die oftmals solchen Whiskys innewohnende Ähnlichkeit zu Obstbränden (die man sich bei einem Single Malt Whisky ja nun eigentlich nicht wirklich wünscht) war hier nun überhaupt nicht zu finden. Und das lag nicht nur am Rauch. (zugesandtes Testprodukt)*
Vielmehr hätte ich im Grunde alle vier hier im Blog rezensierten Flaschen (hier, hier und hier gleich doppelt) mit verbundenen Augen ohne zu zögern nach Schottland verortet. Zugegeben, rauchige Whiskys sind unter den kontinentalen Gerstenmalzbränden eher eine Seltenheit und allein deshalb wäre diese Zuordnungsvermutung schon erklärbar, aber es war eben nicht nur das. Vielmehr zeigten die G. Rozelieures Whiskys einen sehr schönen, würzigen und runden Grundcharakter und auch mit der spannenden Fassreifung in ehemaligen Sherry- oder Cognacfässern hat man hier vieles richtig gemacht.
Doch nun ist eine neue Flasche in dieser Reihe erschienen, die aus der Reihe der bisherigen Abfüllungen signifikant heraussticht: denn sie wurde nicht aus über Rauch getrocknetem Gerstenmalz hergestellt und ist somit der erste nicht rauchige G. Rozelieures Whisky. Da ich über die Hintergründe der Destille, die Menschen hinter der Marke und auch über den Namensstreit bereits berichtet habe (Interessierten sei dieser Artikel ans Herz gelegt), möchte ich heute direkt in medias res gehen.
Der auf den Namen G. Rozelieures Subtil Collection hörende Single Malt Whisky wurde – wie auch die anderen Whiskys der Reihe – doppelt gebrannt und anschließend in ehemaligen Cognac-Fässern, Ex-Bourbon Fässern und neuen Fässern aus den Vogesen gereift. Eine Altersangabe trägt auch diese Flasche nicht. Abgefüllt wurde mit einsteigerfreundlichen 40% vol. Die Flasche liegt meist knapp unter 50 Euro.
Tasting Notes:
Aroma: Malz, Honig und Getreide, über allem thront jedoch eine schöne, vollreife Birne mit Anklängen von gebackenen Quitten. Auch entwickeln sich mit der Zeit ein paar Gärnoten, die an fermentierte, helle Früchte denken lassen. Mir gefällt auch bei dieser G. Rozelieures-Abfüllung der Ersteindruck ausgesprochen gut!
Geschmack: Recht würzig tritt dieser, eigentlich durch den Namen „Subtil“ Anderes erwarten lassende, Whisky am Gaumen an. Die Birnen- und Quittentöne sind dabei auch hier durchgehend präsent, der Einfluss der Fässer mit trockenen Eichennoten zeigt sich aber überraschend distinktiv. Etwas Vanille, Honig und Zimt kann ich finden, dazu an Brot erinnernde Nuancen. Ich würde diesen Whisky mit verbundenen Augen in die Highlands einordnen. Man muss sich mit dieser Flasche definitiv nicht verstecken, auch wenn der Alkohol noch ein klein wenig die Jugend der Destillate verrät, die sich hier sicherlich in der Flasche verbergen.
Abgang: recht trocken mit Birne und einer Spur grünem Eichenholz
Für mich war relativ schnell klar, dass ich aus dem G. Rozelieures Subtil einen Cocktail machen wollte, der vor allem die überdeutliche Birnencharakteristik aufgreift. Aber ihn einfach auf einen „birnigen Whisky“ zu reduzieren, täte diesem Single Malt dann doch Unrecht, denn hier ist darüber hinaus natürlich noch eine ganze Menge mehr drin. Deshalb ging es mir eher darum, die Birnenanklänge zu akzentuieren und in einen aromatisch passenden Rahmen einzubetten. In gewisser Weise wollte ich also einen etwas „erwachseneren“ Drink rund um das Aroma der Birne kreieren. Akzente setzt hierbei die sehr gelungene Moor-Birne aus dem Hause Scheibel, während sehr einfach selbst herzustellender Salbei-Sirup, etwas Zitronensaft und der sehr schöne Galgant Cremelikör aus der Preußischen Spirituosenmanufaktur die Begleitmusik spielen. Und da ich mich am Tage der Entstehung des Drinks zuvor mit einigen soziologischen Themen auseinandergesetzt habe, stand auch der Name recht schnell fest: Pear Group Member.
Rezept „Pear Group Member“:
4,5 cl G. Rozelieures Subtil
1 cl PSM Galgant Cremelikör
2 cl Zitronensaft
1,5 cl Salbei-Sirup (s.u.)
0,5 cl Scheibel Moor-Birne
Salbei-Sirup: Auf jeweils 100 ml Wasser und 100 g Zucker eine Hand voll frische Salbeiblätter mit in eine Pfanne geben und erhitzen. So lange köcheln lassen, bis zunächst der Zucker aufgelöst ist und eine sirupartige Konsistenz erzielt wurde (zwischen 5 und 10 Minuten). Der Sirup sollte eine leicht grünliche Färbung aufweisen.
Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und ins vorgekühlte Glas abseihen.
Glas: Coupette
Garnitur: Salbeiblatt
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.