Pure Spirits: G. Rozelieures Fumé and Tourbé Collection & zwei Varianten des Penicillin Cocktails

In meinem heutigen Artikel möchte ich auf die zwei verbliebenen Single Malt Whiskys der G. Rozelieures-Reihe eingehen. Zwei Abfüllungen dieser Serie aus der lothringischen Grallet Dupic-Destille hatte ich ja bereits vorgestellt. Zum einen den G. Rozelieures Origine Collection und zum anderen den G. Rozelieures Rare Collection, jeweils im Zusammenspiel mit einem Cocktail. Heute soll es also folglich zunächst um den G. Rozelieures Fumé und dann um den G. Rozelieures Tourbé gehen. Und natürlich dürfen auch hier Cocktails nicht fehlen – diesmal sind es zwei Twists auf einen modernen Klassiker! (zugesandte Testprodukte*)

Der G. Rozelieures Fumé fällt – der Name lässt es bereits erahnen – im Vergleich zur Origine und zur Rare Collection deutlich rauchiger aus. Mit etwa 20 ppm ist der Rauch hier schon deutlicher zu spüren, auch wenn wir noch immer ein ganzes Stück weg sind von den großen Rauchmonstern der schottischen Hebrideninsel Islay. Mit dazu bei trägt auch Fasslagerung von 8 Jahren in ehemaligen Sherryfässern. Um genau zu sein, handelt es sich hier um ehemalige Fino-Fässer. Der mit dem Amontillado eng verwandte Fino-Sherry ist zwar ein trockener und heller Vertreter seines Genres, dennoch schlägt sich der Sherryfasseinfluss in einer im Vergleich zum Tourbé dunkleren Farbe nieder. Der G. Rozelieures Fumé Collection Single Malt Whisky wird mit 46% vol. abgefüllt und kostet etwa 55 Euro.

Tasting Notes:

Aroma: In der Nase eindeutig als sherryfassgereifter Single Malt zu erkennen. Weinige Noten mischen sich mit diversen helleren Früchten, Malz, etwas Schokolade und subtilem Honig. Dann zeigt sich etwas  Lagerfeuerrauch und etwas Nuss, der Rauch fällt jedoch sanfter aus als ich es erwartet hätte. Ein sehr ansprechendes Geruchsbild, wie ich finde. Fast bin ich geneigt, ihn als meinen bisherigen Favoriten unter den G. Rozelieures zu bezeichnen.

Geschmack: Am Gaumen zeigen sich wieder weinige Noten von den Fino-Sherryfässern und verbinden sich mit Fruchtaromen, die hier eindeutig mehr aus dem Zitrusspektrum stammen. Dazu wieder Malz, Nüsse und ein aromatischer, mittelstarker Rauch. Auch sind Kakaonoten erneut zu finden, die sich mit etwas Eiche und Gewürzen zu einem schönen Eindruck verbinden. Ein klasse Single Malt!

Abgang: trockener werdend mit Rauch, Malz und Sherry, mittellang.

Der rauchigste Vertreter der Serie ist der G. Rozelieures Tourbé Collection. Tourbé bedeutet „torfig“ und mit angekündigten 30 ppm darf man hier durchaus etwas Rauchintenstität erwarten. Die Fasslagerung erfolgte hier zunächst ganz klassisch in ehemaligen Bourbonfässern für einen Zeitraum von 8 Jahren. Zuletzt wird er jedoch noch einmal in neuen Lothringer Eichenfässern „gefinisht“. Auch hier wird mit 46% vol. abgefüllt. Eine Flasche liegt bei ca. 65 Euro.

Tasting Notes:

Aroma: Der Tourbé kommt mit der Intensität seines Rauches nicht an die großen Rauchbomben aus Schottland an. Muss er ja aber auch gar nicht. Zwar ist der Rauch hier zweifelsfrei am prägnantesten unter den G Rozelieures, aber es fällt trotzdem noch verhältnismäßig leicht, die Bourbonfasseinflüsse herauszuriechen: Vanille, Eiche, Gewürze und ein Hauch Karamell liegen in der Nase, jederzeit begleitet von einem würzigen Rauch. Nach einiger Zeit zeigen sich zudem Assoziationen von Zitronenschalen und etwas Heidekraut.

Geschmack: Am Gaumen zeigt sich dann ebenfalls der zu erwartende Zweiklang aus Rauch und Fass: Der Rauch harmoniert sehr schön mit Vanille, Eiche und subtilem Honig. Feine Gewürze verbleiben auf den Geschmacksknospen und bringen nach einiger Zeit etwas Karamell und einen Hauch von Schokolade zum Vorschein.

Abgang: Auch hier verbleibt Rauch, würzige Eiche und eine schöne Vanille. Lang bis mittellang.

Rauchige Whiskys in Cocktails einzusetzen ist definitiv eine tolle Sache, stets spannend, aber auch immer wieder eine Herausforderung. Es kommt nicht von Ungefähr, dass die Zahl international renommierter Cocktails mit rauchigem Scotch eher überschaubar ist und so habe ich mich heute an einem Twist auf einen modernen Klassiker orientiert, der mir sehr gut gefallen hat. Mein Fizzing Penicillin ist, man erahnt es, eine Variante des inzwischen als moderner Klassiker zu bezeichnenden Penicillin Cocktails von Sam Ross. Ross erfand den Penicillin-Cocktail im Jahr 2005 in New York und hat damit einen Drink geschaffen, der wunderbar die Möglichkeiten des subtilen Einsatzes von rauchigem Scotch aufzeigt. In seinem Originalrezept spielt der rauchige Whisky jedoch nur eine akzentsetzende Nebenrolle, da er vor allem ein gekonntes Zusammenspiel von Geruch und Geschmack herstellt. Letztlich war es aber eine Variante des Penicillin Cocktails, die mich auf das Fizzing Penicillin gebracht hat und die ich – Sam Ross möge mir verzeihen – noch ein wenig lieber mag als das Original. Und zwar den Penicillin-Cocktail von Oliver Ebert aus dem Becketts Kopf in Berlin. Kennengelernt habe ich diese Variante durch einen Mixology-Artikel aus dem Jahr 2013 und mixe ihn mir (und vor allem meiner Frau, die ihn wirklich liebt), immer mal wieder gerne. Das Besondere an Eberts Version ist die deutlich stärkere Rauchnote, da hier vollständig auf rauchigen Scotch gesetzt wird. In Eberts Drink lassen sich also noch deutlich rauchigere Whiskys als der G. Rozelieures Tourbé einsetzen, ich finde aber, dass dieser ein sehr schönes Mittelmaß an Intensität in dieser Hinsicht mitbringt und eine ausgezeichnete Figur in Eberts Penicillin darstellt. Rauchiger Single Malt, der schöne Galgantlikör der Preußischen Spirituosenmanufaktur, Waldhonig (den ich vorher in einer Pfanne erhitze, das macht ihn flüssiger und einfach zu verwenden) und Limettensaft bilden das Quartett an Zutaten für den Berliner Penicillin Cocktail. Für den Fizzing Penicillin habe ich mich im Wesentlichen an Eberts Version orientiert, er stellt nur in gewisser Weise eine sommerliche Abwandlung dar. Der G. Rozelieures Fumé schwächt den Rauchcharakter des Cocktails im Vergleich zum Original nochmal etwas ab, dafür verleihen eine Idee frisch gepressten Nektarinensafts (aus dem Entsafter) und zwei Dashes des Bittermens Hellfire Habanero Shrub dem Drink eine sehr interessante Note. Im Stile eines Silver Fizzes mit Eiweiß und Sodawasser aufgefizzt, erhält man einen wirklich interessanten Fizz, der sicherlich ein wenig aus der Reihe seiner Artverwandten tanzt. Der Vollständigkeit halber liste ich im Folgenden auch Sam Ross‘ Penicillinrezept auf.

Rezept „Penicillin“ (nach Sam Ross, 2005):

6 cl Blended Scotch
2,25 cl Zitronensaft
2,25 cl Honig-Ingwer-Sirup (s.u.)
1 Dash Islay Scotch Whisky (z.B. Laphroaig)

Honig-Ingwer-Sirup: Auf je 4,5 cl flüssigen Honig, 4,5 cl frisch gepressten Ingwersaft, 1,5 cl Wasser und zwei Esslöffel Zucker in eine Pfanne geben und erhitzen. Sobald sich der Honig und der Zucker aufgelöst haben, vom Herd nehmen und abkühlen lassen.

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und ins mit frischen Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: ein Stückchen kandierter Ingwer

***

Rezept „Penicillin“ (nach der Variante von Oliver Ebert):

5,5 cl G. Rozelieures Tourbé Collection Single Malt Whisky (Ebert verwendet Islay Malt)
1 cl PSM Galgant-Cremelikör
1 cl Waldhonig
1,5cl Limettensaft

Zubereitung: Waldhonig kurz in der Pfanne erhitzen und so etwas flüssiger werden lassen. Dann zusammen mit den restlichen Zutaten auf Eis in einen Shaker geben und kräftig schütteln. Ins mit frischen Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: frisch gemahlener Szechuanpfeffer

***

Rezept „Fizzing Penicillin“:

4,5 cl G. Rozelieures Fumé Collection Single Malt Whisky
1,5 cl PSM Galgant-Cremelikör
2 cl Zitronensaft
2 cl Waldhonig
0,5 cl Nektarinensaft (aus dem Entsafter)
1 Eiweiß
2 Dashes Bittermens Hellfire Habanero Shrub
1 Stoß Laphroaig 10 Jahre aus dem Zerstäuber
Sodawasser

Zubereitung: Waldhonig kurz in der Pfanne erhitzen und so etwas flüssiger werden lassen, kurz abkühlen lassen. Dann zusammen mit den restlichen Zutaten bis auf das Sodawasser in einen Shaker geben. Zunächst ohne Eis einen „Dry Shake“ durchführen (oder mit einem Milchaufschäumer aufschäumen). Schließlich kräftig auf Eis schütteln und doppelt ins vorgekühlte Glas (kein Eis in das Glas geben!) abseihen und mit Sodawasser toppen. Dabei vorsichtig rühren und aufpassen, dass die Schaumkrone nicht überläuft. Zuletzt einen Stoß Laphroaig 10 Jahre aus dem Zerstäuber auf den Drink geben und garnieren.

Glas: Highball

Garnitur: frisch gemahlener Szechuanpfeffer

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*(Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

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