Inzwischen ist es doch schon eine Weile her, seit ich letztmalig über einen Plantation Rum hier geschrieben habe. Dabei wurde im Hause Ferrand der zuletzt eingeschlagene Weg nun konsequent weiterverfolgt: Man setzt zunehmend auf Transparenz und Informationen, auch bzw. gerade im „Premium-Bereich“. Und so hat man nun mit der neuen Single Cask-Serie eine ganze Reihe von sehr interessanten Rums an den Start gebracht, die teilweise sehr außergewöhnliche Fassreifungen durchlaufen haben. (zugesandtes Testprodukt)*
Und aus eben jener Reihe stammt auch der Rum, den ich heute rezensieren möchte. Es handelt sich um den Plantation Single Cask Trinidad 1997. Für diesen Rum hat sich Mastermind Alexandre Gabriel etwas ganz Besonderes ausgedacht, was mich im Vorfeld wirklich überaus gespannt sein lässt. Denn dieser von Trinidad Distillers Limited hergestellte Rum, der auf Basis einer zwischen zwei und drei Tagen fermentierten Maische aus Zuckerrohrmelasse auf Säulendestillationsanlagen gebrannt wurde, wurde einer sehr langen Fasslagerung unterzogen. Ganze 15,5 Jahre ließ man den Rum in ehemaligen Bourbon-Fässern in Trinidad reifen (was angesichts der klimatischen Bedingungen ein umso größeres Ausrufungszeichen verdient), bevor er dann noch einmal in Frankreich für sechs Jahre in Ferrand-Cognacfässern nachreifte. Schließlich – und das ist hier zweifellos das auf den ersten Blick herausragendste Charakteristikum – reifte der Rum noch einmal für vier Monate in ehemaligen Kilchoman-Fässern. Kilchoman ist eine Scotch-Brennerei auf der Hebrideninsel Islay, die – ganz im typischen Stile der Insel – stark rauchige Whiskys herstellt.
Mit 45,2% vol. kommt der Plantation Single Cask Trinidad 1997 dann in die Flasche. Einziger Wermutstropfen für mich ist die Zugabe von 16g Zucker pro Liter. Gut, es wird offen an- und zugegeben, inzwischen auch auf dem Flaschenetikett – aber hier war man bei Plantation auch in der Vergangenheit recht ehrlich. Bedenkt man nun aber, dass zahlreiche andere Plantations (und auch die Mehrheit der anderen Single Casks) nicht gesüßt wurden, wirft das natürlich schon die Frage auf, warum es denn hier sein musste. Immerhin liegt die „Dosage“ hier auch noch nach der neuen EU-Verordnung unterhalb der zulässigen 20g, so dass man hier zumindest nicht darüber diskutieren muss, ob das denn dann auch bald noch offiziell ein Rum sein darf (bei anderen Abfüllungen und Herstellern wird darüber bereits rege debattiert). Es bleibt mir also nichts Anderes übrig, als Alexandre Gabriel hier zu vertrauen und darauf zu bauen, dass die 16g Zucker eben einen positiven Effekt erzeugen, der nicht spürbar in Richtung eines „Süßrums“ ausschlägt. Preislich liegt der Rum meist um die 80€.
Tasting Notes:
Aroma: Eine schöne, dunkle Bernsteinfarbe fällt noch vor dem Eintreffen des ersten Aromenhauchs ins Auge. Dann zeigen sich sofort satte Noten von gerösteten Nüssen, etwas dunkler, karamellisierter Zucker und braune Butter. Ein deutlich zu vernehmender Rauch von den Kilchoman-Fässern ist ebenfalls zugegen, fällt aber keinesfalls dominant aus oder kommt auch nur in die Nähe eines Islay-Whiskys, dafür ist er viel zu zurückhaltend. Er ist aber sehr schön und überaus gelungen in das Gesamtaroma eingebunden, weshalb ich hier sehr viel Zeit mit bloßem Riechen verbringen möchte. Mit der Zeit kommen ein wenig helle Fruchtnoten (v.a. Zitrustöne und etwas Quitte) sowie altes Leder und Eichenholz mehr und mehr zum Vorschein.
Geschmack: Man merkt diesem Rum sein fortgeschrittenes Alter sofort an: Sehr viele, satte Gewürze und Eichennoten sind zugegen, dabei ausgewogen und komplex. Auch hier findet sich spürbar ein Raucheinschlag, ja, aber eben nicht dominierend. Stattdessen kommen jede Menge Noten von gekochten Früchten hindurch, helle Pflaumen, Birnen und Quitten, dazu Vanille- und Kaffeetöne mit etwas dunkler Schokolade. Eine gewisse Süße ist zugegen. Und ganz ausblenden lässt sich hier leider nicht, dass sie eben auf 16g Zucker pro Liter zurückzuführen ist: sie wirkt eben nicht mehr ganz natürlich, ist aber trotzdem eher zurückhaltend – ein „Süßrum“ ist das hier nicht wirklich. Unterm Strich ein tolles Geschmacksbild!
Abgang: lang mit leichtem Rauch, Leder, und Kokosblütenzucker
Der Penicillin-Cocktail stand heute Pate für den Drink, welchen ich im Folgenden vorstellen will. Ansich handelt es sich dabei um einen Whiskycocktail, doch ich wollte ihn heute gewissermaßen aufs Rumthema ummünzen – und doch ein paar Dinge anders machen. Dazu habe ich neben dem Plantation Single Cask Trinidad 1997 den wirklich tollen Galgant Cremelikör aus der Preussischen Spirituosen Manufaktur verwendet, frische Zitrone, Waldhonig, eine Nuance Banane du Brésil und zwei Stöße rauchigen Mezcal aus einem Zerstäuber. Dann noch ein Scheibe frischer Ingwer als Garnitur, fertig ist der Pirate’s Penicillin (ja, ich war heute wenig kreativ: Rum = Piraten + Penicillin; das ist das ganze Geheminis des Namens).
Rezept „Pirate’s Penicillin“:
5,5 cl Plantation Single Cask Trinidad 1997
2 cl Zitronensaft
1 cl Waldhonig
1,5 cl PSM Galgant Crèmelikör
0,5 cl Giffard Banane du Brésil
1 minimale Prise Salz
2 Stöße rauchiger Mezcal aus einem Sprühflakon
Zubereitung: Zitronensaft und Waldhonig in einen Shaker geben und mit dem Barlöffel solange rühren, bis sich der Waldhonig aufgelöst hat. Restliche Zutaten außer dem Mezcal dazugeben (wirklich nur eine minimale Prise Salz ganz eben zwischen den Fingerspitzen hineinrieseln lassen), mit Eis auffüllen und kräftig schütteln. Schließlich ins mit frischem Eis gefüllte Glas abseihen und mit zwei Sprühstößen Mezcal bestäuben.
Glas: Tumbler
Garnitur: eine Scheibe frischer Ingwer
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.