Vor ein paar Tagen hatte ich es bereits angekündigt und heute ist es auch schon so weit. Es geht um einen weiteren Single Malt Whisky aus der G. Rozelieures-Serie. Der bisher verkostete G. Rozelieures Origine Collection hat mir durchaus gut gefallen, für einen kontinentalen Single Malt keine Selbstverständlichkeit, denn hier habe ich auch schon sehr oft echte Enttäuschungen erlebt. Allerdings stechen die G. Rozelieures mit ihrem durch die Bank rauchigen Charakter hier auch wirklich hervor. Der Single Malt, um den es heute geht, trägt den Namen „G. Rozelieures Rare Collection“. (zugesandtes Testprodukt*)
Der G. Rozelieures Rare Collection fällt ebenfalls noch unter die Kategorie der leicht-rauchigen Single Malt Whiskys. Während beim Origine Collection der Rauchgehalt mit 6 ppm (phenol parts per million) angegeben ist, hat man es hier schon mit einem doppelt so hohen ppm-Wert von 12 zu tun (was dennoch immer noch im niedrigen Bereich liegt). Der G. Rozelieures Rare Collection wird – wie alle G. Rozelieures – doppelt auf nach französischen Gesetzesvorgaben gebauten Charentaiser Brennblasen gebaut. Wie auch der Origine Collection dürfen die Whiskys der Rare Collection nach der Destillation in ehemaligen Sherry- und Cognacfässern reifen. Allerdings mit 8 Jahren für insgesamt 2 Jahre länger. Ein kleines Extra stellt zudem ein kurzes Finish in Sauternesfässern dar, bevor der Whisky dann mit 40% vol. in die Flaschen abgefüllt wird. Sauternesweine sind französische Süßweine, von deren Fässern ich mir noch eine zusätzliche Dimension an Frucht und Komplexität für diesen Single Malt verspreche.
Gefärbt wird auch bei diesem Whisky nicht. Schauen wir also zunächst einmal, wie er sich in der Purverkostung schlägt.
Tasting Notes:
Aroma: Ein nach wie vor leichter, doch etwas aromatischerer Rauch zeigt sich in der Nase. Ein wenig fühle ich mich an sehr milden Räucherspeck erinnert. Ahornsirup, Eichentöne, etwas Frucht (Erdbeere und weinige Noten), ein Hauch Zitrus und feiner Gewürzhonig vervollständigen eine sehr ansprechende Nase.
Geschmack: Am Gaumen zeigt sich süßer Honig oder doch wieder eher Ahornsirup mit ein wenig Rauch. Dazu eine typische Sherrynote mit Fruchtanklängen (vor allem dunklere Früchte, interessanterweise sticht auch hier vor allem eine Erdbeere heraus, fast könnte man sich diesbezüglich an portweinfassgereifte Single Malts erinnert fühlen). Im Hintergrund zeigen sich etwas Eiche und ein zartes Gewürzkaramell.
Abgang: Auch hier wieder leichter Rauch, ansonsten trocken und aromatisch. Eher mittellang.
Ich hatte es ob der formalen Daten der Rare Collection bereits erwartet und die Verkostung bestätigt es auch: Im Vergleich zur Origine Collection gefällt mir die Rare Collection noch einmal besser. Ich mag einfach sherryfassgereifte Single Malts sehr gern und gerade die fruchtige Seite, die ich auch dem Sauternes-Finish zuschreibe, gefällt mir sehr gut.
Aber auch heute soll ein Cocktail nicht fehlen! Und hier könnte man mit Blick auf das Titelbild und die Zutaten schon fast denken: Schon wieder ein rötlicher Cocktail aus dem Coupetteglas? Schon wieder Erdbeeren? Klar, wer meinen Blog verfolgt, dem wird der Warehouse C, den ich in der letzten Woche vorgestellt habe, nicht entgangen sein. Doch trotz der optischen Ähnlichkeiten und der Gemeinsamkeit hinsichtlich der Erdbeeren hat der heutige Cocktail wenig mit dem Warehouse C gemein. Stattdessen ist er einmal mehr eine Abwandlung eines berühmten Klassikers und zwar des Blood and Sands. Während sein berühmter Ahnherr jedoch mit einer sehr einfach zu merkenden Rezeptur von gleichen Anteilen daherkommt, habe ich im Bleeding Cask die Verhältnisse etwas angepasst. Und auch die Zutaten habe ich relativ großzügig durcheinander gebracht: Frische Erdbeeren ersetzen den Kirschlikör, der Orangensaft wurde auf ein Minimum reduziert und um den schönen Pierre Ferrand Dry Curaçao ergänzt und anstelle von Wermut habe ich einen Ruby Port ausgewählt (einfach um meine Assoziation bei der Purverkostung des G. Rozelieures Rare Collection aufzugreifen). Das Ergebnis ist ein wirklich umwerfend aromatischer Cocktail. Eine feiner Rauch, Erdbeersüße, komplexe Orange und im Zusammenspiel mit dem Whisky ergibt sich die vom Blood and Sand bekannte Geschmacksharmonie, die diesen Klassiker entgegen so mancher Vermutung auszeichnet. Ich bin sehr zufrieden, dass mir dieser Effekt auch beim Bleeding Cask gelungen ist und so macht er seinem Vorbild auch die ihm zustehende Ehre.
Rezept „Bleeding Cask“:
4,5 cl G. Rozelieures Rare Collection
2,5 cl Ruby Port
0,5 cl Orangensaft
2 cl Pierre Ferrand Dry Curaçao
4-5 kleinere Erdbeeren (oder 2-3 größere)
Zubereitung: Die Erdbeeren mit dem Muddler im Shaker zerdrücken. Anschließend die restlichen Zutaten hinzugeben und kräftig auf Eis schütteln. Doppelt ins vorgekühlte Glas abseihen.
Glas: Coupette
Garnitur: gedörrtes Orangenrad
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Der Preis für eine Flasche des G. Rozelieures Rare Collection liegt bei ca. 45 Euro.
*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)
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