Pure Spirits: Stobbe 1776 Black Currant London Dry Gin

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Wenn man sich mit deutschem Gin beschäftigt, dann reitet man natürlich auf einer sehr aktuellen Welle. Dennoch ist Gin ja keine Spirituose, die den deutschen Markt erst in den letzten Jahren betreten hat, wie es z.B. bei Mezcal der Fall ist, im Gegenteil: Es gibt Gin mitunter schon lange in Deutschland zu erstehen. Und wer sich mit aktuellen Neuerscheinungen und Abfüllungen auseinander setzen will, der kommt natürlich um den ältesten deutschen Gin nicht herum. Gut, ganz so exakt ist das mit dem ältesten Gin in Bezug auf die heutige Flasche nicht, aber trotzdem hat sie damit eine ganze Menge zu tun. (Zugesandtes Testprodukt*)

Es war im Jahr 1766 als der aus einer holländischen Mennonitenfamilie (Mennoniten sind eine evangelische Freikirche) stammende Peter Stobbe die bereits 1714 gegründete „Branntweinfabrik“ in Tiegenhof, dem heutigen Nowy Dwór Gdański im ehemaligen Westpreußen erwarb. Er brachte aus Holland ein Rezept für einen Wacholderschnaps mit, den er „Machandel“ oder auch „Macheike“ nannte und ab 1776 mit wachsendem, kommerziellem Erfolg verkaufte. Während viele bis heute mit der nahegelegenen Stadt Danzig das berühmte Goldwasser verbinden, legen historische Quellen nahe, dass zur damaligen Zeit der Machandel als das Danziger Getränk galt.

Im Zuge der historischen Wirrungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts musste die Famile Stobbe eine zweite Produktionsstätte in Deutschland eröffnen, da der Handel mit Machandel von Polen aus ins nun deutsche Ausland nicht mehr gestattet war. Nach einer sehr langen und wechselhaften Geschichte, die u.a. von Besitzerwechseln und Streitigkeiten um die Namensrechte der Firma gekennzeichnet war, erwarb schließlich im Jahr 2014 mit Uta Stobbe wieder eine Angehörige der großen Stobbe-Familie die zwischenzeitlich in außerfamiliären Händen beheimatete Marke. Nun habe ich eingangs bereits gesagt, dass die heutige Flasche nicht wirklich ganz exakt als ältester Gin Deutschlands gilt, was schlicht daran liegt, dass es sich hierbei nicht um einen Machandel handelt. Und auch der Machandel selbst ist, obwohl ein Wacholderdestillat, streng genommen kein Gin, insofern ist der Titel des ältesten Gins Deutschlands auch nicht ganz unumstritten. Aber sicherlich kann man hier getrost darüber hinwegsehen und die lange Geschichte der Herstellung eines deutschen Wacholderbrandes auch mit einem gewissen Stolz anführen, wenn es um die Geschichte deutschen Gins geht. Wer die gesamte Geschichte des Unternehmens bis in die Nachkriegszeit verfolgen möchte, kann dies hier in ausführlicher Form tun.

Unter der Ägide Uta Stobbes wurde nun auch ein moderner London Dry Gin respektive ein New Western Dry Gin herausgebracht, um den es eben heute gehen soll. Die Besonderheit, mit der der Stobbe 1776 Blackcurrant aufwartet, besteht – man erahnt es bereits – in der Zugabe von schwarzer Johannisbeere als Botanical sowie etwas Bergamotte. Im Gegensatz zum klassischen Machandel wird dieser London Dry Gin auch mit stärkeren 43% vol. abgefüllt. Hergestellt wird er in der Marder-Brennerei im Schwarzwald. Sein Flaschendesign ist angelehnt an die traditionsreiche Geschichte des Unternehmens mit einem markenrechtlich geschützten Kreuz und der Jahreszahl 1776 als Geburtsjahr des Machandels, dessen Rezeptur auch hier die Basis bildet.

Zeit, dem Gin einmal etwas nachzuspüren.

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Tasting Notes:

Aroma: Der Wacholdercharakter dieses Gins ist definitiv eher hintergründig, man wird stattdessen im ersten Moment von einem Schwall an komplex-würzigen Floraltönen begrüßt. Es ist definitiv Johannisbeere spürbar, die eine frisch säuerliche Note mit in das Aroma bringt, welche wirklich sehr schön von Zitrustönen aufgegriffen und von einer blumigen Bergamotte abgerundet wird. Ein Hauch von Earl Grey-Tee liegt in der Luft. Im Hintergrund dann ein wenig weißer Pfeffer, Moos und ganz feiner Anis.

Geschmack: Geschmacklich bestätigt sich die Erwartung, die das Verriechen mit sich bringt. Ein eher zitrustöniger Gin, in den sich Bergamotte und im Vergleich zur Nase etwas weniger präsent die Johannisbeere mischt. Kräutrig-frisch und würzig-süß am Gaumen. Wieder muss ich an Earl Grey-Tee denken.

Abgang: Lang, trockener werdend, mit präsenter Bergamotte.

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Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

3 thoughts on “Pure Spirits: Stobbe 1776 Black Currant London Dry Gin

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