KI NO BI Kyoto Dry Gin & The Kyoto Gardener

Im Jahr 2012 hatte ich zum ersten und bislang einzigen Mal die Gelegenheit, Japan zu bereisen. Schon damals war mir klar, dass die Eindrücke, die ich auf dieser Reise sammle, wohl ein Leben lang als lebhafte Erinnerungen bleiben würden. Japan ist ein facettenreiches und faszinierendes Land, das obendrein einen Grad an Kultiviertheit aufweist, der seinesgleichen sucht. Dies trifft inbesondere auf die alte Kaiserstadt Kyoto zu, die als historisches Herz des Landes mit ihren Tempeln, buddhistischen Schulen, Shintoschreinen, Gärten und der umliegenden Natur einfach atemberaubend ist. (zugesandtes Testprodukt)*

Aber da ich hier keinen Reiseblog betreibe, soll natürlich vor allem die japanische Spirituosenwelt nicht unerwähnt bleiben. Und diese hat sich im letzten Jahrzehnt ein Renommee erarbeitet, welches Japan an die Weltspitze qualitativ hochwertiger Destillate katapultiert hat. Japanischer Whisky wird in den höchsten Tönen gelobt, aber auch Shōchū, Umeshu und Sake finden immer mehr Anhänger außerhalb des ostasiatischen Inselreiches und vor allem auch in der Barwelt. Die Detailverliebtheit der Japaner ist inzwischen zu einem weltweit anerkannten Qualitätssiegel avanciert.

Vor diesem Hintergrund weckt ein japanischer Gin natürlich hohe Erwartungen. Teilweise wird der gute Ruf japanischer Spirituosen natürlich auch gezielt eingesetzt; so gibt es inzwischen die ein oder andere japanische Spirituose zu einem günstigen Preis, die vielleicht nicht unbedingt das mit sich bringt, was man sich gemeinhin von ihr verspricht. Beim heute auf dem Prüfstand stehenden KI NO BI Kyoto Dry Gin sehen die Vorzeichen allerdings sehr gut aus, denn hier scheint zumindest auf dem Papier einiges zu stimmen. Der in der noch jungen Kyoto Distillery hergestellte Gin basiert auf regionalen Zutaten (wenn auch nicht ausschließlich) und versucht so, den einzigartigen japanischen Zugang zur Welt der Aromen einzufangen. Unter den regionalen Botanicals finden sich gelbe Yuzufrüchte, Hinoki (eine japanische Zypressenart), Sansho-Pfeffer, Bambusblätter und Gyokuro-Tee aus der Stadt Uji. Das klingt natürlich schon einmal spannend!

Spannend ist aber auch die Herstellungsmethode dieses Gins, denn es handelt sich beim KI NO BI Kyoto Dry Gin im Grunde um eine Cuvée aus verschiedenen Einzeldestillaten. Allerdings werden hier nicht einfach die Botanicals einzeln destilliert und dann vermählt, sondern vorher in eine Basis-, eine Citrus-, eine Tee-, eine Kräuter-, eine Gewürz– und eine florale Kategorie unterteilt. Die jeweils so gruppierten Botanicals werden im aus Reis hergestellten Basisalkohol eingelegt und schließlich zu einzelnen „Kräutergeisten“ destilliert und schließlich vermählt. Dass hier natürlich ein Mehr an Aufwand und Zeit notwendig wird, lässt sich leicht erahnen. Abgefüllt wird zudem mit aromatisch vielversprechenden 45,7% vol.

Die sehr ansprechend gestaltete Flasche und das Verpackungsdesign wurden übrigens nach Herstellerangaben in Zusammenarbeit mit dem Atelier Kira Karacho erstellt, welches Teil des Karacho Karakami Atelier in Kyoto ist (das wiederum seit dem Jahre 1624 existiert). Vielleicht ist das lediglich der Versuch, einer noch jungen Marke etwas historischen Nimbus mitzugeben, das Ergebnis kann sich aber dennoch sehen lassen.

Tasting Notes:

Aroma: Yuzu, Limette, Öle aus den Schalen, intensive, reife Früchte, Wacholder mit Piniennadeln, grüner Tee, Kräuterassoziationen (Salbei, Melisse), eine feine Gewürznote und Zypressenholz

Geschmack: ein sehr schöner, überaus aromatischer Antritt, den der KI NO BI hier hinlegt: wieder eine sehr gelungene Balance aus Yuzu, Limettentönen und Wacholder, der mit floralen Untertönen, etwas Melisse, Piniennadeln, grünem Pfeffer, grünem Tee und einem ganzen Strauß voller subtiler Noten daherkommt. Ein wirklich komplexer Gin, in dem sich mit der Zeit auch weitere Kräuternuancen offenbaren.

Abgang: lang, recht trocken und mit Zitrusschalen

Der KI NO BI Kyoto Dry Gin macht auch eine exzellente Figur in einem klassischen Martini!

Obwohl ich ihn auch in einem klassischen Martini ausprobiert habe, konnte ich mir nicht ganz verkneifen, diesen hervorragenden Gin auch in einem Cocktail zu verarbeiten, der ebenfalls einen gewissen japanischen Anstrich aufweist. Aber auch nur zum Teil, denn in dieser Sourvariante habe ich vor allem kräutrig-frische Aromen in den Vordergrund stellen wollen, die mit einer Nuance würzig-frischer Wasabischärfe abgerundet werden. Das Ergebnis ist wirklich ein exotisch-erfrischender Drink! Weil ich beim Zubereiten des Drinks und während der gesamten Arbeit an dieser Rezension immer wieder an die Zeit in Kyoto zurückdenken musste – insbesondere an die wundervolle Atmosphäre in den Gärten, habe ich den Cocktail einfach „Kyoto Gardener“ genannt.

Rezept „Kyoto Gardener“:

6 cl KI NO BI Kyoto Dry Gin
1,5 cl Zitronensaft
1,5 cl Limettensaft
2 cl Zuckersirup
1 Messerspitze Wasabipaste
eine Hand voll frischer Dill
2 Dashes The Bitter Truth Celery Bitters

Zubereitung: Zunächst Dill, Wasabipaste und Zuckersirup in den Shaker geben und mit dem Muddler leicht andrücken. Schließlich restliche Zutaten zugeben und kräftig auf Eis schütteln. Anschließend doppelt ins mit frischen Eiswürfeln gefüllte Glas abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: Dillzweig

Ein Garten in Kyoto

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

2 thoughts on “KI NO BI Kyoto Dry Gin & The Kyoto Gardener

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