Gimlet

Gimlet

Erst vorgestern habe ich im Zuge des Daisy de Santiagos auch ein paar Zeilen über Ernest Hemingways berühmt-berüchtigte Vorliebe für alkoholische Getränke geschrieben. Wenn man bedenkt, wieviele Cocktails immer wieder mit ihm in Verbindung gebracht werden, wundert es nicht, dass man letztlich immer wieder beim Literaturnobelpreisträger landet. So wird ihm auch oft ein Cocktail zugeschrieben, der auch ohne Hemingway weltberühmt ist und über den ich heute einige Worte verfassen möchte: der Gimlet.

Der Gimlet ist ein klassischer Cocktail, der trotz seiner großen Strahlkraft irgendwie manches Mal unter den Tisch zu fallen droht. Das mag an seiner im Grunde sehr schlichten Rezeptur liegen, vielleicht aber auch an der unüberschaubar großen Zahl von Rezeptabweichungen, die sich in den Weiten der Cocktailliteratur finden lassen. Dabei ist er aber gewissermaßen der Stammvater der Kombination Limette-Gin, die sich in einer Unzahl von Rezepten bis zum heutigen Tage niederschlägt. Auch ich habe mich erst relativ spät dem Thema „Gimlet“ angenähert, auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt schon recht ausgiebig mit der Cocktailthematik befasst war. Für mich persönlich hängt das auch damit zusammen, dass der erste Gimlet, den ich einmal in einer Berliner Bar serviert bekommen hab (die ich hier nicht näher benennen will), ein echter Graus war. Mit Sirup gestreckter Limettensaft in Verbindung mit jeder Menge Gordons war einfach nicht wirklich das, was man ein Erweckungserlebnis nennen würde und so ließ ich den Gimlet zu Unrecht ein wenig  links liegen.

Letztlich war aber natürlich der Name zu groß und die Referenzen zu zahlreich, als dass es nicht zu erneuten Begegnungen gekommen wäre. Und plötzlich – als habe sich das Blatt um 180° gewendet – war ich begeistert. Seither trinke ich den Gimlet am liebsten auf diese Weise: Gin und Rose’s Lime Juice Cordial (hier greife ich immer zum Original) im Verhältnis 2:1. Der frisch-säuerliche und gleichzeitig würzig-kräutrige Geschmack des Gimlets ist Erfrischung und vielschichtiger Genuss in einem. Wer es nicht glaubt, sollte schnell nach einer Flasche Rose’s Lime Juice Cordial Ausschau halten und es ausprobieren! Lime Juice Cordial ist übrigens wirklich nicht teuer und schon von ein paar Euro zu haben.

Der Name des Gimlets geht übrigens vermeintlich auf den obersten Militärarzt der British Royal Navy, Sir Thomas Gimelette zurück, welcher um die Jahrhundertwende des 19. Und 20. Jahrhunderts die Ginrationen der Matrosen mit Limette anreicherte, um so effektiver gegen den Skorbut anzugehen. Diese Geschichte ist jedoch erstaunlicherweise viel weniger verbreitet als das Gerücht, der Gimlet sei der Lieblingscocktails Ernest Hemingways gewesen. Stichhaltige Beweise dafür gibt es jedoch nicht und auch wenn davon auszugehen ist, dass Hemingway sicherlich mit dem Gimlet gut vertraut war, fällt das Gerücht wohl eher auf Marketingstrategen einiger Lime Juice Cordial-Hersteller zurück. Dennoch gibt es eine weitere Anekdote aus der Welt des Literarischen, die hier sicherlich eine Erwähnung verdient: Der von Raymond Chandler ersonnene Privatdetektiv Philip Marlow, der Cineasten als eine Paraderolle Humphrey Bogarts aus dem Film The Big Sleep von 1946 bekannt sein dürfte, ist die Hauptfigur einer sehr erfolgreichen Romanreihe, deren Großteil vor allem in den 1940er Jahren geschrieben wurde. Einer der Klienten Marlows, Terry Lennox, äußert sich im Roman „Der lange Abschied“ von 1953 wie folgt über den Gimlet:

Wir saßen bei Victor in einer Ecke der Bar und tranken Gimlets. „Die haben keine Ahnung, wie man die macht!“ sagte er. „Was die hier einen Gimlet nennen, ist einfach Zitronen- oder Limettensaft mit Gin und einem Schuß Zucker und Bitterbier. Richtiger Gimlet besteht zur einen Hälfte aus Gin und zur anderen aus Rose’s Lime Juice und aus sonst nichts. Aber das schlägt sämtliche Martinis haushoch.“

Dem möchte ich mich mit Einschränkungen (z.B. was das Verhältnis von Gin und Lime Juice Cordial angeht) weitestgehend anschließen (auch wenn ich mich beim Vergleich mit dem Martini nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen will). Eine interessante Variante dieses Drinks ist übrigens der sehr empfehlenswerte Richmond Gimlet von Jeffrey Morgenthaler.

Gimlet

Rezept:

6 cl Gin
3 cl Rose’s Lime Juice Cordial

Zubereitung: Alle Zutaten im Rührglas auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen. Mit dem Öl aus einer Limettenzeste besprühen.

Glas: Martini

Garnitur: Limettenzeste

Bezugsquellen: Im Fachhandel, in Supermärkten oder online.

5 thoughts on “Gimlet

  1. Pingback: Richmond Gimlet | Galumbi

    • Hi Matthias,

      im Prinzip kann ich Dir da recht geben, habe ihn auch schon mit selbstgemachtem Lime Cordial getrunken, aber nicht nicht von mir selbst. Beizeiten werde ich das definitiv auch nochmal nachholen, danke für den Tip!

      Ich mag im Gimlet lieber nicht ganz so ausgeprägte Wacholderbomben, habe diesen hier mit Pat Brauns B My Gin gemacht, was toll funktioniert hat.

      • Hi,

        ja wie gesagt Rose’s ist im Gimlet vollkommen in Ordnung. Angeblich soll der Lime Cordial von Marie Brizard noch etwas besser sein, dafür kriegt man ihn sehr selten…

        Da hast du recht! Ich mag den Gimlet auch eher mit etwas weniger wacholderlastigen Gins mit schöner Zitrusnote, z.B. Berry Bros & Rudd No.3 oder Tanqueray Ten. Aber mit Pat’s Gin werde ich ihn auch mal probieren!

        Viele Grüße
        Matthias

  2. Pingback: Vallendar Obstbrände und Obstgeiste & ein paar Cocktailideen

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