Pure Spirits: Choya Umeshu Gold Edition & The Chrysanthemum Prince

Zunächst möchte ich mich bei all jenen entschuldigen, die hier in den letzten Tagen vergeblich auf einen neuen Artikel gewartet haben. Leider war ich gesundheitlich schlicht nicht in der Lage, den Blogbetrieb aufrecht zu erhalten. Doch jetzt, kurz vor Weihnachten, geht es hier heute weiter und wird direkt einmal besonders festlich, zumindest wenn man sich an der optischen Aufmachung eines Produktes orientiert. Ein weiteres Mal möchte ich einen Beitrag zum Thema Umeshu verfassen und dabei auf einen wirklich sehr besonderen Tropfen eingehen. Und auch wenn er vielleicht ein wenig an einen europäischen Kräuterlikör erinnern mag, hat er doch recht wenig mit diesem gemein. (zugesandtes Testprodukt)*

Festlich und nobel kommt der Choya Umeshu Gold Edition daher und soll von Anfang an genau diesen Effekt beim Betrachter erzielen: Eine schöne, mit Blütenornamenten verzierte, goldene Verpackung in erkennbar japanischer Ästhetik zeigt bereits an: hier haben wir es mit etwas Besonderem zu tun. Der Blick auf die schöne, runde Glasflasche im Inneren macht dann unmissverständlich klar, dass Choya es hier mit der goldenen Aura ernst meint. Im Umeshu schweben feine Goldflöckchen umher und schimmern verlockend im durch das Glas fallenden Licht. So weit, so gut.

Der gewünschte Effekt, diese Spirituose als besonders edel und nobel zu kennzeichnen, ist an dieser Stelle natürlich offenkundig. Einwenden mag man vielleicht, dass die Sache mit den Goldflocken als ein wenig ausgelutscht aufgefasst werden könnte. Bereits im Zusammenhang mit dem ebenfalls auf dieses optische Spiel vertrauenden Goldjunge Gin habe ich den Vergleich mit dem berühmten Danziger Goldwasser gezogen, welchem nicht unbedingt der Ruf als edelste aller Spirituosen anhaftet, aber beim Choya Gold Edition kommt sicherlich auch noch ein kultureller Unterschied hinzu. Wer sich im fernöstlichen Raum einmal aufgehalten hat, wird nicht umhin kommen, zu bemerken, dass Farbwahrnehmungen in vielen Ländern dort eine größere und von der europäischen Sichtweise sehr abweichende Rolle einnehmen. Insbesondere Gold wird in mannigfaltigen liturgischen, aber auch allgemein-ästhetischen Kontexten eine sehr große Ehrerbietung entgegengebracht. Darüber hinaus gilt es als im kulinarisch ganz versessenen Japan als eine sehr bekömmliche Zutat, der wohltuende Wirkungen zugeschrieben werden. Insofern sei jedem, der ob der schwebenden Goldteilchen mit den Augen rollt, zumindest empfohlen, einen etwas kultursensibleren Blick auf das Ganze einzunehmen. Darüber hinaus sei übrigens noch erwähnt, dass im Vergleich zu z.B. dem Goldjunge Gin oder dem erwähnten Danziger Kräuterlikör hier auch eine deutlich höhere Menge an Goldflocken enthalten ist.

Der Choya Umeshu Gold Edition soll aber nicht nur optisch einen noblen Eindruck vermitteln, auch inhaltlich haben wir es hier quasi mit dem Premium-Flaggschiff der Umeshu-Range des Hauses Choya zu tun. Was genau Umeshu ist, wie er hergestellt wird und dergleichen möchte ich hier nicht noch einmal gesondert aufführen, sondern auf einen früheren Artikel verweisen. Für den Choya Umeshu in der Gold Edition hat man nun hochwertige, gereifte Umeshus mit französischem Brandy vermählt und nur besonders prächtige Nanko-Umefrüchte ausgewählt. Wer sich jetzt denkt, dass „besonders prächtige Früchte“ nicht mehr als eine Floskel seien, würde in Japan u.U. auf einige Probleme stoßen, denn dort nimmt man eine solche Bezeichnung durchaus sehr ernst. Wer einmal in einem japanischen Supermarkt z.B. eine Honigmelone mit einer goldenen Schleife umwickelt zum Preis von 120 Euro gesehen hat, der wird wissen, was ich meine (ja, das gibt es wirklich; eine besonders prächtige Frucht eben.).

Tasting Notes:

Aroma: Ein wohlig-süßes Aroma von vollreifen Pflaumen, Honig, Holztönen und etwas Karamell steigt einem entgegen. Trockenfrüchte, Kompott und subtile Zitrustöne runden das Gesamtbild mit der Zeit ab. Ein sehr komplexer, verführerisch aromatischer Eindruck macht Lust auf den ersten Schluck.

Geschmack: Auch hier kann der Choya Umeshu Gold Edition sein Qualitätsversprechen halten. Die vollreife Pflaume verbindet sich sehr schön mit Gewürznoten und einer überaus reichen Süße von Honig, Karamell und subtilen gebrannten Mandeln (vermutlich dem Brandy geschuldet). Auch hier treten Zitrustöne und ein floraler Hintergrund hervor. Tatsächlich bisher der komplexeste unter den Choya Umeshus, die ich hier im Blog verkostet habe.

Abgang: süß, lang und aromatisch

Und weil wir es hier eben mit einem so noblen Getränk zu tun haben und dieser Artikel auch noch zu einer besonders festlichen Zeit des Jahres erscheint, habe ich mich auch für einen besonders festlichen Champagnercocktail entschieden, in dem ich den Choya Umeshu Gold Edition eingesetzt habe. Inspiriert wurde ich dabei vom Prince of Wales-Cocktail, den ich beizeiten hier ebenfalls noch vorstellen werde. An die Seite des Umeshus gesellen sich hier ein wenig spanischer Brandy (auch, um die Brandynoten des Choya Umeshu Gold Edition etwas aufzugreifen), ein wenig Benedictine, ein Hauch Yuzu und Bitters. Ein toller, voll-aromatischer Cocktail, den ich durchaus auch für die Weihnachtstage empfehlen kann (auch wenn er vielleicht nicht ganz so genuin weihnachtlich wie z.B. ein Chocosnaps med Klementin daherkommt). Und weil dieser Prinz hier nicht aus Wales, sondern eindeutig aus Japan stammt, heißt der Drink „Chrysanthemum Prince“.

Rezept „Chrysanthemum Prince“:

2,5 cl Choya Umeshu Gold Edition
2 cl Cardenal Mendoza Brandy
1 cl D.O.M. Benedictine
0,5 cl Choya Yuzu
2 Dashes The Bitter Truth Peach Bitters
Champagner

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf den Champagner in einen mit Eiswürfeln gefüllten Silberbecher (oder einen japanischen Tonbecher) geben, kurz umrühren und mit Champagner aufgießen.

Glas: Silberbecher / japanischer Tonbecher

Garnitur: zwei Griottines-Kirschen und ein Stoß goldene Lebensmittelfarbe (von oben auf den Drink gesprüht)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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