Bei sonnig-sommerlichen Temperaturen fällt es natürlich nicht besonders schwer, gedanklich in die Karibik abzuschweifen. Und natürlich denkt man beim Stichwort „Karibik“ auch schnell an Rum. Umso praktischer, dass ich erst in meinem letzten Artikel über den Hampden 8 Years einen jamaikanischen Rum rezensiert habe. Vor allem auch deshalb, weil wir uns damit für den heutigen Artikel gar nicht groß umorientieren müssen. (zugesandtes Testprodukt)*
Genau genommen müssen wir uns nur etwa 150 Kilometer oder – je nach Strecke – etwa 3 Stunden Autofahrt gen Süden orientieren, denn so weit liegen das Hampden Sugar Estate und die Clarendon Distillery in Lionel Town auseinander. Wer sich ein bisschen mit jamaikanischem Rum auskennt, der wird wissen, dass in der Clarendon Distillery Rums der Marke „Monymusk“ gebrannt werden (weshalb sie eben auch Monymusk Distillery genannt wird). Und genau einen solchen habe ich heute hier vor mir stehen.
Neben dem durchaus prominent auf dem Etikett applizierten Namen „Monymusk“ steht aber vor allem der Name „Rest & Be Thankful“ darauf. Folglich haben wir es also mit dem „Rest & Be Thankful Monymusk 2012 Pure Single Jamaican Rum“ zu tun, welch klangvoller Name. Rest & Be Thankful ist tatsächlich der Name eines 331 Meter hohen Berges im zentraljamaikanischen Cockpit Country.
Der Rest & Be Thankful Monymusk 2012 Pure Single Jamaican Rum (einmal musste ich den Namen einfach noch voll ausschreiben) ist ein Blend aus 24 Fässern von Pot Still Rum die das Brennerei-Marque MDR aufweisen. Rums mit dem MDR-Marque weisen einen Estergehalt von ca. 145-150 g/hl auf. Die Fassreifung erfolgte in Fächern aus amerikanischer Eiche und dauerte 9 Jahre, wobei ein Teil der Reifun im kontinentalen Klima erfolgte (die genaue Dauer wird nicht benannt).
Tja, Zeit also, mal genau hinzuschauen, zu riechen und zu schmecken:
Tasting Notes:
Aroma: eine eindeutig jamaikanische Seele begegnet einem hier, mit reichlich vergorener Frucht, allen voran die Ananas, aber auch etwas Birne, noch grüne Mango, Passionsfrucht und dahinter etwas Asche und Benzin. Klingt vielleicht abermals merkwürdig, ist aber ein ganz wunderbares Aromenspiel. Wer jamaikanischen „Funk“ in einem Rum sucht und will: bitteschön, hier ist er geradlinig und sehr typisch zu finden. Mit der Zeit bemerkt man auch eine subtile Vanille, die eigentlich die ganze Zeit über zugegen war, aber zunächst völlig von den ausdrucksstärkeren Aromen überlagert wurde.
Geschmack: Wow, der Antritt ist direkt ein Potpourri aus Benzin & Frucht, sehr, sehr geil! Ich schwenke den Rum im Mund hin und her und kann mich nicht entscheiden, ob ich mich zunächst auf die klaren Noten von gerösteter Ananas oder doch die Töne von leicht verbrannten Grillaromen konzentrieren will. Dahinter finden sich auch Trockenfrüchte und wieder etwas Vanille, ich falle aber immer wieder zurück auf Gedanken über Barbecue an einer karibischen Tankstelle. Im Ernst: Grill und Frucht ist hier der programmatische Zweiklang, das macht wirklich Lust auf den nächsten, vollmundigen und intensiven Schluck. Die 46% vol., mit denen dieser Rum abgefüllt wurde, stehen ihm gut zu Gesicht, weniger dürften es auch nicht sein.
Abgang: sehr lang mit vergorener Ananas und angebrannter Vanillecreme
Klar, mit diesem Rum kann man jede Menge machen. Er ist sehr charakterstark, das darf man natürlich nicht unterschätzen. Will man also einen Drink, in dem man den Rumgeschmack eher subtil zur Geltung bringen oder gar kaschieren möchte, dann ist das sicherlich nicht die erste Empfehlung. Dafür hat er eben auch das Zeug dazu, gegen eine Reihe anderer Zutaten anzukommen, was uns quasi direkt ins Tiki-Metier geleitet. Und dort wollte ich unbedingt einen Drink mit dem Rum ausprobieren, den ich durch Jeff „Beachbum“ Berry kenne und welcher aus dem Bali Hai-Restaurant in San Diego stammt. Der nach dem Restaurant „Mr. Bali Hai“ genannte Signature Drink des Hauses (welches bereits seit 1955 besteht) wurde im Laufe der Zeit desöfteren leicht verändert und angepasst, die hier zugrundeliegende Rezeptur habe ich aber von Jeff „Beachbum“ Berry übernommen und mit Blick auf einige Zutaten minimal angepasst. So habe ich z.B: den Mr. Black Coffee Liqueur verwendet (weil ich den Bebo Coffee Liqueur des Originals weder besitze, noch kenne). Einen vollständigen Vergleich zum Original kann ich folglich nicht aufstellen, wohl aber eines versichern: Der Drink ist der Hammer!
Rezept „Mr. Bali Hai“:
4,5 cl Rest & Be Thankful Monymusk 2012 Pure Single Jamaican Rum
3 cl Veritas White Blended Rum
2,25 cl Mr. Black Coffee Liqueur
4,5 cl Ananassaft
3 cl Zitronensaft
0,5 cl bis 1 cl Zuckersirup (Im Original 1 cl – nach persönlichem Geschmack und Süße des Kaffeelikörs anpassbar)
Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und ins mit gestoßenem Eis gefüllte Glas abseihen.
Glas: Tiki-Mug oder Highball
Garnitur: Ananaskeil (mir war alternativ nach einer schönen Blüte), etwas frische Minze und drei Kaffeebohnen
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.