Hampden – der Name ist in den letzten Jahren in Europa immer bekannter geworden und hat den Weg aus der Nische des Geheimtipps für Rumexperten längst geschafft. Zwar (leider) immer noch nicht im eigentlich angemessenen Rahmen, wenn man die Marktanteile nachträglich veränderter Süßrums beachtet, aber mit Blick auf die ohnehin knappe Verfügbarkeit vieler gereifter Qualitäten der jamaikanischen Brennerei, ist das wiederum auch für diejenigen von Vorteil, die Rums der Hampden Distillery bereits zu schätzen wissen. Aber Hampden muss nicht immer exorbitant teuer sein. (zugesandtes Testprodukt)*
Das beweist zumindest die heute im Mittelpunkt stehende Abfüllung: der Hampden Rum Fire White Overproof Rum. Dieser entstammt einer traditionellen Serie von weißen Overproof Rums aus der jamaikanischen Brennerei, die ursprünglich nur den jamaikanischen Inlandsmarkt im Blick hatte. Mit wachsender Bekanntheit und Erfolg stieg allerdings auch die Nachfrage im Ausland und so hat man den Verkaufsradius entsprechend erweitert. Im Zuge dessen wurde auch das Design der Reihe angepasst, so dass es auch ältere Abfüllungen gibt, die vom Design der hier abgebildeten Flasche abweichen.
Apropos Design: natürlich fällt beim Blick aufs Etikett ein etwas ungewöhnlicher und vielleicht etwas reißerisch daherkommender Flammenhintergrund auf. Der wenig subtile Titel „Rum Fire“ trägt sein Übriges dazu bei. Aber ich bin nicht hier, um mich in Fragen des Flaschenlayouts einzumischen, auch wenn eine solche Einmischung meinerseits wahrscheinlich zu einem anderen Ergebnis geführt hätte. Die Anspielung auf den bekannten Feuertest eines Overproof Rums ist jedenfalls unverkennbar. Und ja, natürlich brennt der Rum Fire White Overproof Rum mit seinen 63% vol. ganz wunderbar (für die Tiki-Bar ist das schonmal ein Pluspunkt).
Doch worin unterscheidet sich nun dieser Rum von anderen White Overproofs? Auch bei der Beantwortung dieser Frage ist der Name Hampden Programm: Ester, Ester, Ester – so lautet zumindest das Versprechen.
Tasting Notes:
Aroma: Hier ist erwartungsgemäß jede Menge im Glas! Wuchtige Aromen steigen mir hier entgegen. Körbe voll Obst, genau genommen: gegorenem Obst, das aber auch ins Vegetale übergeht und eine satte Vanille mitbringt, die auch leichte Anleihen von Kokosflocken im Schlepptau hat. Ein Hauch Klebstoff ist mit von der Partie, subtile Töne von Minze und aus dem sonstigen Obst herausstechende Ananasrinde.
Geschmack: Die Esternoten dominieren auch am Gaumen, fallen dabei wuchtig und unweigerlich raumeinnehmend aus. Gegorene Noten von hellen Früchten, (wieder v.a. Ananas) zeigen sich. Dazu ist sie auch am Gaumen präsent: die schöne, fast blumige Vanille, die trotz der gewaltigen und auch spürbaren 63% vol. zu überzeugen weiß. Der Alkohol fällt bei diesem ungereiften Rum etwas präsenter aus als bei gereiften Hampdens mit vergleichbarer Stärke, für den Purgenuss ist er sicherlich nicht primär konzipiert, auch wenn das durchaus funktioniert. Dann kommen noch ein paar Kräuter (Minze, Estragon) und eine Nuance grünes Holz. Pur sicher nichts für Zartbesaitete, aber Hampdenfans finden den Charakter ihrer Lieblingsbrennerei doch sehr schnell und deutlich.
Abgang: immer noch Obst, etwas trockener, sehr lang anhaltend und voluminös
Tja, heute muss es entsprechend auch ein Drink sein, in dem der Rum Fire zeigen kann, was in ihm steckt. Und da fiel meine Wahl auf einen Cocktail, den ich neulich erst einer Freundin kredenzt habe, die nach einem Tikidrink mit weißem Rum verlangte. Ich wurde durch die Cocktailsuchmaschine auf diffordsguide.com auf den Drink aufmerksam, wo er ganz oben in der Ergebnisliste auftauchte. Ich habe ihn ausprobiert und für sehr gut befunden, auch weil er mit Chartreuse und Falernum zwei von mir sehr geschätzte Zutaten aufweist. Es handelt sich dabei um den Nuclear Banana Daiquiri, der nur noch am Rande etwas mit dem eigentlichen Daiquiri zu tun hat, vielmehr mit dem Nuclear Daiquiri, welcher 2005 von Gregor de Gruyther in der Londoner LAB Bar erfunden wurde. Der Nuclear Banana Daiquiri hingegen stammt aus dem Jahr 2013 – und zwar ebenfalls aus London, genauer dem Hawksmoor Spitalfields. Sei es drum, ich kann mir keinen besseren Rum für diesen Drink vorstellen, der Hammer!
Rezept „Nuclear Banana Daiquiri“:
3 cl Hampden Rum Fire White Overproof Rum
2 cl Chartreuse Jaune
2 cl Old Judge Falernum
2 cl Limettensaft
½ Banane
Zubereitung: Laut Originalrezept alle Zutaten mit etwa 25 cl (9 oz) gestoßenem Eis im Mixer blenden und ins vorgekühlte Glas geben.
Glas: Poco Grande oder Hurricane
Garnitur: frische Bananenscheibe, Sternanis und frische Minze
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
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