Auch heute möchte ich wieder zwei Flaschen aus der Range des Freimeisterkollektivs hier rezensieren. Den Freimeisterkollektiv Wodka Sangaste von Sven Ivanov und den Freimeisterkollektiv Zitronenverbe (Geist) von von Georg Hiebl. Und natürlich wartet noch ein spannender Cocktail, der heute im Cold Drip-Verfahren hergestellt wird. (zugesandte Testprodukte)*
Über Georg Hiebl und seine Arbeitsweise habe ich bereits im Zuge des Krauseminzegeists berichtet, daher möchte ich heute direkt zur Sache kommen und einmal schauen, wie gut sich die Zitronenverbene als tragendes Kraut für einen Geist schlägt. Auf der Basis eines Weizenfeindestillats wird dieser Geist auf einer kupfernen Brennblase hergestellt und schließlich mit 40% vol. abgefüllt.
Tasting Notes:
Aroma: ja, eindeutig Zitronenverbene, die frisch und aromatisch ihren Duft verströmt, als hätte man gerade einige Zweige geerntet. Der Duft ist dabei von einer leichten, cremigen Note untermalt, so als rieche man an einem Sorbet oder einem Milchdessert mit Zitroneneinschlag, jedoch bringt der Zitronenverbene-Geist von Georg Hiebl noch eine grünliche, frische und würzige Note mit sich, die ihn erkennbar von einer Zitronenspirituose unterscheiden. Gefällt mir sehr gut, auch wenn man bereits am Geruch erkennen kann, dass man mit diesem Geist in Drinks sparsam verfahren muss.
Geschmack: Auch am Gaumen ein authentischer Eindruck. Zitronenverbene in Reinform mit einem leicht holzigen Unterton, der Assoziationen von feinem Szechuan-Pfeffer mitbringt. Auch hier fällt der Geist mit einem Anklang feiner Creme aus und bietet einen überaus intensiven, reinen Geschmack. Der Alkohol ist perfekt eingebunden, hier stört nichts.
Abgang: würzig, lang, Zitronenverbene durch und durch
Als zweites habe ich den Freimeisterkollektiv Wodka Sangaste vor mir. Dieser stammt vom estnischen Brenner Sven Ivanov, der die zweitälteste Wodkabrennerei der Welt und letzte verbliebene in Estland betreibt. Über die Herstellung erfahren wir auf freimeisterkollektiv.de:
Das Vollkorn des Sangaste Winterroggens wird gemahlen und eingemaischt. Verzuckert und fermentiert wird mit Grünmalz und Bio-Hefe. Nach 72 Stunden Gärung hat die Maische 8% Alkohol. Destilliert wird diese von Sven Ivanov und seinem Team in einer Kolonnenbrennerei, wobei unterschiedliche Kolonnen für spezielle Trennungsprozesse verwendet werden.
Der Wodka hat am Ende der sehr langsamen Destillation einen Alkoholgehalt von 96,7% Vol. und wird mindestens sechs Monate gelagert, bevor er mit Quellwasser von der Pandivere Hochebene auf die typisch estnische Trinkstärke von 50% Vol. gebracht wird. Nun denn!
Tasting Notes:
Aroma: Ja, da sind sie wieder, meine Schwierigkeiten bei der Verkostung von Wodka. Sofort merke ich, dass ich hier einige Gänge zurückschalten muss, um mich an die feine und sehr flüchtige Aromatik heranzutasten (zumindest im Vergleich zu anderen Spirituosen). Aber gut, dieser Wodka bietet auf jeden Fall mehr als ein x-beliebiger Getreidewodka, bei dem ich häufig überhaupt nichts finde. Hier finde ich eine leicht cremige Note, die Getreidenuancen transportiert, mehr ist es aber nicht. Allerdings findet man hier auch keine störende Fuselnote.
Geschmack: Ja, auch hier muss ich noch einmal betonen, dass die folgenden Eindrücke vergleichbar schwach und flüchtig sind, aber sie sind immerhin da. Einen passionierten Wodkatrinker wird wohl auch dieser Wodka nicht aus mir machen, aber er bringt immerhin ein wenig Süßholz und Fenchel mit, was ich sehr mag. Auch finde ich die offiziell beschriebenen Zitronentöne und ein wenig Vanille in Form einer leicht cremigen Note.
Abgang: eher kurz mit Nüssen und Kristallsalz
Beide Spirituosen habe ich heute in einem Cold-Drip-Cocktail eingesetzt. In gewisser Weise handelt es sich dabei um einen Negroni, der zunächst verrührt und dann durch gemahlenen Kaffee Tropfen für Tropfen seine finale Charakteristik annimmt, bevor er schließlich auf Eis serviert wird. In der Vergangenheit habe ich mal über den Dripster geschrieben, mit dem ich auch diesen Drink zubereitet habe. Da ein wenig des Flüssigkeitsvolumens im Cold Drip-Verfahren verloren geht, muss man ein bisschen mehr kalkulieren.
Rezept “Cold Drip Lemon Verbena Negroni”:
1 cl Freimeisterkollektiv Zitronenverbene (Geist)
2,5 cl Freimeisterkollektiv Wodka Sangaste
4 cl Campari
4 cl Punt e Mes
Zubereitung: Alle Zutaten ohne Eis verrühren und in einen Cold Dripper geben. Durch gemahlenen 100% Arabica-Kaffee tropfen lassen (ich empfehle eine fruchtige Sorte) und schließlich auf Eis kalt servieren.
Glas: Tumbler
Garnitur: Orangenzeste
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.