Der Begriff des Terroirs ist ein vielbeschworener, sobald es um die Vermarktung von Qualitätsversprechen im Spirituosenbereich geht (vom Wein ganz zu schweigen). Und in den letzten Jahren wird ihm auch zunehmend ein höherer Wert auf Konsumentenseite entgegengebracht. Vor allem die Fermentation als für den Geschmack signifikanter Prozess wird bei Rum und Whisky mehr und mehr diskutiert. Aber eben nicht nur dort, denn auch Hersteller mexikanischer Agavenbrände proklamieren zunehmend den Einfluss des Terroirs auf ihr Produkt. Und – wie könnte es anders sein? – so ist es natürlich auch bei den beiden heute hier im Fokus stehenden Flaschen der Fall. (zugesandte Testprodukte)*
Tequila Ocho stammt aus der gleichen Schmiede wie auch z.B. der Tapatio Tequila. Die herstellende Familie Camarena wirbt hier mit der Besonderheit, es handle sich um den ersten Single Estate Tequila (also ein Tequila, für den die Agaven auf dem selben Feld geerntet wurden) auf dem Markt, der von verschiedenen Agavenfeldern (Estates) stammt. Das mag zunächst ein wenig verwirrend klingen, ist aber im Prinzip recht leicht verständlich: die Camarena-Familie bewirtschaftet verschiedene Agavenfelder und verwendet eben für einen Ocho Tequila stets nur Agaven eines einzigen Feldes, welches auch mit Bezeichnung auf der Flasche angegeben wird (neben dem Jahrgang). Unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten und unterschiedliche Höhenlagen wirken sich dabei laut Hersteller entscheidend auf den Charakter des Tequilas aus. Und natürlich kann von einem Feld nicht endlos geerntet werden, denn die Agaven benötigen zwischen sieben und zehn Jahren Wachstumsdauer bis zur finalen Reife.
Nachdem schließlich die Piñas (Agavenherzen) in Ziegelöfen gegart werden, lässt man den gepressten, mit Wasser und Mineralien vermischten Saft fermentieren. Und zwar für vier bis fünf Tage in großen Bottichen aus Pinienholz. Dann erfolgt eine doppelte Destillation, zuerst auf einer großen Edelstahl-Pot Still, dann auf einer kleineren Kupfer-Pot Still.
Während die Blanco-Variante anschließend bereits den Weg in die Flasche findet, wandert der Reposado noch einmal für acht Wochen und acht Tage in ehemalige Whiskey-Fässer aus amerikanischer Eiche. Die Abfüllstärke beträgt bei beiden Qualitäten 40% vol.
Beide mir vorliegenden Tequilas, ein Blanco und ein Reposado, wurden aus Agaven vom Feld der Las Presas-Ranch in Jesus Maria, welche schon Carlos Camarenas Urgroßvater gehörte, hergestellt. Sie tragen zudem beide die Jahrgangsbezeichnung 2018.
Tasting Notes „Tequila Ocho Blanco Las Presas 2018”:
Aroma: eine schöne, aromatische Tequila-Nase mit würzigen Agaventönen, mineralischen Noten von Kreide und Steinsalz, aber auch kräutrigen Einschlägen. Hier finde ich vor allem Rosmarin, etwas Zitronenverbene, aber auch weißen Pfeffer, etwas Ananas und einen Hauch Mandarine.
Geschmack: ein durchaus würziger und ausdrucksstarker Blanco liegt hier in meinem Glas. Hier sind fruchtige und mineralische Töne mein erster Eindruck: Mandarinen, Ananas, auch etwas Traube, dazu Steinsalz. Der Alkohol ist durchaus spürbar auf der Zunge, trägt aber die Geschmacksnoten sehr gekonnt. Rosmarin und weißer Pfeffer sind abermals mit von der Partie.
Abgang: würzige Agavennoten, Mineralsalz und wieder eine Nuance weißer Pfeffer
Tasting Notes „Tequila Ocho Reposado Las Presas 2018”:
Aroma: Ja, hier hat man erkennbar einen anderen, etwas sanfteren, aber durchaus noch sehr charakterstarken Vertreter im Glas. Sehr würzige Noten mit Nusseinschlägen (Kokosnuss, Haselnüsse), abermals Mandarinen, etwas reifer Mango, dazu eine feine Vanille und ein wenig Moos.
Geschmack: am Gaumen finde ich zunächst eine vielschichtige Agavenwürze, erdige und mineralische Töne mit Steinsalz, Leder, dann wieder etwas Mandarine, gegrillte Mango, Vanille, kandierte Zitronenzesten und einen Hauch weiße Schokolade.
Abgang: fruchtig, würzig, mit Kakao und weißem Pfeffer
Ja, das sind schon sehr spannende und schöne Agavenbrände, keine Frage! Besonders die wiederkehrende Mandarine hat mich dazu inspiriert, auch ein wenig mit dem Saft von Mandarinen zu arbeiten. Da auch noch Weihnachten vor der Tür steht, hat mich das noch zusätzlich bestärkt. Bei meinem Drink kommen beide Tequilas zum Einsatz, was den Agavencharakter des Drinks auf eine breitere Stufe stellt und wirklich sehr gut funktioniert. Hinzu gesellen sich frische Limette, Mandarine, Agavensirup, die spannenden, feurig-würzigen Dr. Sours Bitters #9 3 Chiles sowie ein wenig Crème de Mûre. Diese gibt dem Drink tatsächlich eine tiefe, dunkle Süße, ohne dabei zu süß und überlagernd auszufallen: an der Farbe des Drinks ist die Brombeere nirgendwo zu erkennen, wohl aber findet man sie im Geschmack (daher auch der Name des Drinks). Als aromatische Abrundung habe ich noch drei Stöße rauchigen Mezcal aus einem Sprühflacon auf die Oberfläche des Drinks gegeben! Der Name des Drinks: Alma Oscura, die dunkle Seele.
Rezept „Alma Oscura“:
3,5 cl Tequila Ocho Reposado Las Presas 2018
2,5 cl Tequila Ocho Blanco Las Presas 2018
0,75 cl Agavendicksaft
2 cl Limettensaft
1 cl Mandarinensaft
0,5 cl Crème de Mûre
2 Dashes Dr. Sours Bitters #9 3 Chiles
3 Sprühstöße Mezcal aus einem Zerstäuber
Zubereitung: Alle Zutaten bis auf Mezcal in einen Shaker auf Eis geben und kräftig schütteln. Schließlich ins vorgekühlte Glas abseihen und mit Mezcal besprühen.
Glas: Coupette oder Martini
Garnitur: zwei Brombeeren
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
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