Die Zeiten, in denen japanischer Whisky noch als Geheimtipp galt, sind inzwischen längst vorbei. Vielmehr ist „japanischer Whisky“ gewissermaßen zur eigenen Premiummarke aufgestiegen und das Prädikat „made in Japan“ ist ein fester Verkaufsgarant geworden. Davon profitiert fraglos auch die Chugoku Jozo Destille aus der Nähe Hiroshimas, die bereits in den 90er Jahren ihr Sortiment, welches ursprünglich vor allem auf Shochus fokussiert war, um Whisky erweiterte. Allerdings ist hier nicht alles so, wie es scheint. (zugesandtes Testprodukt)*
Denn ob man es glaubt, oder nicht, der in der Chugoku Jozo Destille hergestellte Whisky wird eigentlich gar nicht dort hergestellt. Und es handelt sich eigentlich auch gar nicht um japanischen Whisky. Wie kann das sein? Nun, rein rechtlich gesehen habe ich mich jetzt vielleicht ein wenig zu sehr aus dem Fenster gelehnt. Denn die Deklaration der heute im Mittelpunkt stehenden Flasche ist schon unter legalen Gesichtspunkten absolut wasserdicht. Aber faktisch wurde der Togouchi Japanese Blended Whisky „Premium“ lediglich in der Chugoku Jozo Destille „geblendet“ – und nicht dort gebrannt. Tatsächlich brennt diese Destille überhaupt keinen eigenen Whisky, sondern importiert fertigen Whisky aus dem Ausland, vermählt ihn und lässt ihn nochmals in Fässern, die man in einem ehemaligen Eisenbahntunnel lagert, nachreifen. So auch geschehen beim Togouchi Japanese Blended Whisky: Er besteht aus einem achtjährigen schottischen Malt und einem kanadischen Grainwhisky ohne Altersangabe. Es handelt sich also um keinen reinen Malt-Whisky (Blended oder Vatted Malt) mehr. Diese beiden Whiskys wurden nach der Vermählung schließlich für fünf Jahre in ehemaligen Sherryfässern nachgereift. Abgefüllt mit 40% vol. in eine recht attraktiv gestaltete Flasche und mit einem Preis von meist unter 40€ wirkt das natürlich durchaus ansprechend.
Was aber kann nun dieser nicht ganz so japanische Japaner?
Tasting Notes:
Aroma: Ein sehr leichtes, fast schon flüchtiges Aromenbild zeichnet diesen japanischen Blend aus. Der typische Charakter des Grainwhiskys ist jedenfalls nicht zu verkennen. Dabei kommen hier keine starken Noten von geröstetem Getreide mit, sondern eher leichte Ceralien, fast muss ich an Puffreis denken. Grasnoten, die entfernt an Żubrówka erinnern vermischen sich mit einer ganz leichten Vanille und etwas Zuckerwatte. Im Hintergrund dann leichte Obstnoten von Äpfeln oder Birnen, die ich v.a. dem schottischen Part im Blend zuschreiben würde und ein minimaler Rauch.
Geschmack: Am Gaumen fällt der Togouchi Japanese Blended Whisky dann deutlich weniger zurückhaltend auf. Ein gewisser Rauch ist hier von Anfang an präsent, wenn auch eher im leichten Bereich. Dazu Kräuternoten, eine Nuance Birne und etwas Karamell.
Abgang: kurz, leichter Rauch und Gewürze, dabei aber eher eindimensional
Ok, es ist nicht der beste Whisky, den ich je getrunken habe (und er ist auch nicht nah dran). Aber das macht ihn auch nicht zu einem schlechten Whisky. Ich würde ihn als relativ solide beschreiben, wenngleich ihm auch ein wenig jene Eigencharakteristik fehlt, die mir beispielsweise bei einem Yamazaki so gut gefällt. Es ist eben ein Blend mit einem eher leichten Aromenprofil und entsprechend geeignet oder ungeeignet in Abhängigkeit von dem, was man persönlich sucht. In einem Cocktail hatte ich hier die Idee, ihn in einem Basil Smash einzusetzen. Wer jetzt denkt, ich habe da etwas nicht verstanden, da ein Basil Smash ja ein Gin Cocktail sei, den kann ich beruhigen: Es handelt sich schließlich um einen Thai Basil Whisky Smash. Mir ist ebenfalls völlig klar, dass Thailand und Japan zwei völlig verschiedene Kulturräume bilden und daher möchte ich hier auch von vornherein klarstellen, keine Art eurozentrisch-jovialen „Asia-Cocktail“ im Sinn gehabt zu haben. Nein, es geht hier schlicht um den Geschmack: Das besonders würzige und intensive Thaibasilikum harmoniert einfach sehr gut mit dem Togouchi Japanese Blended Whisky, wer es nicht glaubt, sollte sich an den Drink heranwagen!
Rezept „Thai Basil Whisky Smash“:
6 cl Togouchi Japanese Blended Whisky
3 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
eine Hand voll frisches Thaibasilikum
Zubereitung: Basilikum im Shaker mit dem Barstößel leicht andrücken, ohne es zu zerfetzen. Mit den restlichen Zutaten und frischem Eis kräftig schütteln. Schließlich doppelt ins mit frischem Eis gefüllte Glas abseihen.
Glas: Tumbler
Garnitur: Thaibasilikum
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online, z.B. bei Conalco.
*Die Flasche für dieses Review wurde mir von der Conalco Spirituosen UG zur Verfügung gestellt. Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet jedoch nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
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