The Antigua Distillery – Heavy Traditional Rum & Heavy Rum Julep

Der Name Luca Gargano genießt in der Welt des Rums inzwischen einen unglaublich Ruf und sein Wort und seine Expertise sind nicht nur gefragt, sondern für viele ein Garant für Qualität und Genuss. Der Mastermind und Gründer des italienischen Abfüllers und Importeurs Velier hat mit diversen Single Cask- und Jahrgangsabfüllungen den Rummarkt – gerade auch im gehobenen und High End-Segment – maßgeblich mitgeprägt. Das ist natürlich auch dem Unternehmen Velier selbst bewusst und so lässt sich inzwischen auch mit ihm gezielt werben. (zugesandtes Testprodukt)*

Das geschieht natürlich nicht ostentativ, sondern vielmehr eingebunden in die Hintergrundgeschichte eines Produktes, so wie bei der Flasche, die ich heute vor mir habe. The Antigua Distillery – Heavy Traditional Rum, so der Name der Abfüllung, kommt in einem von Velier gewohnten, eher schlichten aber durchaus eleganten und informativen Gewand daher und erzählt direkt auf dem Flaschenetikett und der Verpackung die Entstehungsgeschichte dieser Flasche in Kurzform.

So erfährt man, dass Herr Gargano genau am 20. Juni des Jahres 2017 nach Antigua flog, um dort nach besonderen Rumfässern Ausschau zu halten. In der Antigua Distillery wurde er fündig – und zwar gleich 27-fach, denn das ist die Anzahl an Fässern, die ihn offenbar begeistert haben. Grund für diese Begeisterung – so erzählt es das Etikett – war der außergewöhnlich hohe Anteil an Fuselölen (engl. „congeners“), zu denen u.a. auch die unter Rumkennern so hoch geschätzten Ester zählen. Auch hier informiert uns das Etikett direkt über den Fuselölgehalt, der mit 218 g/hlpa angegeben wird. Aus jenen 27 Fässern hat Luca Gargano nun einen Blend kreiert und diesen direkt mit stolzen 66% vol. aus den Fässern abgefüllt. Hoher Fuselölanteil, hoher Alkoholgehalt: der Name „Heavy Rum“ ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen.

Die Antigua Distillery ist die Destille hinter der Rummarke English Harbour und ist für gewöhnlich nicht für Single Cask-Abfüllungen bekannt. Man brennt dort auf einer Savalle-Säulendestillationsanlage aus dem Jahr 1932 und lässt die Rums in ehemaligen Bourbonfässern aus amerikanischer Weißeiche nachreifen. So ist es auch beim Heavy Traditional Rum geschehen, welcher im Jahr 2012 gebrannt und dann 2018 abgefüllt wurde. Das Alter des Blends lässt sich also auf fünf bis sechs Jahre taxieren. Preislich liegt die Flasche um die 60 Euro.

Kurzum: auf dem Papier klingt der The Antigua Distillery – Heavy Traditional Rum wirklich sehr, sehr vielversprechend und ich bin gespannt, was mich hier im Tasting erwartet. Angesichts des hohen Alkoholgehalts habe ich jeweils auch mit einigen Tropfen Wasser auf ca. 50% vol. verdünnt und gebe entsprechend die Verkostungsnotizen für beide Varianten hier mit an.

Die Zugabe von etwas Wasser ist für diesen Rum essentiell!

Tasting Notes:

Aroma: Ein ganzes Potpourri exotischer Früchte (Banane, Ananas, reifer Pfirsich), aber auch Trockenfrüchte (Rosinen, vielleicht etwas Pflaume) sind hier sofort mit immenser Intensität zu finden. Kraftvoll und schwer macht dieser Rum seinem Namen von Beginn an alle Ehre. Dahinter eine ganze Wagenladung von Gewürzen wie Zimt, Muskat, Pfeffer und Piment, aber auch Nuancen von Rosmarin. Dazu kommen feine Vanille und Karamell als die erwartbaren Bourbonfassreminiszenzen. Hier ist einiges drin, gefällt mir wahnsinnig gut!

mit einigen Tropfen Wasser: die geballte Ladung Früchte tritt etwas zurück, bleibt aber der maßgebliche Ersteindruck. In der Nase kommen grünliche und holzige Noten zum Vorschein, vor allem kommt aber die Vanille und das Karamell mehr zur Geltung. Zudem fühle ich mich jetzt eher an reife Birnen erinnert.

Geschmack: zunächst kündigen sich die 66% vol. wider Erwarten nur etwas verhalten an und bringen wieder viel Frucht mich sich (v.a. Bananen), dazu klar erkennbaren Eicheneinfluss, Vanille, und Gewürze. Nach kurzer Zeit wird mir der Alkohol dann aber doch zu gewaltig, der Rum bringt zwar interessante Klebstoff- und Gärnoten mit sich (ich weiß, das klingt immer komisch), das Prickeln auf der Zunge empfinde ich dann aber doch als unangenehm und greife zur kleinen Karaffe mit Wasser.

mit einigen Tropfen Wasser: sehr harmonisch und ausgewogen trumpft zunächst ein brauner Muscovadozucker auf, die Fruchtnoten folgen bei Fuß (auch hier schleicht sich eine reife Birne in den ansonsten exotischen Fruchtkorb) mit etwas Karamell. Die Vanille zieht sich in den Hintergrund zurück, erhält aber eine fast sahnige Note wie in einer Crème Brûlée. Der Alkohol stört nicht mehr. Ein ausgesprochen gelungener Rum!

Abgang: sehr lang mit vergorenen Früchten und Gewürzen, dabei angenehm trocken

Die Wasserzugabe finde ich zumindest in geschmacklicher Hinsicht essentiell, während mir in der Nase der Rum ohne Wasserzusatz besser gefällt. Aber sie bringt ja auch einen Vorteil mit sich, denn letztlich hat man eben etwas mehr und etwas länger was von dieser Flasche Rum. Und natürlich ist solch ein schöner Rum für den Purgenuss ganz wunderbar und wird vielen auch in diesem Kontext genügen. Dennoch möchte ich auch an dieser Stelle einmal mehr betonen, dass auch „hochwertigere“ Spirituosen in einem Cocktail eine tragende Rolle spielen können, die eben nicht in gleicher Form durch vermeintlich „minderwertigere“ Zutaten substituiert werden können. Natürlich muss man sich darüber bewusst sein, dass man eine ausdrucksstarke Spirituose verarbeitet und sollte entsprechend vielleicht nicht unbedingt einen schlichten Sour damit zubereiten (denn hier weht der Spirituose natürlich recht beträchtlicher Gegenwind entgegen). Zugegeben, insbesondere der Mai Tai erfreut sich unter Rumtrinkern einer sehr hohen Beliebtheit und hier scheuen viele auch nicht davor zurück, Rums jenseits der 100 Euro in diesem Klassiker zu verarbeiten und dies allein lässt schon erkennen, welch Unterschied auch in diesem Segment eine Spirituose machen kann. Dennoch denke ich persönlich meist in Richtung von Wermut Cocktails oder einem Old Fashioned. Heute soll es hingegen ein Julep sein, mit dem ich den Charakter des The Antigua Distillery – Heavy Traditional Rums aufgreifen und auf eine geschmacklich neue Stufe stellen möchte. Dafür habe ich zunächst einen Sirup aus gegrillter Ananas hergestellt, welcher zwar leider etwas Vorausplanung benötigt, dafür allerdings mit einem aromatisch umwerfenden Ergebnis belohnt. Im Zusammenspiel mit frischer Minze und Rum erhält man einen köstlichen, karibischen Julep, den man allerdings mit Bedacht trinken sollte, denn mit 66% vol. ist der Hauptdarsteller nunmal ein echtes Schwergewicht. (Der Drink ist übrigens – trotz der Namensähnlichkeit – nicht mit dem Rum Julep zu verwechseln!)

Rezept „Heavy Rum Julep“:

6 cl The Antigua Distillery Heavy Traditional Rum
0,5 cl kaltes Wasser
2 Barlöffel Grilled Pineapple Syrup (s.u.)
eine Hand voll frische Minzblätter

Grilled Pineapple Syrup: einfach im Verhältnis 2:1 Zucker und Wasser in einer Pfanne bei mittlerer Hitze aufkochen und – nachdem sich der Zucker aufgelöst hat – ein wenig eindicken lassen. Sirup noch heiß in einen luftdicht verschließbaren Behälter füllen. Schließlich (im gleichen Mengenverhältnis zum Zucker) Stücke frisch gegrillter Ananas in den Sirup geben und mindestens für 24 Stunden ziehen lassen. Anschließend Ananasstücke wieder herausfiltern.

Zubereitung: Minzblätter, Rum und Sirup in einen Silberbecher geben und für ca. 5 Minuten ziehen lassen. Dabei gelegentlich mit dem Muddler die Minzblätter entlang der Innenfläche des Bechers andrücken. Schließlich Wasser zugeben und mit gestoßenem Eis auffüllen. Nochmals umrühren und wieder gestoßenenes Eis zugeben und garnieren.

Glas: Silberbecher

Garnitur: Minzblätter, Ananasblatt und getrocknete „Ananasblüten“ (ich habe dieses Rezept verwendet – Achtung: Englisch!)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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