Rutte Old Simon & Like Drinking from a Nutshell

Mit der inzwischen seit mehr als einem Jahrzehnt ungebrochenen Begeisterung für Gin rückt immer öfter auch der Urahn des britischen Wacholderdestillats ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Und das ist der Genever aus den Niederlanden. Als englische Soldaten im achtzigjährigen Krieg mit dieser Spirituose in Kontakt kamen, war die Grundlage für die spätere Entstehung des Gins auf der Insel gelegt. Doch die vollständige Geschichte wurde schon so oft erzählt, dass ich sie heute nicht ein weiteres Mal durchexerzieren möchte. (zugesandtes Testprodukt)*

Stattdessen will ich mich auf eine Flasche Genever konzentrieren, die ich heute hier auf Herz und Nieren zu prüfen Gedenke. Die Rede ist dabei vom Old Simon Genever aus dem Hause Rutte. Rutte wurde bereits im Jahr 1872 gegründet (also lange nach dem achtzigjährigen Krieg) und bis heute brennt man in der Brennerei in Vrieseestraat, Dordrecht Genever, Gin und andere Liköre. Über die Geschichte der Brennerei haben die Bloggerkollegen von Bar-Vademecum einen derart fundiert recherchierten Artikel verfasst, dass es schlicht unlauter wäre, ihn an dieser Stelle nicht zu verlinken.

Wer nun beim Namen Old Simon eine Art Old Tom-Variante des Genevers vermutet, der liegt allerdings nicht ganz richtig. Vielmehr geht der Name auf Simon Rutte zurück, der der Gründer des Familienbetriebes war und dem man nun mit dieser Abfüllung ein flüssiges Denkmal setzen will (und natürlich gibt es auch hier einmal mehr die Marketinggeschichte vom alten Rezept des Gründers, nach dem dieser Genever gebrannt worden sein soll – mag sein, dass es stimmt, vielleicht ist es aber eben auch wirklich nur die eintausendunderste Geschichte vom alten Rezept des Gründers, das man irgendwo im Keller gefunden hat).

Der mit 35% vol. abgefüllte Rutte Old Simon wurde mit einigen interessanten „Botanicals“ hergestellt: neben auch aus dem Ginbereich bekannten Klassikern wie Angelikawurzel und Koriander (und natürlich dem obligatorischen Wacholder) sind hier Muskat und Sellerie beigegeben worden. Zentral geworben wird aber mit einer Komposition aus gerösteten Wal- und Haselnüssen, was ich persönlich sehr vielversprechend und spannend finde. Entsprechend kann ich kaum erwarten, herauszufinden, wieviel ich davon im Tasting herausschmecken kann.

Tasting Notes:

Aroma: In der Nase bemerkt man zunächst eine schöne und satte Malznote (Genever wird aus gemälzter Gerste oder Roggen hergestellt, dem sogenannten Malt Wine), die sich sofort mit Wacholder verbindet. Überdeutlich sind auch die Einflüsse der Wal- und Haselnuss, dazu eine an Kieselerde erinnernde, mineralische Note. Mit der Zeit kommt zudem etwas Birne hindurch und eine subtile Honigsüße steigt auf.

Geschmack: würzig mit Malz- und Roggennoten, Wacholder, jeder Menge Nuss und etwas Süßholz. Der Rutte Old Simon weist eher warme Geschmackstöne auf und wieder einen Hauch von Birne. Er zeigt sich von einer sehr schönen, im Vergleich zu einem Gin deutlich verschiedenen Seite.

Abgang: mittellang, mit Nuss und Assoziationen von Birnenkompott

Natürlich ist ein solch gelungener Genever nicht weniger für die Zubereitung von Cocktails geeignet als ein solider Gin. Und hier habe ich mich für etwas Besonderes entschieden, dass sicher irgendwie auch in die bevorstehende Weihnachtszeit passt. Orientiert habe ich mich dabei am berühmten Ramos Gin Fizz, den ich wirklich sehr gern trinke. Allerdings habe ich die blumige Leichtigkeit des Originals ein wenig mehr in Richtung von Nuss- und Kräutertönen verändert und mit einem Honig-Walnusssirup und ein wenig D.O.M. Benedictine variiert. Ich finde das Ergebnis richtig toll und kann es als winterliche Variante des Ramos Gin Fizz wirklich empfehlen. Die berühmte Simile über den Ramos Gin Fizz, „Like drinking a flower“, hat mich dazu inspiriert, diesen Drink einfach „Like Drinking from a Nutshell“ zu nennen.

Rezept „Like Drinking from a Nutshell“:

6 cl Rutte Old Simon Genever
2,5 cl Zitronensaft
2 cl Honig-Walnusssirup (s.u.)
2 cl Sahne
1 Eiweiß
1 Barlöffel D.O.M. Benedictine
4 Tropen Vanilleextrakt
Sodawasser

Walnusssirup: Zunächst einige Walnüsse in einer Pfanne behutsam braun rösten. Schließlich doppelte Menge Honig zugeben, kurz etwas karamellisieren lassen. Dann Wasser im gleichen Verhältnis zum Honig zugeben und köcheln lassen bis eine sirupartige Konsistenz entstanden ist. Am Ende Nüsse herausnehmen und ggf. feine Schwebeteilchen durch ein Tuch filtern.

Zubereitung: Alle Zutaten bis auf das Sodawasser in einem Shaker zunächst einem kräftigen Dry Shake unterziehen (alternativ mit einem Milchaufschäumer ein wenig aufschlagen). Anschließend mit Eis kräftig für ca. 2 Minuten (Im Originalrezept des Ramos Gin Fizz wird tatsächlich von 12 Minuten gesprochen!) schütteln. Ins vorgekühlte Glas abseihen und vorsichtig mit Soda aufgießen, dabei mit dem Barlöffel behutsam rühren, so dass sich eine voluminöse Schaumkrone bildet.

Glas: Highball

Garnitur: keine (optional eine kandierte Walnuss aus der Sirupherstellung)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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