Burgen Gin & „Smooth & Green“

Erst heute bin ich in den sozialen Netzwerken einmal mehr auf einen weiteren, schriftlichen Abgesang auf den Gin gestoßen. Dass diese Art der Prognosen überhaupt noch zu Diskussionen führen, wundert mich inzwischen eigentlich stark, denn auch wenn der verlinkte Artikel schon aus dem Februar dieses Jahres stammt, so scheinen derartige Vorhersagen doch seit Jahren ein nicht abebbendes Echo zu sein, an das man sich einfach gewöhnt hat. Wie ein Hintergrundrauschen, das irgendwann nicht mehr auffällt. (zugesandtes Testprodukt)*

Natürlich, am Ginmarkt kann man eine Menge Kritik üben und hier ist absolut nicht alles Gold, was glänzt (ist es nie gewesen), dennoch gilt natürlich das Credo: Solange es den Menschen schmeckt, wird der Ginmarkt nicht untergehen oder gar vom Whisky ersetzt werden, wie der oben verlinkte Artikel behauptet. Wie dem auch sei, ich möchte heute einmal wieder einen Gin unter die Lupe nehmen. Und zwar geht es um den Burgen Gin. Dieser ist nicht etwa eine brandheiße Neuerscheinung, sondern hat sich inzwischen schon am Markt etabliert. Er stammt aus der Schlitzer Korn- und Edelobstbrennerei, wo er als Auftragsgin für „Burgen Drinks“ hergestellt wird. Hinter dieser Marke steckt der Unternehmer Kai Hofmann, welcher unter dem Namen „Burgen“ auch einen Wodka, einen Korn, Liköre und anderes herstellen lässt.

Der Burgen Gin ist jedenfalls ein destillierter „Premium Gin“, was erst einmal nichts wirklich aussagt, außer dass wir es eben mit einem Distilled Gin und nicht etwa einem Compound zu tun haben. Der Zusatz Dry oder London Dry taucht nicht auf, was mitunter auch bedeutet, dass naturidentische Aromen theoretisch enthalten sein können und auch eine Zuckerzugabe oberhalb von 0,1g/l möglich ist. Von Herstellerseite erfahren wir, dass als Botanicals neben Wacholder auch Kardamom, Fenchel, Angelikawurzel und Koriander sowie „Früchte“ verwendet wurden. Abgefüllt wird dann mit 45% vol., ein vielversprechender Wert.

Tja, viel bleibt mir hier nicht zu erzählen, insofern Zeit für die Verkostungsnotizen.

Tasting Notes:

Aroma: Die Balance zwischen Zitrustönen und Wacholder ist recht ausgewogen, was mir aber v.a. neben einem recht runden Wacholder auffällt, ist die süßliche Note, die hier mitspielt. Sie erinnert mich an kandierte Zitronenschalen und verströmt etwas Herbstliches oder gar Weihnachtliches. Kräutertöne und etwas Kiefernnadel sind zu vernehmen, sowie eine gewisse Frische des Fenchel mit ihrer anisartigen Charakteristik.

Geschmack: Am Gaumen dominiert definitiv eher die Zitrusseite und auch hier schwingt doch eine beachtliche Süße mit sich. Ich wüsste doch wirklich gern, wieviel Zucker dieser Gin enthält, denn er weist unzweifelhaft eine Gewisse Nähe zu einem Old Tom Gin auf. Das ist allerdings kein Nachteil, denn die Süße ist nicht etwa pappig oder überpräsent, sondern unterstreicht den würzig-frischen Charakter des Burgen Gins. Auch hier ist wieder Fenchel mit von der Partie.

Abgang: mittellang und würzig mit Assoziationen von Anis

Was vielleicht äußerlich wie ein Smoothie aussieht, ist in Wahrheit ein Gincocktail, zu dem mich eine brasilianische Cocktailkategorie inspiriert hat. Im Grunde handelt es sich hierbei nämlich um einen Batida mit frischen Früchten (die Caipirinha ist hier sicherlich die bekannteste Vertreterin), der direkt aus dem Shaker im Glas gelandet ist. Das Besondere an diesem Drink sind Kiwibeeren, die von Botanikern auch unter dem weniger verheißungsvollen Namen Scharfzähniger Strahlengriffel geführt werden. Die Früchte sind süß, saftig, aromatisch und recht weich, also im Grunde perfekt für den Einsatz in einem erfrischend-exotischen Cocktail. Ich habe den Drink einfach „Smooth & Green“ genannt.

Kiwibeeren

Rezept „Smooth & Green“:

6 cl Burgen Gin
8 Kiwibeeren
2 cl Limettensaft
2 Barlöffel feiner, weißer Raffinadezucker
2 Würfel frische Ananas (ca. 2x2cm)

Zubereitung: Zunächst Ananaswürfel und Raffinadezucker in den Shaker geben und einige Male mit dem Muddler andrücken. Kiwibeeren halbieren und zusammen mit den restlichen Zutaten ebenfalls hinzugeben. Shaker mit Eiswürfeln füllen und kräftig für ca. 20 Sekunden schütteln. Anschließend den gesamten Inhalt (ohne zu strainen) ins vorgekühlte Glas geben.

Glas: Tumbler

Garnitur: Ananasblatt

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online, z.B. bei Conalco.

*Die Flasche für dieses Review wurde mir von der Conalco Spirituosen UG zur Verfügung gestellt. Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet jedoch nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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