Pure Spirits: Kyrö Juuri New Make Rye & Juuri wants to drink a Sunflower

New Make oder White Dog ist eine Bezeichnung, die man im Zusammenhang mit der Whiskyherstellung (und immer öfter auch darüber hinaus) regelmäßig antrifft. Wem der Begriff nichts sagt, muss sich aber keinesfalls schämen, denn für den Endverbraucher spielt er i.d.R. keine besonders große Rolle, es sei denn, man sucht gezielt danach. Dass es mitunter lohnend sein kann, einem New Make eine Chance zu geben – so viel kann ich schonmal vorwegnehmen – zeigt die heutige Flasche. (zugesandtes Testprodukt)*

Aber zunächst mal sollte ich dann doch vielleicht kurz auch noch erwähnen, was sich denn nun hinter dem Begriff verbirgt: Ein New Make oder White Dog ist schlicht nichts anderes als ein ungereifter bzw. ungelagerter Whisk(e)y, also das frische Destillat, bevor es jemals mit einem Fass in Berührung gekommen ist und direkt aus der Brennanlage kommt. Streng genommen ist die Bezeichnung „ungereifter Whisk(e)y“ auch nur behelfsmäßig zu verstehen, denn offiziell darf ein New Make bzw. ein White Dog gar nicht als Whisk(e)y verkauft werden. Die großen Whisk(e)ynationen Schottland, Irland und die USA (wie auch die EU) sehen jeweils für ihre Whisk(e)ys klare Mindestreifezeiten vor, weshalb das frische Destillat eben nicht Whisk(e)y heißen darf.

Nun mag es aber vielleicht überraschen, dass der New Make, den ich hier heute näher unter die Lupe nehmen möchte, gar nicht aus den besagten Ländern stammt. Vielmehr ist er das Erzeugnis einer finnischen Brennerei namens Kyrö. Die Kyrö Distillery befindet sich im Dorf Isokyrö in der westfinnischen Landschaft Österbotten und man wirbt damit, die weltweit nördlichste Brennerei für Gin und Ryewhisky zu sein. Apropos Gin und Ryewhisky: Gegründet wurde die Kyrö Distillery von einer Gruppe von Freunden, die v.a. einen finnischen Rye Whisky herstellen wollten (und dies inzwischen auch tun – die Finnen sind ausgesprochene Roggenliebhaber und konsumieren sechsmal mehr als der Weltdurchschnitt). In der Zwischenzeit fast schon bekannter ist aber der hauseigene Gin Napue und Koskue geworden – in letzter Zeit ein durchaus häufig anzutreffendes Phänomen bei Brennereien, die die Wartezeit auf den ersten Whisky mit der Vermarktung eines Gins überbrücken (bspw. der Isle of Harris Gin weist einen ähnlichen Hintergrund auf). Die Flasche, um die es heute hier geht, steht jedoch in klarem Zusammenhang zum Kyrö Single Malt Rye Whisky. Der Kyrö Juuri New Make Rye ist schlicht die ungereifte Version des Kyrö Single Malt Rye. Juuri bedeutet dabei so viel wie „Ursprung“ oder „Wurzel“ und ist sicherlich ursprünglich auch mitunter aus kommerziellen Gründen der jungen Brennerei (2014) an den Start gegangen. Abgefüllt wird mit 46,3%.

Was kann nun ein solcher New Make in der Purverkostung?

Tasting Notes:

Aroma: Der Roggen ist unverkennbar von Anfang an präsent, jedoch wird er – ebenfalls von Beginn an – von einer sehr schönen und für New Makes charakteristischen, fruchtig-vielschichtigen Süße begleitet. Es kommen Assoziationen von Kirschen und gebackenen Plätzchen auf, überhaupt fühle ich mich ein wenig an Kirschwasser erinnert. Nuancen von aufgeschnittenen Zitronen, süßem Brot und Malz.

Geschmack: Am Gaumen überaus voluminös und kraftvoll kommt der Kyrö Juuri daher. Zunächst trocken mit Roggenbrot und etwas Eukalyptus, dann süßer werdend mit einem Hauch Anis, kandierter Kirsche, einer Idee Sellerie und Esternoten. Seine Jugend kann der Alkohol nicht ganz verbergen, er fällt aber nicht störend ins Gewicht. Vielmehr ist der Juuri ein sehr schöner Tropfen und eine willkommene Abwechslung!

Abgang: trockener werdend mit Roggen, Sellerie und süßem Brot

Tja, als Cocktailzutat ist der Juuri sicherlich ein richtiger Geheimtipp. Allerdings auch nicht unbedingt einer, der sofort intuitiv von der Hand geht, denn man hat es schon mit einem recht einzigartigen Geschmacksprofil zu tun. Meine erste Idee war es, die subtilen Roggentöne des Juuri noch ein klein wenig zu unterstreichen. Schließlich habe ich mich für eine Variation des Bee‘s Knees Cocktails entschieden und ihn zusammen mit dem sehr schönen Vollkorn (auch ein anderer Roggenkorn würde ggf. funktionieren), Sonnenblumenhonig, frischer Zitrone und Walnussbitters kombiniert, eine sehr gute Entscheidung, die ich hiermit empfehlen möchte. Der Drink hört auf den Namen Juuri wants to drink a Sunflower.

Rezept „Juuri wants to drink a Sunflower“:

4,5 cl Kyrö Juuri New Make Rye
1,5 cl Vollkorn by Eugen Schmidt & Söhne
3 cl Zitronensaft
2,5 cl Sonnenblumenhonigsirup (s.u.)
1 Dash Black Walnut Bitters

Sonnenblumenhonigsirup: Einfach Sonnenblumenhonig im Verhältnis 1:1 mit Wasser in einer Pfanne zum Köcheln bringen und etwas reduzieren lassen. Im Kühlschrank bis zur finalen Verwendung lagern.

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und ins vorgekühlte Glas abseihen

Glas: Cocktail / Martini

Garnitur: keine

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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