Gerade in Deutschland hat man in den letzten Jahren einige sehr große Schritte im Segment der Bar- und Trinkkultur getan. Zwar gab es auch schon zuvor einige international aufgestellte Bars mit Barkeepern, die ihr Handwerk durchaus verstanden, aber eine flächendeckende Konkurrenzfähigkeit zu Metropolen insbesondere aus dem angelsächsischen Raum konnte beim besten Willen nicht konstatiert werden. Ein meiner Meinung nach sinnbildlicher Drink für die jüngste Entwicklung ist der Moscow Mule.
Gemeinhin würden wohl nur wenige den Moscow Mule im Zusammenhang mit der deutschen Entwicklung der Barszene sehen, aber obwohl eine solche Betrachtung wenig mit der historischen Entstehungsgeschichte des Cocktails zu tun hat, ist das durchaus möglich. Der Cocktail selbst gehört zur Kategorie der Bucks und wurde in den USA erfunden, wo er im engen Zusammenhang mit der Wodkamarke Smirnoff steht. Im Zuge der kommunistischen Machtergreifung in Russland verließ die Firma Smirnoff das Land und wurde später schließlich an amerikanische Betreiber veräußert. Um den schleppenden Verkauf von Wodka anzukurbeln, wurde der Moscow Mule als Mischgetränk mit einer als Ginger Beer bekannten Ingwerlimonade in Kuperbechern mit etwas Limettensaft populär und der Wodka wurde so in den 1950ern zum großen Verkaufsschlager.
Während man nun seither an internationalen Tresen mit relativer Verlässlichkeit einen Moscow Mule bestellen konnte, wäre das in Deutschland noch bis vor einigen Jahren eher schwierig gewesen. Das lag mitnichten an der mangelnden Verfügbarkeit von Wodka in Deutschland, sondern vielmehr daran, dass den Cocktail a) kaum jemand kannte und b) die essentielle Hauptzutat, das Ginger Beer, nicht verfügbar bzw. ebenfalls unbekannt war.
Erst vor wenigen Jahren sind auch deutsche Hersteller wie z.B. Thomas Henry auf den Zug der sich entwickelnden Barszene aufgesprungen und haben ein eigenes Ginger Beer herausgebracht. Viele Einzelhändler importieren auch ausländische Ingwerlimonaden und im Zuge der Craft Beer-Bewegung trifft man auch immer mal wieder auf ein alkoholhaltiges Ingwerbier.
So hat also das Ingwerbier die deutsche Trinkkultur in letzter Zeit maßgeblich erweitert und verändert. Ein Getränk, das andernorts schon viel länger bekannt gewesen ist und daher viel weniger sichtbar im großen Konzert der Cocktails und Mischgetränke ist. Inzwischen ist der Moscow Mule ein allseits bekanntes Szenegetränk in Deutschland, welches inzwischen auch auf Privatparties vermehrt gemischt und ausgeschenkt wird. Varianten, wie der Munich Mule mit Gin und Gurkenscheiben sind entstanden und wer etwas auf sich hält, bietet heute auch hierzulande einen Moscow Mule auf seiner Karte an.
Oft wird dieser allerdings eher wie ein liebloses Wodkamischgetränk behandelt und einfach in einem Highballglas, oft auch ganz ohne Limette, nach Augenmaß zusammengekippt. Der klassische Moscow Mule wird jedoch mit Limettenvierteln in einem Kupferbecher auf Eis serviert.
Rezept:
5 cl Wodka
ca. 15 cl Ginger Beer (Ingwerlimonade, nicht mit Ginger Ale zu verwechseln!)
2 Limettenviertel
Zubereitung: Limettenviertel in den mit Eiswürfeln gefüllten Kupferbecher pressen (und schließlich mit hineingeben), Wodka und Ginger Beer hinzufügen und vorsichtig umrühren.
Glas: Kupferbecher (alternativ ein Highballglas)
Garnitur: keine
Bezugsquellen: Ingwerbier findet sich inzwischen in gut sortierten Supermärkten, dem Getränkefachhandel oder im Internet. Außerhalb Deutschlands gehört es zum Teil seit jeher zum normalen Getränkesortiment in jedem Supermarkt oder Kiosk.
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