Pure Spirits: Revolte Rum & Smoke, Pears and Revolution

Mit einem Review über das heutige Produkt bin ich zugegebenermaßen recht spät dran. Wenn ich einen Blick auf die Blogs geschätzter Bloggerkolleginnen und –kollegen werfe, dann war dort in den letzten Monaten eigentlich überall irgendwo ein Loblied auf den Revolte Rum zu lesen, um den es auch bei mir heute endlich gehen soll. Bei den Made in GSA im Jahre 2016 wurde der Revolte Rum bereits vielfach eingesetzt und war auch in beiden Siegerdrinks enthalten. Es verwundert also nicht, dass quasi überall bereits das Fazit zu lesen ist, der Revolte Rum sei längst in der deutschen Barszene etabliert. (Zugesandtes Testprodukt*)

Doch vielleicht macht es auch hier Sinn, noch einmal von vorn an die Thematik heranzugehen. Am Anfang steht sicherlich die Frage, was Revolte Rum eigentlich genau ist. Und hier ist die Antwort zunächst einmal recht einfach zu geben: es ist schlicht ein deutscher weißer Rum. Das hingegen mag für viele sicherlich zunächst einmal merkwürdig anmuten, denn Deutschland ist nicht unbedingt als große Rumnation bekannt. Viele Jahrzehnte waren Flensburger Rumverschnitte und der unsägliche, gefärbte und künstlich aromatisierte Inländer-Rum (mit seinem bekanntesten Vertreter, dem Strohrum) wohl das, was gemeinhin als „deutscher“ Rum galt (auch wenn Inländer-Rum vor allem in Österreich populär ist und dort hergestellt wird). Wie kommt nun also die vermeintlich karibische Spirituose nach Deutschland, noch dazu nach Rheinland-Pfalz, von wo der Revolte Rum stammt? Wächst jetzt Zuckerrohr an den Hängen des Rheins? Natürlich nicht!

Um einen Rum als deutschen Rum klassifizieren zu können, genügt es im Grunde genommen, einen bereits fertigen Rum in Deutschland noch ein wenig nachreifen zu lassen und ihn anschließend zu verkaufen. Doch der Revolte Rum macht es sich nicht ganz so leicht und Felix Georg Kaltenthaler, der noch junge Kopf hinter der Marke, selbst aus einer Weinbauer- und Obstbrennerfamilie stammend, nimmt sich der ganzen Sache wesentlich früher an: Beim Zuckerrohr. Dieses wird gänzlich unbehandelt aus Papua-Neuguinea importiert und die daraus gewonnene Melasse hier in Deutschland weiterverarbeitet. Zunächst wird also daraus eine Maische hergestellt, wobei man einen eigens für diesen Zweck kultivierten Hefestamm verwendet. Gemeinhin gilt der Fermentationsprozess als Geburtsstunde der ersten Geschmackseinflüsse (auch wenn über diesen Umstand regelmäßig gestritten wird), so dass man hier quasi tatsächlich sämtliche maßgeblichen Produktionsschritte auf deutschem Boden durchführt. Anschließend wird der Rum auf einer eigentlich für die Obstbrennerei typischen Rektifikationsanlage destilliert und zuletzt für sechs Monate in Steingutfässern nachgereift. So weit, so gut. Wie kommt es nun aber, dass ein solcher Rum aus Rheinland-Pfalz – die Brennerei befindet sich in der Stadt Worms – ein derartig positives Echo erlebt und überall über den grünen Klee gelobt wird? Um das herauszufinden, war ich natürlich auch erst einmal gezwungen, den Revolte Rum zu verkosten (ja, man hat es schon nicht leicht).

Tasting Notes:

Aroma: Bereits mit dem ersten Atemzug ahne ich, warum der Revolte Rum so einen Aufruhr verursacht hat, denn das, was sich da vor mir in meinem Glas befindet, will so gar nicht wie ein typischer, weißer Melasserum daherkommen. Er erinnert zunächst ein wenig an gereiftere, Jamaikanische Rums mit ihrem hohen Estergehalt, vor allem helle Früchte machen sich hier bemerkbar: Birne, grüne Banane, auch etwas Aprikose ist da und schließlich die typische Rohrzuckernote des Rums. Dann ein Potpourri von Gewürzen (Muskat, ein wenig Pfeffer, eine Nuance Zimt), welches zusammen mit leicht grasigen Tönen eine unglaubliche Aromenfracht abrundet. Dieser Rum weist Charakteristika von Rum, Obstbränden und Rhum Agricole auf (er erinnert mich vor allem auch an den Clarain Sajous), ist dabei wirklich atemberaubend intensiv und facettenreich. Ich würde nach diesem Eindruck nicht wagen, den vielen Vorschusslorbeeren zu widersprechen.

Geschmack: Auch geschmacklich überzeugt mich der Revolt Rum vollends. Er fällt am Gaumen zwar nicht ganz so intensiv aus wie in der Nase, trotzdem zeigt sich auch hier seine fruchtige Seele mit Birne, Aprikose und etwas Quitte, dazu gesellen sich ein wenig Moos und blumiges Gras. Ölig, süßlich mit einem ganz subtilen Rauch weiß dieser weiße Rum wirklich sehr zu gefallen (und vor allem auch herauszustechen, denn er schmeckt wirklich deutlich anders als die weißen Rums, die ich bisher verkostet habe).

Abgang: frisch, leichter Rauch und ein wenig Gewürz

Ich bin wirklich beeindruckt, das ist zweifelsohne ein richtig großartiger weißer Rum, mit dem wir es hier zu tun haben. Übrigens hat Georg Felix Kaltenthaler sich für den Namen Revolte entschieden, weil er eben mit diesem deutschen Rum gegen die gängigen Rumklischees revoltiert. Dabei wird dieser Gedanke im Rahmen des Produktmarketings noch in Zusammenhang mit Martin Luther gestellt, der in Worms seine Thesen verteidigte. Gut, diesen Zusatz hätte es für mich nicht unbedingt gebraucht, aber wer es mag, dem gibt es vielleicht noch ein klein wenig mehr Wormser Regionalflair mit in sein Glas. Für mich revoltiert dieser Rum auch gänzlich ohne den Religionsreformator. Der Revolte Rum wird mit 41,5% vol. abgefüllt und kostet ca. 30 Euro (0,5l-Flasche). Inzwischen gibt es auch eine Overproof-Variante des Revolte Rums, auf die ich noch gesondert hier eingehen werde.

Ich habe mich übrigens auch direkt dazu hinreißen lassen, diesen Rum in einem Cocktail einzusetzen, mit dem ich auch wirklich sehr zufrieden bin. Dabei haben mich vor allem die hellen Fruchtnoten des Revolte Rums inspiriert. Diese harmonieren ganz wunderbar zusammen mit der Scheibel Moor-Birne, dem schönen Galgantlikör aus der Preußischen Spirituosen-Manufaktur, ein wenig Zitronensaft und selbst hergestelltem Zimtsirup. Ein kleiner Spritzer Angostura rundet schließlich alles ab. Den besonderen Touch verleiht hier noch der Einsatz einer Smoking Gun, mit der ich vor dem Abseihen das Cocktailglas noch für eine halbe Minute mit Zimtrauch aromatisiert habe. Der Drink hat also gewissermaßen alles, was man braucht: Smoke, Pears and Revolution.

Rezept „Smoke, Pears & Revolution“:

4,5 cl Revolte Rum
2 cl Scheibel Moor-Birne
1 cl Galgant PSM
2,5 cl Zitronensaft
1,5 cl Zimtsirup (am besten selbstgemacht)
1 Dash Angostura Bitters

Zimtstange und Räucherwerkzeug (z.B. Smoking-Gun)

Zubereitung: Zunächst die Zimtstange in kleine Stücke brechen und in die Smoking Gun füllen. Die Zimtstückchen entzünden und den entstehenden Rauch mit Hilfe der Smoking Gun unter dem Cocktailglas sammeln und mit der Oberseite nach unten für ca. 30 Sekunden aromatisieren lassen. Inzwischen alle Zutaten kräftig im Shaker auf Eis schütteln. Dann das Glas wieder umdrehen, den Rauch entweichen lassen und den Inhalt des Shakers ins mit dem Rauch aromatisierte Glas abseihen.

Glas: Coupette / Cocktailkelch

Garnitur: Zimtstange (für einen kleinen Extraeffekt kann auch diese nochmals entzündet werden)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online.

*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

3 thoughts on “Pure Spirits: Revolte Rum & Smoke, Pears and Revolution

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