Plantation Single Cask Rum Guyana 2011 & Rum Manhattan

Guyana ist sicherlich eine der berühmtesten Rum-Nationen auf der Welt. Allerdings muss man hier wohl einen kleinen Zusatz anmerken: unter Leuten, die sich zumindest ein kleines bisschen mit Rum befasst haben oder sich etwas damit auskennen. Fragt man an der Materie gänzlich Uninteressierte nach den ihrer Meinung nach berühmtesten Rumnationen, wird man vermutlich Jamaica und Kuba als Antwort erhalten. Doch nimmt man sich vor, sich ein wenig in die Materie zu vertiefen, dauert es nicht wirklich lang, bis man auf den Begriff Demerara Rum stößt. (zugesandtes Testprodukt)*

Waren es Mitte des 20. Jahrhundert noch acht Rumdestillen im südamerikanischen Land, so ist es heute leider nur noch eine einzige, die aus einem Zusammenschluss der Diamond Distillery, Enmore, und Uitvlugt hervorgegangen ist und heute unter dem Firmennamen Demerara Distillers Ltd. Ihren Rum produziert. Am Fluss Demerara gelegen, stellt diese Brennerei bis heute einen Anteil für den berühmten Pusser’s oder Lemon Hart, v.a. aber auch den El Dorado-Rum her, der vielen als heutiger Inbegriff des Demerara Rums gilt und häufig gemeint ist, wenn Rezepte nach Demerara Rum verlangen. Die einzigartige Charakteristik des Demerara Rums liegt nicht nur in ihren Blends, den spezifischen Hefestämmen oder auch einer mitunter erfolgenden Freiluftlagerung, sondern auch daran, dass sie zum Teil auf historischen, hölzernen Brennblasen gebrannt wurden.

Und nun habe ich es mit einer Flasche zu tun, die aus der Plantation-Reihe stammt und von Alexandre Gabriel durch eine einzigartige Kombination aus Fassreifungen zu einem sehr besonderen und für mich höchstinteressanten Rum führt: dem Plantation Single Cask Guyana 2011.

Was macht diesen Rum besonders? Zunächst einmal enthält er keinen Zuckerzusatz, was ich immer sehr begrüße. Mit 49,2% verspricht er außerdem, eine sehr ausgeprägte Aromenfracht transportieren zu können, die sich keineswegs zu verstecken braucht. Als reiner Pot Still-Rum dürfte er ebenfalls nicht allzu geizig mit ausdrucksstarken Facetten aufwarten; und wem das nicht reicht, der wird sehr interessiert auf die Fassreifung blicken: zwei Jahre wurde der Rum in Guyana selbst in Ex-Bourbon-Casks gelagert, dann für ganze neun Jahre in ehemaligen Cognacfässern des Hauses Ferrand und dann – und spätestens hier wird es richtig abgefahren – noch einmal ein Jahr in ehemaligen Big Peat Islay-Whisky-Fässern. Wer sich mit Whisky auskennt, der weiß, dass der Big Peat als Islay Blend sich ausdrücklich an Liebhaber stark rauchiger Whiskys richtet. Was das mit diesem Rum macht, darauf bin ich wirklich äußerst gespannt!

Tasting Notes:

Aroma: Bei einer Blindverkostung wäre der Plantation Single Cask Guyana 2011 wahrlich eine echte Herausforderung! Rauch ist da, ja, aber wer nun einen Rauch erwartet, der wie bei einem reinen Islay Single Malt (oder eben dem Big Peat) ausfällt, den muss ich wieder einfangen: Der Rauch ist deutlich zurückhaltender, aber durchaus vorhanden. Subtile Noten von Benzin paaren sich mit Trockenfrüchten. Das klingt vielleicht abgedreht, ist aber der Fall. Eine Nuance Speckschwarte schleicht sich zudem mit ein, etwas Zimt, Bienenwachs, leicht verbrannte Nelken, ein Hauch Vanille und – ich kann mir nicht helfen – Assoziationen der bereits schwarz angekohlten Schale einer Backkartoffel aus der Glut. All das in einer keinesfalls erschlagenden Intensität, sondern irgendwie gesittet und kultiviert. Ich muss selbst schmunzeln über das, was ich hier schreibe, empfinde aber so.

Geschmack: Am Gaumen fällt das Aromenprofil dann doch deutlich und sehr kraftvoll aus. Hier ist kalter Rauch wie von einer verglühten Zigarre, Tabak, ledrige Töne, wieder etwas Räucherspeck, dazu auch typische Rumnoten von braunem Zucker, eingelegten Früchten, eine Nuance Kokos im Hintergrund, die wirkt, als hätte sie sich in einen abgedrehten Avantgarde-Film verlaufen. Das ist wirklich mal ein spannender und irgendwo schizophrener Tropfen! Ich finde es fantastisch.

Abgang: sehr lang mit leichtem Rauch, herben Gärnoten und diffusen Gewürzen

Tja, die Cocktailfrage schien mir zunächst gar nicht so einfach zu beantworten zu sein. Aber dann habe ich mich schlicht für einen Manhattan entschieden. Wobei, es ist natürlich ein Rum Manhattan. Aber irgendwie auch ein Rum Rob Roy (kann man das so sagen?), denn die Scotch-Einflüsse im Rum sind ja nicht von der Hand zu weisen. Jedenfalls wollte ich ganz schlicht vorgehen und habe eben einfach einen solchen Rum Manhattan gerührt – mit Whiskey Barrel Aged Bitters als Akzent. Das Ergebnis funktioniert ganz wunderbar.

Rezept „Rum Manhattan“:

6 cl Plantation Single Cask Rum Guyana 2011
2,5 cl Carpano Antica Formula
2 Dashes Whiskey Barrel Aged Bitters

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen

Glas: Martini / Manhattan

Garnitur: drei Griottines-Kirschen

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

2 thoughts on “Plantation Single Cask Rum Guyana 2011 & Rum Manhattan

  1. Heute begebe ich mich auf eine Reise, die so exotisch ist, dass selbst Indiana Jones vor Neid erblasst wäre – die Verkostung des Plantation Single Cask Rums aus Guyana. Schon der Name klingt nach einem Schatzsuche-Abenteuer in einem vergessenen Dschungel, oder?

    Nachdem ich eine geheime Schatzkarte in einer alten Piratenkiste gefunden habe (okay, eigentlich war es nur ein QR-Code auf der Flasche), begab ich mich auf meine kulinarische Expedition. Und lasst mich euch sagen, Freunde, diese Reise war so anspruchsvoll wie eine Besteigung des Mount Everest – zumindest in Bezug auf den Alkoholgehalt.

    Bevor ich meine Geschmacksknospen auf diese Reise schickte, habe ich mir die Zeit genommen, die Flasche anzustarren und philosophische Fragen zu stellen, wie: „Warum ist der Rum verschwenderisch in Gold gehüllt? Hat er ein Date mit einer Oscar-Verleihung?“ Aber genug von meinen tiefsinnigen Gedanken – wir kommen zur Verkostung!

    Der erste Schluck dieses Rums war wie ein Schlag aus dem Nichts, aber in einer guten Art und Weise. Es war, als ob mir ein karibischer Strandurlaub in den Mund geschossen wurde, komplett mit Palmen, Sonnenuntergängen und einem Chor von singenden Papageien (zumindest bilde ich mir das ein).

    Der Geschmack war so vielschichtig wie ein Sherlock-Holmes-Roman. Noten von Karamell, Vanille, und geröstetem Kaffee tanzten auf meiner Zunge wie Sherlock und Watson auf der Suche nach einem Hinweis. Und dann gab es diesen Hauch von tropischen Früchten, der mich in Gedanken in eine Guyana-Regenwald-Party mit Affen und exotischen Vögeln versetzte.

    Was die Textur betrifft, so war dieser Rum so glatt, dass er sich beinahe in einen Smoking geworfen hätte. Ich fühlte mich, als ob ich einen Samtumhang trug und in einer edlen Cocktailbar in der Karibik saß, während ich ihn genoss.

    Aber Vorsicht, meine lieben Freunde, dieser Rum ist mächtig wie ein Piratenkapitän auf Steroiden. Ein Glas genügt, um dich auf eine abenteuerliche Reise zu schicken, aber zwei Gläser könnten dich dazu bringen, eine Schatzkarte auf deinem Wohnzimmerboden zu zeichnen und nach vergrabenen Rumfässern in deinem Garten zu graben.

    Fazit: Der Plantation Single Cask Rum aus Guyana ist ein wahres Abenteuer für die Sinne. Er entführt dich auf eine Reise in die exotische Welt des Rums, die du nie vergessen wirst. Aber sei gewarnt, trinke ihn mit Bedacht, denn er hat die Macht, selbst den erfahrensten Abenteurer zu bezwingen.

    Arrrr!

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