Und heute geht es um eine „Rum“-Neuheit aus dem Hause Ferrand, wenn diese auch nicht den Namen Plantation trägt. Als ich die Flasche zum ersten Mal erblickte und in den Händen hielt, war ich schon durchaus angetan und konnte mir ein innerliches „Wow“ nicht verkneifen. Eine schwere, dickglasige Flasche – fast will ich sie Karaffe nennen – umschließt eine bernsteinfarbene Flüssigkeit und wird dabei von einer wirklich hübschen und an exotische Inselstrände erinnernden Schildkrötenverzierung geschmückt. Und innen drin ist… ein Spiced Rum. Tja, ich gebe zu, hier war ich dann nicht mehr ganz so begeistert, denn Spiced Rums gibt es wie Sand am Meer und inwiefern nun dieser hier etwas Bahnbrechendes liefert, würde sich erst zeigen müssen. (zugesandtes Testprodukt)*
In der Vergangenheit habe ich selten einen Hehl aus meiner Haltung zu gesüßten und / oder gestreckten Rums gemacht, aber auch stets betont, dass eine offene Deklarierung als Spiced Rum eigentlich das ist, was ich mir für manches Produkt wünschen würde. Diesen Vorwurf kann man dem Canerock – so sein durchaus klangvoller Name – nun nicht machen: Er tritt nicht mit falschen Versprechungen an, sondern sagt von vornherein klar: ich bin ein Spiced Rum und wurde mit Gewürzen und natürlichen Aromen verändert.
Darin verbirgt sich ein Blend aus verschiedenen Rums, der Löwenanteil davon ist bis zu drei Jahre alt, während ein kleiner Anteil zwischen fünf und zehn Jahre alt ist. Die Rums wurden in ehemaligen Bourbonfässern gereift und wurden aus Melasse erzeugt. Der Rumfreund wird mit regem Interesse zur Kenntnis nehmen, dass diese Rums ausschließlich aus Jamaika stammen und in den renommierten Brennereien Clarendon und Long Pond auf Column Stills und Pot Stills gebrannt wurden. Ein kleiner Teil des Blends (etwa zehn bis fünfzehn Prozent) wird schließlich nochmals in Pedro Ximenez-Fässern gefinisht. Zudem werden Vanilleschoten aus Madagaskar, Kokosnussfleisch aus der Karibik und Ingwer als Gewürzbeigaben genannt. Mit 25g Zucker pro Liter fällt die Süßung sogar noch relativ moderat aus, dennoch befinden wir uns in Kombination mit 40% vol. natürlich im erwartbaren, geschmacklichen Bereichs von Süßrums, zu denen bekanntermaßen ja auch manche zählen, die eigentlich gar nicht so heißen dürften.
Tasting Notes:
Aroma: Zu Beginn finde ich überaus intensive Karamelltöne, dann etwas Ingwermarmelade, Kokosnuss, Gewürze (Zimt & Muskatnuss), geröstete Haselnüsse und Milchschokolade. Eine Nuance von Bratapfel mit Vanille kommt mit der Zeit hinzu.
Geschmack: Der Spiced Rum wirkt sehr, sehr weich, Vanille- und Karamelltöne dominieren über und über, man bemerkt die Süßung sofort, im Gegensatz zu vielen Spiced Rums fällt sie aber nicht ganz so penetrant aus. Allerdings muss ich nach einer halben Minute immer noch an Vanillepudding denken, vielleicht ist mit der Geschmack hier auch ein wenig zu eindimensional, auch wenn mit der Zeit sehr deutliche Kokos- und leichte Apfelnoten durscheinen. Am Gaumen kann der Canerock nicht ganz halten, was die Nase noch versprach. Vielleicht werde ich allerdings jetzt auch etwas unfair, denn als Spiced Rum macht er seine Sache durchaus ordentlich. Ich bin lediglich keine Person, die abseits eines Tastings auf die Idee käme, einen Spiced Rum pur zu genießen – und das kann ich eben auch nicht ganz verbergen.
Abgang: Vanillepudding und Kokosraspel
Tja, was tun mit diesem Spiced Rum? Klar, er kann universell als Spiced Rum hinter der Bar verwendet werden und macht seine Sache dort auch sicherlich gut. Ich habe ihn in einem frischen Sour mit Ingwermarmelade und etwas Thai-Basilikum eingesetzt, was wirklich gut funktioniert und Lust auf Sommer, Strand und irgendwie auch auf Riesenschildkröten macht. Et voila: Tortuga on the Rocks.
Rezept „Tortuga on the Rocks“:
6 cl Canerock Spiced Rum
3 cl Limettensaft
1 gehäufter Barlöffel Ingwermarmelade
eine kleine Hand voll Thai-Basilikum
Zubereitung: Alle Zutaten in einen Shaker geben und das Basilikum mit dem Stößel ein wenig andrücken. Schließlich kräftig auf Eis schütteln und doppelt ins mit frischem Eis gefüllte Glas (eben on the rocks) geben.
Glas: Tumbler
Garnitur: ein Stückchen kandierter Ingwer und etwas Thai-Basilikum
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
Sieht super aus. Muss ich ausprobieren!