Park Cognac Mizunara Cask & Dream of a Butterfly

Zum Glück hat sich mein Geschmacks- und Geruchsempfinden seit meiner Coronainfektion inzwischen wieder vollständig erholt. Zumindest glaube ich das. Dass hier natürlich immer etwas Subjektivität mitschwingt und ein vollständig adäquater Vergleich in der Retrospektive schwierig ist, hatte ich jüngst schon hier einmal kurz reflektiert. Dennoch spielt dieser Umstand eine nicht unwichtige Rolle, denn an manche Spirituosen habe ich mich seitdem nicht wirklich herangetraut. Eine davon ist die heute im Mittelpunkt stehende: ein Cognac aus dem japanischen Mizunara-Fass. (zugesandtes Testprodukt)*

Cognac und Japan – was für eine Liaison. Wer sich in kulinarischen Gefilden und mit Spirituosengattungen ein wenig auskennt, der wird sofort wissen, hier haben wir es mit einer Kategorie und einer Kultur zu tun, die im Bereich subtiler und fein-komplexer Aromen gewissermaßen die Speerspitze bilden. Insofern ist das definitiv kein Thema, welches ich in irgendeiner Form von zweifelhafter Verfassung angehen wollte. Nun aber ist es soweit und ich werfe einen Blick auf den Park Cognac Mizunara Cask.

Dieser stammt aus dem Hause Maison Tessendier, wo man auf sechs Pot Stills in doppelter Destillation traditionell Cognac herstellt. Die Trauben für den Park Cognac Mizunara Cask wurden vom Terroir Borderies geerntet, was die kleinste Cru in der Cognac-Region darstellt. Anschließend wurde auch dieser Cognac nach der Charentais-Methode doppelt gebrannt. Daraufhin erfolgte eine Reifung für vier Jahre in französischen Eichenfässern, wovon zehn Monate in frischen Eichenfässern verbracht worden sind. Schließlich wird der Cognac noch einmal ein halbes Jahr in japanischen Mizunara Casks gefinished, bevor schließlich mit einem Alkoholgehalt von 43,5% vol. abgefüllt wird.

Wie schmeckt nun ein solch feiner Tropfen?

Tasting Notes:

Aroma: Oh ja, das ist ein vielschichtiges und äußerst ansprechendes Aromenbild, für das man sich definitiv Zeit nehmen sollte. Hier steckt eine ganze Menge im Glas und steigt langsam in die Nase auf: Würzige Noten vom Eichenholz verbinden sich sofort mit Trockenfrüchten und bilden eine sehr gefällige Basis. Veilchen, Zimt, eine Süße von Rosinen, Zitronenschalen und etwas Flieder sind mit von der Partie. Mit der Zeit kommen auch beerige Noten hervor, die einen unglaublich facettenreichen Cognac auszeichnen.

Geschmack: Auch am Gaumen kann der Park Cognac Mizunara Cask mit einem komplexen und sehr eindrücklichen Geschmacksprofil überzeugen. Hier sind zunächst wieder die Trockenfrüchte, die sich mit einer feinen Vanille verbinden. Wieder finde ich Gewürze (allen voran Zimt), Pflaumen, Veilchen, ein wenig schwarzen Pfeffer und Anklänge von Waldhonig. Dann sind da aber auch eher „frische“ Noten, die an Zitronenschale erinnern, vielleicht gar an frische Äpfel. Hier kann man sehr lang den Cognac im Mund umherschwenken und findet sicherlich immer neue Eindrücke.

Abgang: sehr lang, aromatisch und mit komplexen Eichentönen

Wow, das ist wahrlich ein toller Cognac, gar keine Frage. Was macht man nun mit so einem schönen Tropfen hinter der Bar? Nicht zwangsläufig etwas, denn für den Purgenuss reicht dieser Drink natürlich völlig aus. Da ich aber noch nie zu jenen zählte, die hochwertige Spirituosen für cocktailungeeignet halten, möchte ich auch hier einen einfachen Vorschlag unterbreiten. Und zwar einen Old Fashioned style drink, der dem Cognac noch genug Raum zur Entfaltung lässt. Dafür habe ich ein wenig Pflaumensirup hergestellt und den Drink mit einem sehr spannenden Bitter versehen: dem Dr. Sours #2 Café de Olla. Im Zweifel kann man diesen durch einen anderen Kaffee-Bitter ersetzen (oder im Notfall durch Angostura). Der Drink hört auf den Namen: Dream of a Butterfly, was eine Anspielung auf eine Fabel des chinesischen Taoisten und Philosophen Chuang-tzu darstellt, die im fernöstlichen Raum sehr bekannt ist. Und weil ich die Stelle in seinem Werk Zhuangzi so schön finde, möchte ich sie hier auch noch mit zum Besten geben:

„Zhuangzi hat einmal geträumt, er sei ein Schmetterling, ein Schmetterling, der flatterte und flatterte, glücklich mit sich selbst und tat, was er wollte. Er wusste nicht, dass er Zhuangzi war. Plötzlich wachte er auf und stand da, ein unverkennbarer und massiver Zhuangzi. Aber er wusste nicht, ob er Zhuangzi war, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder ein Schmetterling, der träumte, er sei Zhuangzi. Zwischen Zhuangzi und einem Schmetterling muss es einen Unterschied geben! Dies nennt man die Transformation der Dinge.“

(Zhuangzi , Kapitel II, „Diskurs über die Identität der Dinge“)

Rezept „Dream of a Butterfly”:

6 cl Park Cognac Mizunara Cask
0,75 cl Pflaumensirup (s.u.)
1 Barlöffel Umeshu
2 Dashes Dr. Sours #2 Café de Olla (im Notfall: andere Coffee Bitters oder sogar Angostura Bitters)

Pflaumensirup: Wasser, Zucker und halbierte Pflaumen grob im Verhältnis 1:1:1 in einer Pfanne zum köcheln bringen und für mindestens 20 Minuten bei sehr schwacher Hitze belassen. Danach die Pfanne vom Herd nehmen und den Sirup abkühlen lassen. Die Pflaumen herausnehmen (sie sind köstlich), Sirup in einen luftdichten Behälter füllen und kaltstellen. Er hält sich mehrere Wochen.

Zubereitung: Alle Zutaten in ein Glas auf massives Eis geben und kurz verrühren.

Glas: Tumbler

Garnitur: eine aufgeschnittene Pflaume oder alternativ keine

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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