Topanito Mezcal & Loaded Pistol

Der Flasche, um die es heute geht, wurde hier im Blog gewissermaßen schon vor anderthalb Jahren der Weg geebnet. Denn es handelt sich schlicht um die 40% vol-Variante des Topanito Mezcals, über den ich im Februar 2020 berichtete. Daher verhält es sich auch heute etwas anders als in meinen üblichen Rezensionsartikeln, in welchen ich zunächst ein paar Worte zum Hintergrund, zu Herstellungsverfahren, verwendeten Rohstoffen usw. zu Papier bringe. Stattdessen steht etwas anderes im Mittelpunkt. (zugesandtes Testprodukt)*

Und dieser Mittelpunkt ist – wie könnte es anders sein – ein Cocktail! Doch ganz ohne Informationen zur Spirituose komme ich dann doch nicht aus. Zwar bleibe ich dabei, dass für weitergehende Informationen zum Produkt ein Blick in den oben verlinkten Artikel ausreicht, aber neben dem augenscheinlich von der 52% vol-Version leicht abweichenden Etikettdesign ist natürlich vor allem eines interessant: wie schmeckt der Topanito Mezcal mit 40% vol. – besonders mit Blick auf die Tasting Notes, die ich für den stärkeren Bruder bereits vorgestellt habe? Diese Frage will ich zunächst ein Stück weit beantworten.

Tasting Notes:

Aroma: Ja, eindeutig ist das hier der kleinere Bruder des bereits hier beschriebenen Topanito Mezcal mit 52% vol. Würziger Rauch, ein bisschen weniger „phenolig“ als bei der 52%-Variante. Aber auch hier sind subtile Noten von Benzin zugegen. Rosmarin und Tannennadeln, weißer Pfeffer und Mineralsalz und schließlich auch wieder Obst- und Gemüsenoten von Paprika, Pfirsich, Ingwer und Banane.

Geschmack: Den gleichen Effekt, den ich bereits bezüglich des „großen Bruders“ beschrieben hatte, finde ich auch hier: am Gaumen zeigt sich der Rauch von einer deutlich „wärmeren“ Seite und erinnert eher an Räucherspeck. Paprika ist ebenfalls mit von der Partie, die Banane fällt etwas schwächer aus, ist aber auch dabei. Steinsalz und den bei Agavenbränden allzu oft präsenten weißen Pfeffer finde ich auch hier. Ein wenig fehlt diesem Mezcal die Tiefe, die die 52% vol.-Variante aufweist, weshalb ich letztere für den Purgenuss vorziehen würde. Für Drinks hinterlässt der Topanito Mezcal mit 40% vol. aber auf jeden fall eine eindrucksvolle Visitenkarte.

Abgang: relativ lang mit Rauch und Kräutern.

Kommen wir also zum Cocktail. Diesen habe ich – passend zum heutigen Datum – anlässlich des mexikanischen Nationalfeiertags ausgewählt. Am 16. September feiert der mittelamerikanische Staat nämlich seine Unabhängigkeit von der Spanischen Krone. An eben jenem 16. September des Jahres 1810 leutete Don Miguel Gregorio Antonio Ignacio Hidalgo y Costilla y Gallaga Mandarte Villaseñor, kurz einfach Miguel Hidalgo y Costilla genannt, die Glocken seiner Kirche (er selbst war ein katholischer Priester), was als Auftaktsignal für den Mexikanischen Unabhängigkeitskrieg gilt.

Natürlich sind bereits sehr viele Drinks zu Ehren dieser Ereignisse kreiert worden. Und auch das Rad lässt sich hier schwer neu erfinden, weshalb ich auch gar nicht groß versucht habe, mit einer leichten oder fast gar nicht modifizierten Form eines Klassikers daherzukommen. Nein, heute möchte ich schlicht einen Drink vorstellen, der einfach jede Bühne verdient hat, die man ihm bieten kann: dem Loaded Pistol von Erick Castro. Erick Castro hat sich den Drink 2019 im Polite Provisions in San Diego ausgedacht und dabei mit einem echt Garnitur-Ausrufungszeichen für Aufsehen gesorgt. Als Hommage an den weit verbreiteten Konsum von getrockneten Insekten in Mexiko wartet der Drink im Original mit einem Salzrand aus Salz und zerstoßenen, getrockneten Grashüpfern auf. Leider war es mir wirklich nicht möglich, mal eben an getrocknete Grashüpfer ranzukommen – und auch wenn ich kulinarisch sehr aufgeschlossen bin, weiß ich nicht, ob ich das wirklich bedauere. Aber der Drink überzeugt mich auch gänzlich ohne diese exquisite Garnitur (welche schlicht auch als normaler Salzrand funktioniert). Nichtsdestotrotz: wer eine Quelle für getrocknete Grashüpfer hat oder selbst passioniert diesem Hobby frönt, der darf natürlich gerne auch Salz und Grashüpfer gemeinsam zerstoßen und daraus einen authentischen Salzrand basteln.

Der Name des Drinks passt jedenfalls sehr gut. Nicht nur zum Klischee des bis an die Zähne bewaffneten Mexikaners aus diversen Westernfilmen, sondern eben auch zum Auftakt des Mexikanischen Unabhängigkeitskrieges. Das Originalrezept verlangt nach Bob’s Grapefruit Bitters, andere Grapefruitbitters (oder im Notfall herbere Orangenbitters) funktionieren aber auch.

Rezept „Loaded Pistol“ (nach Erick Castro, 2019):

4,5 cl Topanito Mezcal
2,5 cl Carpano Antica Formula (im Original Martini Rosso)
1,5 cl Strega
1 Dash Grapefruit Bitters (im Original 4 Tropfen)

Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas über massives Eis abseihen.

Glas: Tumbler

Garnitur: Grapfruitzeste und Salzrand (s.o. – eigentlich ein Grashüpfersalzrand)

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert