Stauning Rye & The Waldorf Cocktail

Dänemark ist sicherlich nicht das erste Land, das einem im Zusammenhang mit Spirituosen in den Sinn kommt. Und schon gar nicht im Zusammenhang mit Whisky. Doch tatsächlich ist die fehlende Assoziation nicht unbedingt gerechtfertigt, denn mit der Stauning-Brennerei setzt eine Whiskydestille aus Dänemark ganz auf nationale Produkte. Was ein Whisky aus Dänemark kann und wie die Macher diesen angehen, darauf will ich heute einen näheren Blick werfen. (zugesandtes Testporodukt)*

Die Stauning Whisky-Destille liegt im gleichnamigen Ort Stauning in der Kommune Ringkøbing-Skjern im dänischen Westjütland. 2005 wurde Stauning Whisky von den Brüdern Martin und Lasse Vesterby zusammen mit sieben Freunden und Verwandten als Start-Up gegründet, um die zu diesem Zeitpunkt quasi nicht existente dänische Whiskyindustrie zu „beleben“. Während zunächst in einem Schlachthaus erste Brennexperimente durchgeführt wurden, erwarb man schließlich 2007 eine alte Farm außerhalb des Ortes Stauning und begann mit der Renovierung, bevor dann schließlich ab 2009 die Produktion im größeren Stil beginnen konnte.

Die Besonderheit der Stauning-Destille liegt darin, das für die Spirituosenproduktion ausschließlich Gerste und Roggen aus regionaler Landwirtschaft Verwendung finden. Zudem wird das Getreide vollständig auf brennereieigenen Malzböden gemälzt, was in der Whiskyproduktion längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist (ein Großteil der in Schottland zur Whiskyherstellung benutzten gemälzten Gerste wird aus dem Ausland importiert). Gebrannt wird der eigene Whisky doppelt auf sehr kleinen Alembic Pot Stills aus Kupfer, dabei zunächst auf einer 1000-Liter Wash Still und dann auf einer 600-Liter Spirit Still.

Aus eben jener Brennerei stammen nun auch zwei Flaschen, die ich heute und morgen auf Herz und Nieren prüfen möchte. Dabei bieten sie auch durchaus sehr spannendes Potential für den Einsatz hinter der Bar. Die klassische Stauning Range umfasst neben einem klassischen Single Malt namens Stauning Traditional auch einen rauchigen Malt namens Stauning Peated, einen Roggenwhisky namens Stauning Rye und eine Mischung aus allen dreien namens Stauning KAOS. Für das heutige Review möchte ich mich zunächst auf den Stauning Rye konzentrieren. Allerdings steht mir mit dem Stauning Curious auch ein Testexemplar aus der sogenannten „Research Series“ der Brennerei zur Verfügung, gewissermaßen eine Art White Dog. Doch dazu morgen mehr.

Der Stauning Rye weist ein Alter von drei bis vier Jahren auf (die Reifung erfolgte in stark ausgebrannten Weißeichenfässern). Er besteht aus einer Mischung aus gemälztem Roggen (was sehr selten ist, gewöhnliche Roggenwhiskys werden aus nicht gemälztem Roggen hergestellt) und gemälzter Gerste. Zudem wird er mit einer sehr ansprechenden Alkoholstärke von 50% vol. abgefüllt. Kurzum: Auf dem Papier hat man hier eine ganze Menge richtig gemacht und ich blicke sehr erwartungsvoll auf die Verkostung.

Tasting Notes „Stauning Rye“:

Aroma: Dunkles Honigbrot, Karamell, Röstmalz und Printengewürze vom Eichenholz sind die ersten Assoziationen, die mir in den Sinn kommen. Dabei ist tatsächlich ein deutlicher, aber nicht überbordender Malzcharakter zugegen, der einen Moment lang an einen irischen oder einen schottischen Malt Whisk(e)y denken lässt, letztlich aber nicht ausgeprägt genug ist, um ihn eindeutig in diese Richtung ausschlagen zu lassen. Bei einer Blindverkostung wäre der Stauning Rye eine echte Herausforderung, weil er irgendwo zwischen amerikanischem Rye und gälischem Lebenswasser angesiedelt ist. Mit der Zeit bahnt sich auch eine feinere Vanille ihren Weg, zudem etwas Zimt und süßlicher Kuchenteig.

Geschmack: Auch am Gaumen zeigt sich ein dunkles, gewürzgespicktes Honigbrot mit Röstnoten. Karamell, Malz und Zimt unterstreichen diesen Ersteindruck, schließlich finde ich noch eine Nuance Kräuter (Heidekraut?), Trockenfrüchte (vor allem Pflaumen und Rosinen), Eichenholz und etwas Vanille. Der Spagat zwischen Rye und Malt setzt sich fort.

Abgang: mittellang mit Gewürzen, etwas Süßholz und Trockenfrüchten

Der einzigartige und spannende Charakter des Stauning Rye macht ihn zu einem ziemlich vielseitigen Whisky für den Bargebrach. Das kann zwar manchmal auch zu Schwierigkeiten führen, aber prinzipiell kann man sich hier sowohl an klassischen Rye-Cocktails orientieren (vielleicht sogar an Bourbon-Drinks), aber eben auch auf Rezepte schielen, die nach einem milderen Scotch verlangen. Ich habe mich heute für den Einsatz in einem Waldorf Cocktail entschieden. Der Waldorf Cocktail stammt aus der Bar des berühmten Waldorf Astoria Hotels, wo er zu Beginn des 20. Jahrhunderts kreiert wurde. Im Grunde handelt es sich dabei um nicht viel mehr als eine Variante des Manhattan. Und wenn man den besonderen Charakter des Stauning Rye bedenkt, kann man durchaus auch einen Rob Roy als Referenz heranziehen. Einzigartig macht den Waldorf Cocktail allerdings ein mit Absinth benetztes Glas, was ziemlich einzigartige Aromen mit in den Drink bringt, die sehr schön mit den Gewürz und Röstnoten des Stauning Rye harmonieren. Ich habe zudem die Angostura Bitters gegen die By the Dutch Classic Bitters ersetzt, da ich diese hier noch einen Hauch besser finde. Als Wermut kommt ein klassischer Carpano Antica Formula zum Einsatz, während ich beim Absinth zu einem 68-prozentigen Duplais Verte gegriffen habe.

Rezept „Waldorf Cocktail“:

6 cl Stauning Rye Whisky
2,25 cl Carpano Antica Formula
2 Dashes By The Dutch Classic Bitters
Duplais Vertes Absinth

Zubereitung: Zunächst das vorgekühlte Glas mit etwas Absinth füllen und diesen rundherum schwenken, so dass sich ein Absinthfilm auf der Innenseite bildet. Den restlichen Absinth weggießen. Dann die übrigens Zutaten in einem Rührglas auf Eis kalt rühren und schließlich ins absinthbenetzte Glas abseihen.

Glas: Martini

Garnitur: keine

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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