Heute steht abermals ein Rum im Mittelpunkt. Dabei handelt es sich jedoch um eine wirklich außerordentlich ungewöhnliche Abfüllung, die sicherlich nicht die Kriterien erfüllt, die man von einem „Mainstream-Rum“ erwarten würde. Sie entstammt einmal mehr dem Portfolio des renommierten Abfüllers Habitation Velier und hat mein Interesse von Anfang an geweckt. Die Rede ist vom Habitation Velier Forsyths 151 Proof aus der jamaikanischen Worthy Park Distillery. (zugesandtes Testprodukt)*
Warum handelt es sich hierbei um einen besonderen Rum? Nun, diese Frage kann man durchaus in mehrerlei Hinsicht beantworten. Zum einen hat man sich hier für eine ungewöhnliche lange Fermentationszeit entschieden, indem man der der Maische ganze drei Monate Zeit gegeben hat, zum anderen wurde diese Rum – nachdem er auf der Forsyths Pot Still der jamaikanichen Worthy Park Distillery gebrannt wurde – direkt, also ohne eine weitere Verdünnung oder eine Fassreifung, mit sage und schreibe 75,5% vol. in die Flasche gefüllt. Der Esteranteil wird mit 597,3 gr/hlpa angegeben, was ein stattlicher Wert ist und hier auch einiges an typischen, jamaikanischen Noten verspricht. Für einen Preis zwischen meist 60 und 70 Euro erhält man hier also wirklich einiges, denn natürlich bietet sich für den Purgenuss eine weitere Verdünnung an (wer sich das zutraut, kann natürlich 75,5% vol. auch pur verkosten, ich mache das allerdings erfahrungsgestützt nicht). Man hat also im Endeffekt mehr und länger etwas von diesem Rum. Weißer Rum ist vielleicht nicht unbedingt jedermanns Favorit für den Purgenuss, doch will ich an dieser Stelle wirklich auch einmal eine Lanze für guten, weißen Rum brechen. Allein wenn ich hier an den Habitation Veritas denke, schleicht sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Doch natürlich bietet sich ein Rum wie der Habitation Velier Forsyths 151 WP auch für die Verwendung in Cocktails an. Dazu werde ich weiter unten noch ein Beispiel liefern. Zunächst sollen aber die Verkostungsnotizen für sich sprechen.
Tasting Notes:
Aroma: Sehr schöne und intensive Noten von Vanille, Kokosnuss und grünlich-vegetalem Zuckerrohr steigen mir entgegen. Der hohe Alkoholgehalt transportiert die Aromen sehr ausdrucksstark und überzeugt mich bereits nach dem Bruchteil einer Sekunde. Und dann kommen auch die beim angegebenen Esterwert zu erwartenden Fruchtnoten: Ananas, Mango, reife Bananen, Lychees, gegorene Birne, ein regelrechter Obstkorb ist hier zugegen. Dahinter finde ich etwas Süßholz. Ein gewisser Alkoholcharakter ist dabei nicht zu leugnen, stört mich aber angesichts der voll-aromatischen Nase nicht. Ein Paar Tropfen Wasser drängen den Alkohol etwas mehr in den Hintergrund, dafür treten die Noten grünlichen Zuckerrohrs in den Vordergrund. Auch werden die Fruchtnoten etwas milder, entwickeln sich mehr in Richtung der Banane und einer Kokosnuss.
Geschmack: Da ich nicht zu den Menschen gehöre, die einen 75,5%-Rum ohne Wasserzusatz verkosten, habe ich entsprechend einige Tropfen hinzugegeben. Und wow, das ist mal ein Brett! Für einen weißen Rum erinnert der Forsyths 151 Proof White doch enorm an einen Rhum Agricole. Grünlich-frisches Zuckerrohr ist scheinbar überall, Melassenoten kommen mit der Zeit hinzu, aber auch wieder Noten von gegorenen Früchten, Äpfel, Birnen, Pfirsich, dazu leichte Vanille und wieder Kokos. Interessant ist auch eine eher salzige Note im Rum, gepaart mit etwas Tabak. Mir gefällt der Rum wirklich ausgesprochen gut!
Abgang: lang, mit Kokos, Früchten und einer Nuance Salz
Und in Sachen Cocktail….tja, da bin ich heute vielleicht etwas „merkwürdig“ unterwegs. Denn die Inspiration für meinen Cocktail, der im weitesten Sinne eine Art Old Fashioned ist, war der Geschmack einer puren Spirituose. Daher heißt der Drink auch nicht so, weil es sich um einen White Rum Cocktail handelt, sondern er heißt schlicht „White Rum Cocktail“. Einfach deshalb, weil purer, weißer Rum mich dazu inspiriert hat, ihn zu mixen. Ok, die Frage sei an der Stelle natürlich gestattet: Warum einen Cocktail inspiriert von purem, weißem Rum mixen, wenn man auch einfach puren, weißen Rum nehmen könnte? Und ich muss zugeben: das wäre theoretisch schon ein ziemlich schlagendes Argument. Aber wenn man dann einen Schluck des White Rum Cocktails probiert, dann hoffe ich, dass man sich denkt „Oh, ja, jetzt verstehe ich…“ und einfach einen weiteren nimmt.
Rezept „White Rum Cocktail“:
4 cl Forsyths 171 Proof White
2 cl Veritas White Blended Rum
2,5 cl Kokoswasser (frisch aus der Kokosnuss)
1 cl Mozart Dry Chocolate Spirit
2 Barlöffel Zuckersirup
Zubereitung: Zutaten im mit massivem Eis gefüllten Glas verrühren.
Glas: Tumbler
Garnitur: Kokosnussspalte
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
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