Pure Spirits: Plantation Xaymaca Special Dry & Te-Ohia-Hemorere

Rum mit Whisky zu vergleichen, ist im Grunde ein müßiges Unterfangen. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass dies immer mal wieder versucht wird, aber wirklich sinnvoll ist es letztlich nicht. Eben wie der berühmte Vergleich von Äpfeln und Birnen. Trotzdem möchte ich heute eine kleine Allegorie aus der Whiskywelt bemühen, um auf einen besonderen Umstand in der Rumwelt hinzuweisen. (zugesandtes Testprodukt)*

Da Whisky – und hier insbesondere der schottische Single Malt – ursprünglich das Destillat gewesen ist, mit dem ich in die Welt der Spirituosen eingetaucht bin, möge man mir dies vielleicht nachsehen.

Jedem Whiskytrinker ist die Hebrideninsel Islay ein sehr großer Begriff, von dort stammen (meistens) rauchige bis sehr rauchige Whiskys, deren Gerstenmalz über Torffeuer getrocknet worden ist. Und wer sich für schottischen Whisky interessiert, wird ebenfalls wissen, dass um den Rauchgehalt in Whiskys ein regelrechter Kult entstanden ist. Man misst hier auch gern die Anteile von Kresol oder Phenol in der Einheit ppm (parts per million) und bietet sich mitunter regelrecht einen Wettstreit darum, wer den rauchigsten Whisky herstellt. Besonders die Octomore-Abfüllungen der Bruichladdich-Brennerei seien an dieser Stelle erwähnt. Aber warum erzähle ich das in einem Artikel über einen Rum?

Nun, im Grunde einfach deshalb, weil mich eine Entwicklung in der Rum-Community zunehmend an das ganze Bohei um rauchige Islay-Whiskys erinnert. Jamaikanische Rums gibt es zahlreiche auf dem Markt und auch ich habe hier schon einige Rums vorgestellt, die von der berühmten Karibikinsel stammen. Und auch wenn es längst nicht auf alle jamaikanischen Rums zutrifft, so ist Jamaika doch vor allem für seine „High Ester Rums“ bekannt, die auch häufig als „funky“ oder mit dem Begriff „Hogo“ (vom französischen „Haut Goût“ für „hoher“ oder „intensiver Geschmack“) bezeichnet werden. Und wer sich in Rumforen oder auf Rumbörsen umschaut, wird feststellen, dass um diese High Ester Rums ein ähnliches Getue entstanden ist, wie es bei extrem rauchigem Islay Whisky der Fall ist. Auch hier „haut“ man sich Zahlen über den Estergehalt verschiedener Rums um die Ohren (g/hL AA) und versucht, eben noch funkier zu sein. Hier gibt es allerdings wiederum Unterschiede zwischen verschiedenen Destillen und deren Stil, Auswirkungen der verschiedenen Pot Stills, Dauer der Fermentation usw. Ich möchte hier und heute allerdings keinen umfänglichen Artikel über den jamaikanischen Esterkult oder die Hintergründe verfassen, sondern einen Rum rezensieren. Und auf den werde ich nun auch eingehen. Wer Interesse an vertieftem Wissen über die Materie hat, dem kann ich diesen (englischsprachigen) Artikel auf cocktailwonk.com sehr ans Herz legen.

Der Rum, um den es heute geht, stammt aus der Plantation-Reihe und hört auf den Namen Xaymaca Special Dry. Xaymaca ist der arawakische Name für die Insel Jamaika und der Zusatz 100% Pot Still Rum verrät, in welche Richtung Alexandre Gabriel bei diesem Rum denkt (und auch, warum ich meine Einleitung für diesen Artikel so gewählt habe). Der Xaymaca soll eben ein „funky“ „Hogo“ Rum sein und überdies mit einem trockenen Charakter jene legendäre Geschmackswelt jamaikanischer Rums auch für die Plantation-Reihe erschließen.

Der Plantation Xaymaca Special Dry ist ein Blend aus Rums verschiedener jamaikanischer Destillen, namentlich der Clarendon und Long Pond Distillery, in die sich das Haus Ferrand eingekauft hat. Die Dauer der Fasslagerung beläuft sich auf einen nicht genau bestimmten Zeitraum zwischen einem und drei Jahren auf Jamaika und – wie bei Plantation üblich – einer anschließenden einjährigen Fasslagerung in ehemaligen Cognacfässern. Zudem informiert der Hersteller darüber, dass ein kleiner Teil 17-jähriger jamaikanischer Rum hinzugegeben worden ist. Eine weitere Besonderheit liegt auch im Verzicht auf jegliche „Dosage“, wie es im Hause Plantation sonst meist gemacht wird. Der Rum enthält also keinerlei zusätzlichen Zucker.

Bevor ich diesen Artikel verfasst habe, habe ich z.T. auch einen Blick auf bereits veröffentlichte Rezensionen zu diesem Rum geworfen, wo verschiedentlich konstatiert wurde, dass der Plantation Xaymaca Special Dry trotz seiner Programmatik gar nicht so immens esterlastig ausfällt, wie es manch andere funky Jamaicans tun. Aber vielleicht reden wir hier eben auch über einen Unterschied wie beispielsweise den zwischen Bowmore und Laphroaig auf der Insel Islay. Wie dem auch sei, natürlich möchte ich mich selbst überzeugen:

Tasting Notes:

Aroma: In der Nase zeigt sich eine sehr vielschichtige Aromenfracht: Fruchttöne sind unverkennbar und doch auch recht intensiv; hier stechen besonders Banane, Ananas, Mango und Pfirsiche hervor, dazu gesellen sich vergorene Noten und ein leichter Rauch. Es ist sicherlich nicht der intensivste Esterrum, aber unverkennbar ein Vertreter dieser Richtung. Crème Brûlée und ein wenig Eiche kommen zum Vorschein, auch wenn hier das eher junge Alter erahnbar wird.

Geschmack: Eine sehr schöne Vanille wird umrahmt von Steinobst, reifen Bananen, einer Idee Zimt, gebackenen Äpfeln, Birnen und Pfirsichen. Das in der offiziellen Verkostungsnotiz genannte Piment kann ich ebenfalls entdecken, dazu etwas Honigbrot und Kokosblütenzucker. Der Alkohol ist schön eingebunden und trotz der nicht erfolgten Nachsüßung wirkt der Rum keinesfalls zu kantig oder scharf. Vielmehr fällt er geschmacklich in der Tat sehr trocken aus, bleibt dabei rund und überraschend gut ausbalanciert.

Abgang: lang und trocken mit Anklängen von Ananasrinde

Die Bezeichnung „Special Dry“ trägt dieser Rum jedenfalls zurecht und vor diesem Hintergrund habe ich mich für einen Drink entschieden, dessen Inspiration letztlich ein Konglomerat diverser Tikirezepturen war, so dass ich hier mit einem gänzlich eigenen Namen aufwarte. Mir war dabei wichtig, die trockene Seite des Rums auch auszuspielen und aromatisch mit etwas gereiftem Rhum Agricole zu unterlegen und insgesamt nicht zu sehr in den süßen Bereich abzudriften. Ein fruchtig-frisches Aromenspiel mit einem gewissen Anspruch: Te-Ohia-Hemorere (diesen Namen habe ich in einem Forum über polynesische Mythologie gelesen – er stammt aus der Maori-Mythologie und bezeichnet den Transformationsprozess eines Gottes in einen Sterblichen und bedeutet so viel wie „wenn das Blut durch den Körper zu strömen beginnt“).

Rezept “Te-Ohia-Hemorere“:

5 cl Plantation Xaymaca Special Dry
1,5 cl Clément Select Barrel
2 cl Pink Grapefruitsaft
1,5 cl Limettensaft
1,5 cl Pierre Ferrand Dry Curacao
1,5 cl Grenadine
2 Barlöffel D.O.M. Benedictine
1 Dash Cherry Bitters
2 Dash Angostura Bitters

Zubereitung: Alle Zutaten kräftig auf Eis schütteln und in den mit gestoßenem Eis gefüllten Tiki-Mug abseihen.

Glas: Tiki-Mug

Garnitur: eingelegte Kirschen, gedörrtes Limettenrad und essbare Blüten

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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