Auf nach Italien, auf nach Bassano in Venetien zum Grappa- und Amaroproduzenten Nardini, über den ich bereits auch schon in der Vergangenheit berichtet habe. Wer also nach Basisinformationen über die Frage, was eigentlich genau ein Amaro ist, oder nach Hintergründen zum Hause Nardini sucht, dem sei ein Blick in den entsprechenden Artikel empfohlen. Dies empfiehlt sich vielleicht auch gerade deshalb, weil heute mit dem Nardini Amaro eben ein solcher im Mittelpunkt steht. (zugesandtes Testprodukt)*
Der Nardini Amaro wird wie die meisten Amari (oft liest man auch den eigentlichen falschen Plural Amaros) auf der Basis von Agraralkohol unter Zugabe von Zucker und Kräuterauszügen hergestellt. Auch beim Nardini Amaro ist dies der Fall, wobei man hier auf eine Komposition aus der für Amari klassischen Enzianwurzel, Bitterorangen und Pfefferminze setzt. Ein ganz so bitter-würziges Geschmackserlebnis wie beim Nardini Fernet erwarte ich folglich nicht, vielmehr sind die meisten Amari was das Verhältnis von Süße zu Bittere angeht sehr ausbalanciert. Vieles über das Drumherum habe ich ohnehin im oben verlinkten Artikel bereits dargelegt, insofern möchte ich direkt den Nardini Amaro in der Verkostung für sich sprechen lassen.
Tasting Notes:
Aroma: mild-würzig mit Röst- und Karamellnoten, die an Zuckerrübensirup erinnern, so trumpft der Nardini Amaro auf. Orange und die frische Kühle der Pfefferminze sind ebenfalls unverkennbar und fügen sich zu einem ansprechenden Gesamtbild zusammen. Erdige, kräutrige und süßliche Nuancen bilden den Hintergrund.
Geschmack: Am Gaumen zeigt sich der Nardini Amaro sehr schön ausbalanciert. Die bitter-würzigen Anklänge der Enzianwurzel werden von einer reichhaltigen und vollen Süße eingefangen, während Orangenschalen und Pfefferminze gekonnt die Marschrichtung vorgeben.
Abgang: süßlich, mit bitterwürzigem und öligem Nachhall
Als Zutat für einen Cocktail eignet sich der Nardini Amaro natürlich in vielfältiger Weise. Beispielsweise, um einem Sour einen schönen Twist zu verleihen oder natürlich in vielen gerührten Cocktails, die nach einer bitter-würzigen Nuance verlangen. Und einen solchen Drink möchte ich hier auch gleich mit vorstellen: den Six Inch Gold Blade. Kennengelernt habe ich diesen Cocktail durch das herausragend gute Cocktailheftchen „beta cocktails“ von Kirk Estopinal und Maksym Pazuniak. Der Six Inch Gold Blade wurde von Al Sotack in Philadelphia erfunden, genau genommen in der Speakeasy The Franklin Mortgage and Investment Company, ein Ort, den ich zwar noch nicht besuchen konnte, der aber ein grandioses Renommee in der Cocktailcommunity besitzt. Hier kommt der Nardini Amaro als akzentuierende Zutat sehr schön zur Geltung. Die Basis bild ein jamaikanischer Smith & Cross Rum (auch ein Appleton 12 Jahre funktioniert hier, allerdings fehlt dem Drink dann ein wenig „Punch“), welcher nebst Nardini Amaro mit Punt e Mes Wermut, Campari, Angostura und Mole Bitters sowie einem Hauch Laphroaig in Szene gesetzt wird. („Beta Cocktails“ verlangt übrigens nach einem halben Bar- bzw. Teelöffel Laphroaig – ich habe einen ganzen genommen, was ich nicht bereut habe. Der Drink ist übrigens nicht wirklich rauchig, also keine Sorge. Vielmehr ist der Laphroaig hier das Salz in der Suppe!)
Rezept „Six Inch Gold Blade“:
4,5 cl Smith & Cross Rum
1,5 cl Punt e Mes
1,5 cl Nardini Amaro
1,5 cl Campari
1 Barlöffel Laphroaig
2 Dashes Angostura Bitters
1 Dash Chocolate Mole Bitters
(1 Orangenzeste)
Zubereitung: Alle Zutaten in einem Rührglas auf Eis kalt rühren und ins vorgekühlte Glas abseihen. Schließlich mit dem Öl der Orangenzeste besprühen. Die Zeste danach entsorgen.
Glas: Coupette
Garnitur: keine
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.