Heute ist mal wieder Zeit für Rum. Und Rumzeit heißt oft und gerne auch „Tiki“-Zeit, was ich heute einmal auf genretypisch augenzwinkernde Art und Weise umgesetzt habe. Dabei habe ich jedoch nicht die Charakteristik zweier Rums aus den Augen verloren, die ich zuvor hier kurz vorstellen und mit Blick auf ihre Qualität rezensieren möchte. Beide Rums haben dabei eine Reise aus der Karibik bis nach Frankreich hinter sich. (zugesandte Testprodukte)*
Und obwohl Plantation nicht der einzige französische Rumabfüller ist, liegt die Vermutung nach einer solchen Einführung nahe, dass es sich um Rums des französischen Cognachauses Ferrand handelt. Und genau so ist es auch. Zum einen möchte ich auf den Plantation Barbados 2002 aus der Vintage Edition eingehen (Näheres zur Vintage Edition und dem korrelierenden Terroir-Gedanken findet sich in diesem Artikel über den Plantation Vintage Edition Jamaica 2002 und den Plantation Vintage Edition Trinidad 2003) und zum anderen den Plantation Black Cask N°3 ein wenig näher unter die Lupe nehmen. Auf die beiden angekündigten, augenzwinkernden Cocktails gehe ich natürlich auch noch ein. Und los geht’s!
Der Plantation Vintage Edition Barbados 2002 ist ein barbadischer bzw. bajanischer Rum und somit ein Vertreter einer der prestigeträchtigsten Rumerzeugerstaaten der Welt. Aus welcher Destille er genau stammt, verrät Plantation nicht, wohl aber, dass er den für karibische Verhältnisse stolzen Zeitraum von 12 Jahren in ehemaligen Bourbonfässern reifen durfte (was vermutlich zu keinem unerheblich hohen „Angel’s share“ geführt haben dürfte), bevor er schließlich nochmals drei Jahre Fassreifung in Frankreich in ehemaligen Cognacfässern hinter sich gebracht hat. Abgefüllt wurde mit 43,2% vol. Was darf man hier also geschmacklich erwarten?
(Wie auch in vergangenen Artikeln sei an dieser Stelle noch einmal erwähnt, dass Plantation offen mit der Praxis einer kleinen Nachsüßung ihrer Rums umgeht – man vergleicht dies mit der traditionellen „Dosage“ in der Champagnerherstellung.)
Tasting Notes:
Aroma: Wow, hier bekommt man schon in der Nase wirklich etwas Feines geboten! Die ehemaligen Bourbonfässer hinterlassen einen deutlichen Vanillecharakter, welcher würzig und durchaus mit Kraft daherkommt. Noten von geraspelter Kokosnuss, Karamell und Honig gehen über in leichte, aber klar vernehmbare Zitronentöne, bevor eine Wand aus Eiche das Aroma einrahmt.
Geschmack: Am Gaumen zeigt sich dieser Rum aromatisch und mit einem komplexen Charakter aus Eichen-, Gewürz- und Vanilletönen. Auch hier ist wieder etwas Zitrone und vor allem auch Kokosnuss mit von der Partie. Muskatnuss und Nelken verbinden sich mit fruchtig-floralen Tönen zu einer würzig-feinen Süße.
Abgang: langanhaltend mit viel Eiche und Gewürzen
Beim Barbados 2002 waren es vor allem die Vanille, Zitrus- und Gewürznoten, die mich auf die Idee brachten, einen Cocktail rund um das Thema „Zitrone“ bzw. Zitrusfrucht für diesen Rum zu kreieren. Und weil ich ohnehin Lust auf ein wenig Tiki hatte und mich gerade in einem nostalgischen Moment befand, habe ich mich an eines meiner Lieblingsspiele in früheren Tagen erinnert: The Secret of Monkey Island. Jeder, der dieses Spiel gespielt (und hoffentlich auch geliebt) hat, wird vermutlich schon längst beim Blick auf die Artikelüberschrift erkannt haben, dass hier Anspielungen auf die fiktive Lucasarts-Karibik des Guybrush Threepwood vorliegen. Lemonhead ist der Name eines der Ureinwohner von Monkey Island, dem man zusammen mit seinen Kannibalenkumpels als Guybrush dort begegnet. Und Lemonhead schnitzt im Spiel gerne kleine Totemfigürchen, die er mit seinem Markenzeichen „Made by Lemonhead“ versieht. Naja, und weil ich mir fast sicher bin, dass Lemonhead einen Cocktail eben auch genauso machen würde, habe ich ihn kurzerhand so genannt. Achja, sollte jetzt jemand denken: „Ach komm schon! Den Lemon Hart Rum hast du doch nur wegen des Namens mit in den Drink aufgenommen!“ dann….ist das absolut richtig! 🙂
Rezept „Made by Lemonhead“:
6 cl Plantation Barbados 2002
1 cl Lemon Hart 151 Jamaika Rum
2 cl Limoncello
3 cl Zitronensaft
1,5 cl Zuckersirup
1 Dash Orange Bitters
1 Dash Coriander Bitters
Zubereitung: Alle Zutaten bis auf den Lemon Hart Rum in einem Shaker auf Eis kräftig schütteln und anschließend in einen mit gestoßenem Eis gefüllten Tiki-Mug geben. Zuletzt eine ausgepresste Zitronenhälfte auf den Drink setzen und vorsichtig mit Lemon Hart Rum füllen. Diesen vor dem Servieren anzünden (und bei Bedarf nach dem Abbrennen über den Drink geben).
Glas: Tiki Mug
Garnitur: Mit brennendem Overproof-Rum gefüllte Zitronenhälfte (s.o.) und optional etwas Minze
Auf der anderen Seite steht mit dem Plantation Black Cask N°3 ein Rum ohne genaue Altersangaben. Es handelt sich um einen Verschnitt aus Barbados- und Guyana-Rums, welcher ebenfalls zunächst einige Jahre (genauere Angaben erhalten wir nicht) in Fässern aus amerikanischer Weißeiche reifen durfte, bevor auch hier schließlich eine Nachreifung bzw. ein Finish in Frankreich im Château de Bonbonnet in besonders kleinen, frisch ausgebrannten Fässern unternommen wurde. Abgefüllt wird dieser Rum mit 40% vol. Und auch hier liegt die Wahrheit natürlich im Glas!
Tasting Notes:
Aroma: Dieser Rum ist zum Teil sehr anders, das merkt man sofort. Er fällt fruchtiger aus (was ich v.a. dem Anteil an Demerara-Rum zuschreibe) und lässt an exotische Früchte denken. Vanille, v.a. aber viele, durchaus kräftigere Gewürzassoziationen sind dem starken Eichencharakter geschuldet und machen Lust auf den ersten Schluck.
Geschmack: Der Zweiklang aus Frucht und kräftiger Eichenwürze kommt am Gaumen besonders deutlich zur Geltung. Auf der einen Seite entfaltet sich ein Fruchtkorb mit Passionsfrucht, Orange und Mango, dem gegenüber steht ein schwerer Eicheneinschlag mit würzig-holziger Wucht, der von einer feinen Süße aufgefangen wird. Interessant, dabei allerdings etwas ungewohnt.
Abgang: Im Abgang gewinnen wieder die Früchte die Oberhand und verweilen mittellang am Gaumen
Die kräftigen Eichennoten des Plantation Black Casks vertragen durchaus ein wenig stärkere Aromen um ihn herum, weshalb hier die Wahl auf einen fruchtig-scharfen Drink gefallen ist, der auch die exotischen Fruchttöne des Rums schön aufgreift und dabei trotzdem nicht zu ausgefallen ist. Im Sherman Cocktail treffen Passionsfrucht, Mango und Chili aufeinander (eine Kombination, die z.B. auch im „The Darkening Sun of Oaxaca“ hervorragend funktioniert) und sorgen für eine echte Geschmacksexplosion. Wer sich nun über den Namen wundert, wird auch hier in der Welt von Monkey Island fündig: Sherman ist der Name des laktoseintoleranten Vulkangottes auf Blood Island. Eine solche Gottheit verdient doch wirklich einen eigenen Cocktail!
Rezept „Sherman Cocktail“
7 cl Plantation Black Cask N°3
3 cl Zitronensaft
2,5 cl „Charred Chili-Sirup“ (s.u.)
1 Passionsfrucht
4 Stückchen gewürfelte Mango (ca. 2cm x 2cm)
„Charred Chili-Sirup“: Zunächst auf einem heißen Grill drei frische, rote Chilischoten grillen, bis die Außenhaut schwarz zu werden beginnt und Blasen wirft. Chilis längs mit dem Messer vorsichtig aufschneiden und Samen entfernen. Nun 250 ml Wasser, 250 g Zucker und die leicht geschwärzten Chilis in eine Pfanne geben und bei mittlerer Hitze erhitzen, bis sich der Zucker aufgelöst hat; dabei gelegentlich rühren. Die Hitze reduzieren und den Sirup einige Minuten köcheln lassen, bis eine Sirupartige Konsistenz entsteht. Schließlich die Pfanne von der Hitze nehmen, die Chilis aus dem Sirup wieder entfernen und diesen abkühlen lassen. Zuletzt durch ein feines Sieb in einen Luftdicht verschließbaren Behälter abseihen.
Zubereitung: Die Passionsfrucht halbieren und das Innere zusammen mit allen anderen Zutaten und einer kleinen Hand voll gestoßenem Eis für ca. 5 Sekunden im Mixer „blenden“. Anschließend in einen mit gestoßenem Eis gefüllten Tiki-Mug geben.
Glas: Tiki Mug
Garnitur: gegrillte Chilischote und etwas Minze
Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online. Frische Minze, Früchte und Chilis kann man auf Märkten oder in Supermärkten erstehen.
*Der Umstand, dass mir diese Produkte zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden sind, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.
Guybrush for president!
Meine Stimme hat er. 😉
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