Was Sake ist, wie er hergestellt wird, welche Rohstoffe dafür benötigt werden und auch welche Qualitätsunterschied es gibt, auf all diese Aspekte bin ich in meinem Artikel über den Gekkeikan Nouvelle Tokubetsu Honjozo Sake eingegangen. Wer sich also in kurzer und bündiger Form in die Grundlagen des gebrauten japanischen Traditionsgetränkes einlesen möchte, dem sei ein Blick in diesen Artikel ans Herz gelegt. Zumal auch heute wieder ein Sake im Mittelpunkt steht, der auch ein Stück weit zeigt, wie facettenreich der subtile „Reiswein“ sein kann. (zugesandtes Testprodukt*)
Dass die Bezeichnung „Reiswein“ im Grunde genommen falsch ist, möchte ich an dieser Stelle auch nicht nochmal ausführen, sondern lediglich hier kurz anmerken. Wirklich interessant sind vielmehr die individuellen Hintergründe und Besonderheiten der heutigen Sake-Abfüllung, die auf den klangvollen Namen Yoshinogawa Ginjo Gokujo hört. Wer nun den oben verlinkten Artikel gelesen hat, der wird sicherlich anhand des Namens bereits erste Rückschlüsse auf den Herstellungsprozess dieses Sakes gezogen haben. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Sakes in mehrfacher Hinsicht voneinander. Gemeinsam haben sie jedoch die zugrundeliegende Reissorte „Gohyakumangoku“ (nach dem Yamada Nishiki-Reis die zweitbeliebteste Reissorte in der japanischen Sakeproduktion).
Die Polierrate des Yoshinogawa Ginjo Gokujo liegt bei 55%, es wurden also 45% des Reiskornes wegpoliert. Er gehört – man erkennt es bereits am Namen – der Qualitätsklasse der Ginjo-Sake an, was auch hier auf ein nachträgliches „Aufspriten“ mit Brauereialkohol hindeutet, wie auch beim Gekkeikan Nouvelle Tokubetsu Honjozo Sake. Doch was darf man bei diesem Sake in geschmacklicher Hinsicht erwarten? Der Beschreibung auf dem Rücketikett der Flasche nach warten hier helle, fruchtige Töne auf, worauf ich wirklich gespannt bin. Abgefüllt wird mit 15% vol.
Die Sakebrauerei Yoshinogawa zeigt einmal mehr, mit was für einer gewaltigen Tradition wir es beim Thema Sake zu tun haben. Während einige „westliche“ Spirituosen zwar als alt wahrgenommen werden und ihre ältesten schriftlichen Erwähnungen bereits einige Jahrhunderte zurückreichen, so sind solche Zeitspannen im Sake-Segment überhaupt nichts Ungewöhnliches. Und hier reden wir nicht von schriftlichen Erwähnungen, sondern von tatsächlich existierenden Brauereien. Bis ins Jahr 1548 reicht die Geschichte dieser Brauerei zurück (Zum Vergleich: Die älteste Erwähnung des Wortes Whisky datiert man auf das Jahr 1736)! Die Yoshinogawa-Brauerei befindet sich in der japanichen Präfektur Niigata im Norden der Hauptinsel Honshu.
Tasting Notes:
Aroma: Abermals steigt zunächst jene sakespezifische Note in die Nase, die hier wunderbar leicht und floral ausfällt. Etwas gedämpfter Reis mischt sich mit blumigen Noten von Zitrusfrüchten und tatsächlich Nektarinen und/oder Pfirsiche. Auch Fenchel mit einer hauchzarten Anisnote kann ich finden.
Geschmack: Am Gaumen überzeugt der Yoshinogawa Ginjo Gokujo mit jener einem Sake eigenen Illusion eines aromatischen, kristallklaren Bergquellwassers, die darüber hinaus mit leicht gesäuertem Reis, Pfirsichen, Anis, Kristallsalz und Assoziationen einer Obstwiese besticht.
Abgang: trocken, frisch, aromatisch
Dieser Sake ist eine sehr schöne Empfehlung für einen klassischen Saketini, wobei ich hier definitiv einen Gin und keinesfalls einen Wodka wählen würde. Und dann darf es auch ein durchaus floraler und zitrustöniger Gin sein. Aber auch in einem gerührten Cocktail der etwas feineren Sorte gibt der Yoshinogawa Ginjo Gokujo eine sehr schöne Figur ab. Zusammen mit etwas Cognac und Pfirsichlikör in einem im Sazeracstil mit Absinth ausgeschwenkten Glas, Lakritz- und Lemon Bitters – ein Gedicht!
Benannt habe ich den Cocktail nach einer herzallerliebsten Szene aus dem Animationsfilm Kung Fu Panda: A Peach cannot defeat Tai Lung! Dort erklärt der weise Meister Oogway seinem Schüler den Weg der Dinge unter einem Pfirsichbaum. Aus irgendeinem Grund fiel mir diese Szene ein als ich den fertigen Cocktail probiert habe. J (Den Filmausschnitt habe ich unten eingefügt)
(Ich weiß, Kung Fu hat nichts mit Japan zu tun und ich zähle auch nicht zu den Leuten, die einfach eurozentrisch alles Fernöstliche in einen Topf werfen, aber hey – wir reden hier von einem lustigen Animationsfilm!)
Rezept „Saketini“:
6,5 cl Yoshinogawa Ginjo Gokujo Sake
2 cl (New Western Dry) Gin
1 Dash The Bitter Truth Lemon Bitters (optional)
Zubereitung: Alle Zutaten auf Eis kaltrühren und ins vorgekühlte Glas abseihen.
Glas: Martini
Garnitur: Blüte
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Rezept „ A peach cannot defeat Tai Lung!“:
4 cl Yoshinogawa Ginjo Gokujo Sake
2,5 cl Pierre Ferrand Cognac 1840 Original Formula
2,5 cl Pfirsichlikör (z.B. Dufouleur Crème de Pêche de Vigne)
1 Dash Bob’s Licorice Bitters
2 Dashes The Bitter Truth Peach Bitters
ca. 1 Barlöffel Absinth
Zubereitung: Den Absinth ins vorgekühlte Glas geben und entlang der Glaswand schwenken. Anschließend etwaigen Rest ausgießen. Restliche Zutaten zunächst auf Eis in einem Rührglas kaltrühren und ins mit Absinth ausgeschwenkte Glas abseihen.
Glas: Tumbler / D.O.F.
Garnitur: Glas serviert auf einem Untertopf mit Mutterboden, einer kleinen Gartenschaufel und einem Pfirsich
Bezugsquellen: Der Yoshinogawa Ginjo Gokujo ist beim Berliner Sake Kontor erhältlich.
*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.