Nicht nur in Spanien, sondern eigentlich in nahezu der gesamten spanischsprachigen Welt ist der Gin & Tonic vielleicht DAS Trendgetränk in Bars und Clubs. Wobei „Trend“ kann man das eigentlich nicht mehr so wirklich nennen, vielmehr ist der Gin & Tonic dort eine echte Institution, nochmal um einiges beliebter als bei uns. Auch die Präsentation in einem Weinglas bzw. speziellen „Copa Balon“ unter Beigabe verschiedener Kräuter und Zitrusschalen habe ich erstmalig in einem spanischen Hotel gesehen. Kein Wunder also, dass auch aus Südamerika jüngst mehr und mehr Ginkreationen auf sich aufmerksam machen. (Zugesandtes Testprodukt*)
So hatte ich hier in der Vergangenheit auch bereits zwei Südamerikaner vorgestellt, zum einen den Amazonian Gin und den GIN’CA Gin, die beide zwar reichlich exotisch ausgefallen sind, mir aber definitiv beide gut gefallen haben. Doch mit der heutigen Flasche wird dem exotischen Flair noch einmal eine neue Dimension verliehen, wie ich noch im Laufe dieses Artikels beschreiben werde. Ich kann tatsächlich vorweg nehmen, dass ich einen solchen Gin bisher nicht in meinem Glas hatte und bei der Verkostung wirklich mehr als überrascht war. Doch zunächst einmal zum Hintergrund bzw. dem Grundgedanken hinter dieser Flasche.
Der Gin, um den es heute geht, hört auf den sehr klangvollen Namen Príncipe de los Apóstoles Mate Gin und stammt aus Argentinien. Er wird dort im argentinischen Hochland destilliert, genau genommen in der Destilería Sol de los Andes S.A. nahe der Stadt Mendoza unweit der chilenischen Grenze. Wie man bereits dem Namen entnehmen kann, setzt dieser Gin unter anderem auf ein ganz bestimmtes Botanical, das vielen auch hierzulande ein Begriff ist: Mate. Wer einmal in Südamerika und insbesondere in Argentinien gewesen ist, der wird wissen, welch großen Stellenwert Mate bzw. „Yerba“ dort in der Alltagskultur einnimmt. Der besonders herb-bittere Tee wird dort mit großer Beliebtheit getrunken und läuft Kaffee als Wachmacher bei weitem den Rang ab. Zwar setzen auch hiesige Matelimonaden auf diesen Geschmack, sind aber nicht mit einem richtigen Mate-Tee zu vergleichen, da die Limonaden viel süßer sind. Und hier werden sich vermutlich die Geister bereits scheiden, denn ich persönlich kenne viele Leute, denen Matelimonade bereits viel zu herb und nicht süß genug ist. Andererseits dürfte richtigen Matefans die Limonade viel zu süß sein. Man muss also wissen, worauf man sich einlässt. Neben Mate werden aber auch noch andere Botanicals im Príncipe de los Apóstoles Mate Gin verwendet: Wacholder (Überraschung), Eukalyptus, Peperina (eine Art argentinische Minze), Pink Grapefruitschalen und Koriandersamen. Die Absicht der Hersteller ist es, einen besonders frischen und aromatischen Gin herzustellen und das ist ihnen in der Tat auch auf eine Art gelungen, mit der ich nicht gerechnet habe. Die Flasche ist zudem wirklich ein echter Hingucker. Eine ungewöhnliche Form paart sich hier mit einem schönen Etikettdesign. Der Príncipe de los Apóstoles Mate Gin wird mit 40% vol. abgefüllt und ist erst seit Beginn des Jahres 2017 auf dem deutschen Markt verfügbar.
Bevor ich zur eigentlichen Verkostung voranschreite, sei aber noch auf den Kopf hinter dem Príncipe de los Apóstoles Mate Gin verwiesen: Dieser geht nämlich auf eine Idee des bekannten argentinischen Bartenders Renato „Tato“ Giovannoni zurück. Zwei Jahre soll er an der finalen Rezeptur gearbeitet haben und um mit diesem Gin der Heimat der ersten Mateplantagen Argentiniens ein Denkmal zu setzen, hat er ihn nach der Stadt Apostoles benannt: Príncipe de los Apóstoles Mate Gin.
Ich war wirklich gespannt, wie sich Mate in einem Gin schlagen würde. Ich muss allerdings an dieser Stelle auch gestehen, dass ich zu den Menschen gehöre, die Mate mögen (sowohl den echten Matetee als auch die Limonade). Denjenigen, die mit Mate vor allem eine Limonade wie Club Mate verbinden und diese nicht mögen, kann ich aber trotzdem ein Stück weit Entwarnung geben: Der Gin schmeckt nicht vordergründig nach Mate, er hat also dennoch eine Chance verdient.
Tasting Notes:
Aroma: Sofort wird klar: das hier ist etwas gänzlich anderes. Wer den klassischen Grundton eines Gins erwartet, ja sogar unabhängig von der Frage, ob es z.B. ein eher stark zitrustöniger New Western Dry Gin ist oder eine klassische Wacholderbombe, der erlebt eine faustdicke Überraschung. Der Príncipe de los Apóstoles Mate Gin zeigt eine derart intensive Eukalyptusnote, das ich zuerst an ein Eukalyptusbonbon oder einen entsprechenden Tee denken musste. Erst nach einiger Zeit kommen dezente Wacholdertöne zum Vorschein, die begleitet werden von einer fruchtigen Frische. Auch ein Hauch von Mate zeigt sich, ist aber wirklich nicht so überbordend, dass er Mateskeptiker verschrecken müsste. Vielmehr ist er wirklich gelungen in den Gin eingebunden und harmoniert schön mit den Zitrustönen der Grapefruit. Ein beeindruckender Gin. Besonders kritische Geister werden hier vielleicht fragen, ob dieser Gin nicht die Grenzen dessen, was einen Gin ausmacht, zu sehr ausreizt, aber ich bin von dem, was in meinem Glas ist, wirklich angetan!
Geschmack: Auch geschmacklich ist der Eukalyptus nicht zu leugnen, fällt aber nicht ganz so intensive wie in der Nase aus. Stattdessen überlässt er auch anderen Aromen das Feld: Wieder schmecke ich die Grapefruit, Wacholder, auch etwas Korianderfrische macht sich bemerkbar. Das Matearoma bleibt auch hier sehr subtil, gefällt mir aber ausgesprochen gut.
Abgang: frisch, trocken mit mineralischen Anklängen
Die Kombination mit einem Tonic Water ist hier schon eine etwas größere Herausforderung, wie ich finde. Man muss sich eben darauf einstellen, dass man einen sehr ungewöhnlichen Gin in seinem Glas hat und entsprechend ungewöhnlich fällt natürlich auch der Gin & Tonic aus. Ich wollte hier der sehr kräftigen und frischen Eukalyptusnote ein würzig-frisches Tonic gegenüberstellen, das allerdings mit einer weniger starken Eigensüße auftrumpft. Zudem wollte ich den spanischen Stil ein wenig Ehren, Tonics in Weingläsern bzw. Copa Balons zu servieren und großzügig mit Zesten, Früchten und Kräutern zu aromatisieren. Deshalb musste ein Tonic her, das diesen Einflüssen genug Platz lässt und trootzdem in sich stimmig ist. Meine Wahl fiel daher auf das formidable East Imperial Old World Tonic, welches die ursprünglichen Tonic Waters der Jahrhundertwende nachempfinden soll. Ich habe dem Gin&Tonic etwas frischen Koriander, Grapefruitzesten und eine Limettenscheibe zugegeben und Das Ergebnis hat mich sehr zufrieden gestimmt. Salute!
Bezugsquellen: Momentan online (in Deutschland) ausschließlich beim Importeur (Imexory).
*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)
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