Pure Spirits: Villa Lobos Blanco Tequila

Wenn man sich mit gelagerten Spirituosen befasst (oder zumindest mit potentiell lagerbaren Spirituosen), dann kann man meist ein scheinbar recht einleuchtendes Phänomen beobachten: Je länger die Spirituose gelagert wurde, desto höher scheint sowohl die Nachfrage und das Renommee als auch der Preis zu sein. Das nimmt dann auch mitunter manchmal ziemlich skurrile Züge an, wie man bei manchen Whiskyabfüllungen eindrucksvoll sehen kann. Doch bei manchen Spirituosengattungen ist eine solche Vorabaufwertung nicht ganz so verbreitet und manchmal sogar eher gegenteilig. (Zugesandtes Testprodukt*)

Natürlich weiß ein wahrer Whiskyliebhaber, dass die Gleichung höheres Alter = höhere Qualität letztlich nicht pauschal aufgeht. Aber trotzdem macht sie natürlich auch einen gewissen Sinn: Eine längere Fasslagerung verleiht intensive Aromen aus dem Eichenholz, mildert den oftmals eher rauen und ursprünglichen Brennereicharakter etwas ab und erzeugt so eine meist viel „rundere“ Spirituose. Ecken und Kanten treten etwas mehr in den Hintergrund. Mit der Zeit kommen jedoch viele Genießer dahinter, dass gerade diese Ecken und Kanten es sind oder zumindest sein können, die mit sehr großem Charme daherkommen. Man hat einfach das Gefühl, ein urwüchsigeres Getränk in den Händen zu halten und bemerkt viel mehr vom eigentlichen Rohstoff und den destillenspezifischen Brenncharakteristika. Und dass dies sogar die Wahrnehmung einer ganzen Spirituosengattung umkrempeln kann, zeigt das Mezcal- und Tequilagenre. Hier schwören viele „Afficionados“ von vornherein eher auf die ungereiften Qualitäten, auch wenn die länger gelagerten natürlich aufgrund des zusätzlichen Ressourcenaufwandes auch hier meist einen höheren Preis aufweisen. Durch die mitunter jahrelangen Wachstumsphasen der Agaven wird das aber natürlich auch wieder ein Stück weit relativiert.

Der heutige Tequila kommt ebenfalls in verschiedenen Altersstufen daher, von der ich heute aber – ganz im Sinne meiner bisherigen Ausführungen – die Blancovariante vorstellen möchte. Ich rede vom viel gelobten Villa Lobos Tequila. Der Villa Lobos Blanco ist nach der Destillation überhaupt nicht in Kontakt mit Holzfässern gekommen, durfte aber trotzdem noch mehrere Jahre „reifen“. Und zwar in Stahltanks. Der Effekt hierbei ist, dass die Spirituose trotzdem abgemildert und als „weicher“ wahrgenommen wird, aber eben keine Eichen- oder Bourbonaromen (je nach – hier hypothetischem – Fass) in die Spirituose mit eingehen. Dadurch bleibt natürlich der ursprüngliche Charakter dieses Tequilas weiter im Vordergrund und ist sicherlich am aufschlussreichsten über die eigentliche Seele des Villa Lobos.

Der Villa Lobos stammt aus der Destillerie La Altena im Bundesstaat Jalisco. Das Familienunternehmen besteht seit dem Jahr 1937 und wird aktuell von Carlos Camarena geführt. Seit dem Jahr 2013 vertreibt Camarena seinen Villa Lobos Tequila. Der Hersteller gibt an, dass der Villa Lobos im traditionellen Verfahren handgefertigt wird und eine recht große Zahl internationaler Fürsprecher verleiht dem Tequila einiges an Vorschusslorbeeren. Der Villa Lobos wird mit 40% vol. abgefüllt. Nähere Informationen wie Flaschennummer, Abfülldatum und abfüllender Mitarbeiter finden sich auf dem Etikett. Wie ich finde, kann die Flasche mit einem schlichten und eleganten Design zusätzlich punkten und hat das Zeug zum Hingucker in Vitrine oder Bar.

Tasting Notes:

Aroma: Aromatisch und intensiv zeigt sich dieser Tequila mit typischer Agavencharakteristik, weißem Pfeffer, feiner Vanille, ein wenig Zitrone und etwas Milchdessert im Hintergrund. Ganz subtil sind Gewürze zu erkennen, ich registriere etwas Zimt und einen Anflug von Nelke.

Geschmack: Am Gaumen weiß der Villa Lobos Blanco durchaus zu überzeugen. Er hat zwar deutlich Kraft und Antritt, hinterlässt aber keinen außerordentlich scharfen Eindruck. Die Vanille wird mit der Zeit stärker, ansonsten dominieren auch hier weißer Pfeffer, Agave und Zimt.

Abgang: trockener, würzig, mittellang

Für genauere Informationen über die Herstellung von Tequila kann ich übrigens auch noch auf meinen Artikel über den Casa Noble Reposado verweisen.

Bezugsquellen: Der Villa Blanco ist im Fachhandel oder online erhältlich. Eine 0,7l-Flasche kostet zwischen 30 und 35 Euro.

*(Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.)

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