Pure Spirits: Cardenal Mendoza Carta Real & Mendoza’s Indulgence

Vor einigen Tagen habe ich hier mit dem Cardenal Mendoza Clásico Solera Gran Reserva einen Vertreter der Gattung Brandy, genauer genommen einen spanischen Brandy de Jerez vorgestellt. Brandys schätze ich persönlich sehr für ihr meinem Geschmack meist sehr entsprechendes Aromenprofil und vor diesem Hintergrund freue ich mich heute ganz besonders, einen durchaus noblen Vertreter seines Genres vorzustellen. (zugesandtes Testprodukt)*

Ob der Cardenal Mendoza Carta Real, so der klangvoll-königliche Name, sein Qualitätsversprechen allerdings auch einhalten kann, bleibt zunächst einmal abzuwarten. Die Erwartungshaltung ist jedenfalls entsprechend hoch. Bei einem Preis irgendwo zwischen 60 und 80 Euro darf man eine solche sicherlich auch haben. Aber was genau haben wir denn hier eigentlich vor uns? Für Hintergrundinformationen zum Thema Brandy und eine kurze Einführung möchte ich an dieser Stelle an eben jenen Artikel über den Cardenal Mendoza Clásico Solera Gran Reserva verweisen. Genauere Informationen zu dieser Abfüllung will ich jedoch nicht vorenthalten. Der mit 40% vol. für einen Brandy erfreulich „hochprozentig“ abgefüllte Cardenal Mendoza Carta Real weist ebenfalls die Altersstufe Brandy de Jerez Solera Gran Reserva auf, was auf ein Durchschnittsalter von mindestens 10 Jahren verweist („Durchschnittsalter“, da wir es mit einem alterstechnisch eher ungenauen Soleraverfahren zu tun haben). Allerdings überschreitet der Cardenal Mendoza Carta Real dieses Alter bei Weitem: der Hersteller nennt ein Durchschnittsalter von über 25 Jahren – ein stolzes Alter!

(Wäre es z.B. schottischer Whisky – und somit auch kein im Soleraverfahren gereifter Brand – so würden wir preislich wohl ziemlich sicher mindestens verdreifachen müssen.)

Die Ursprünge dieser Abfüllung liegen im Jahre 1981, als das Familienunternehmen Sánchez Romate Hermanos sein 200-jähriges Bestehen feierte. Damals – so erzählt es die Marketinggeschichte hinter dieser Flasche – wurde ein besonderer Vorrat von Brandy zur Seite gelegt und für über zwei Jahrzehnte in den Solerafässern belassen. Im Gegensatz zum Cardenal Mendoza Clásico Solera Gran Reserva enthielt ein wesentlich größerer Teil der Fässer zuvor Olorososherry (besonders alten noch dazu), während der Pedro Ximenez-Anteil reduziert wurde. „Carta Real“ – das königliche Empfehlungsschreiben – wurde im Andenken an ein royales Dinner bei König Alfonso XII. im Jahr 1900 als Name für diesen Brandy gewählt. Damals wurden Weine aus dem Hause Sánchez Romate am Hofe gereicht.

Doch nun genug des Drumherums – wie schlägt sich solch ein Premium-Brandy in der Verkostung?

Tasting Notes:

Aroma: Hier ruht dunkel etwas Anspruchsvolles, Komplexes und Geheimnisvolles im Glas. Während der Cardenal Mendoza Clásico noch mit deutlich hervorstechenden Aromen aufwartete, zeigt sich der Cardenal Mendoza Carta Real sofort älter, reifer und vielschichtiger. Die Süße des Pedro Ximenez ist tatsächlich weiter in den Hintergrund getreten, dafür kommen Pflaumenkompott, nicht ganz so süße Sultaninen und Gebäck zum Vorschein. Feine Gewürze (Vanille, Zimt, Muskat) gehen Hand in Hand mit Eichennoten und fügen sich wunderbar ins Aromenprofil ein. Über allem schwebt die Seele süßlichen Oloroso-Sherrys. Sehr ansprechend, hier kann man sehr viel Zeit bereits vor dem ersten Schluck verbringen.

Geschmack: Der Carta Real hält auch am Gaumen, was das sehr schöne Aroma bereits versprach. Eine dunkle, schwere Süße, die jedoch weniger hervorsticht als noch beim Clásico, lässt an dunklen Honig, Karamell und eingelegte Früchte denken. Wieder stechen besonders überreife Pflaumen hervor, dazu Zibeben und würzige Eiche. Dieser Brandy ist wirklich ein schöner Tropfen!

Abgang: lang, warm und süß mit Olorososherry und Gewürzen

Ein so wunderbarer Tropfen will in einem Cocktail natürlich wohlüberlegt eingesetzt sein. Hier zu viele Nebentöne einzubringen (oder gar eine den Brandy überwältigende Konkurrenz) wäre schlicht und ergreifend ein Jammer. Um die schönen Rosinen-, Pflaumen- und Kompottnoten etwas zu betonen, habe ich mich für einen Old Fashioned-style Drink entschieden, der Zimt, schwarze Walnuss und etwas französischen Calvados mit einbringt. Der Cocktail hört auf den Namen Mendoza’s Indulgence (ob man Indulgence hier mit Genuss oder doch eher einem Ablassbrief übersetzen will, bleibt jedem selbst überlassen).

Klingt verlockend? Ist es auch – und einem solch schönen Brandy sicher würdig! (Optional kann man diesen Cocktail noch mit einem royalen Espuma aus weißer Schokolade, Aprikosen und Tonkabohne servieren. Das erfordert natürlich eine Menge Extraaufwand, aber es lohnt sich. Wem das jedoch zu viel Gedöns ist, der lässt das Espuma einfach weg und hat trotzdem einen sehr schönen Drink!)

Rezept „Mendoza’s Indulgence“:

6 cl Cardenal Mendoza Carta Real
0,5 cl Daron Calvados XO
1 Barlöffel Zimtsirup
1 Dash Fee Brothers Black Walnut Bitters

(optional) Royal Espuma (s.u.)

Royal Espuma: 100 gr weiße Schokolade in einer Metallschale im Wasserbad zum Schmelzen bringen. Ein Eigelb und ein Eiweiß mit dem Schneebesen unterrühren und schaumig schlagen. Die Schale aus dem Wasserbad nehmen und 150 g Schlagsahne sowie 4,5 cl mit getrockneten Aprikosen & Tonka infundierten weißen Rum (s.u.) zugeben. Das Ganze in ein Sahnesiphon geben und mit zwei N2O-Patronen laden. Siphon bis zum Gebrauch in den Kühlschrank stellen.

Mit getrockneten Aprikosen & Tonka infundierter weißer Rum: Auf jeweils 250 ml weißen Rum eine kleine Hand voll getrocknete Aprikosen und ca. eine halbe Tonkabohne geben und für 48 Stunden infundieren lassen. Anschließend durch ein feines Filtertuch filtrieren. Auf keinen Fall länger infundieren lassen, sonst wird der Tonkaeinfluss zu stark.

Zubereitung: Alle Zutaten in ein mit gestoßenem Eis gefülltes Glas geben und verrühren. Ggf. mit Royal Espuma garnieren.

Glas: Tumbler

Garnitur: ggf. Royal Espuma (s.o.) und frisch geriebene Muskatnuss

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert