Wasser

Ja, richtig, es steht tatsächlich einfach nur „Wasser“ in der Überschrift. Und das hat auch einen guten Grund. Ich bin nicht etwa abtrünnig geworden und unter die Wellnessblogger gegangen, also keine Sorge. Genauso wenig wird hier in den nächsten Tagen ein Artikel über Gurkenmasken oder selbstgepresstes Massageöl erscheinen, nein, das heutige Thema ist für mich ein unverzichtbares, weil es für mich einfach zur Barkultur dazu gehört.

Jetzt mag sich vielleicht manch einer denken, dass Wasser doch einfach eine selbstverständliche Kleinigkeit ist, über die sich kein eigener Artikel lohnt. Doch ganz im Gegenteil: Selbstverständlich ist das Wasser leider nicht und einen eigenen Artikel ist es allemal wert. Doch der Reihe nach: Wer selbst gelegentlich einmal eine gehobene Bar besucht und dort dem Genuss feiner Drinks frönt, der wird das sicherlich kennen: das aufmerksame Barpersonal schenkt dem Gast aufs Haus ein kleines Gläschen Wasser ein und füllt dieses auch wieder in regelmäßigen Abständen auf. Falls das in der Bar des Vertrauens nicht der Fall sein sollte, fehlt in meinen Augen dort ein entscheidendes Element und vielleicht kann man die Einführung eines solchen Wasserservices ja sogar einmal vorsichtig und wohlmeinend vorschlagen. Leider gibt es tatsächlich doch immer wieder einmal Bars, wo kein Wasser ausgeschenkt wird und man im Notfall eben selbst ein schlichtes Wasser ordern muss. Doch warum lege ich darauf so einen gesteigerten Wert?

Ganz einfach: Es verbessert ganz klar den Getränkegenuss im Verlauf des Abends und somit den Abend selbst. Alkohol entzieht dem Körper Wasser, so viel dürfte vermutlich jedem klar sein, und durch den begleitenden Genuss von stillem Wasser kann diesem Effekt ein wenig entgegengetreten werden. Der Effekt ist dabei gleich doppelt erstrebenswert, denn der Alkohol entfaltet zum einen seine Wirkung in der Regel deutlich weniger dumpf und stark, zum anderen wird regelmäßiges Trinken von Wasser auch von Gesundheitsfachleuten empfohlen, um den Auswirkungen von Alkohol am nächsten Morgen vorzubeugen. Persönlich schätze ich das sehr, denn weder mag ich es, völlig betrunken zu sein, noch, den nächsten Tag im Bett zu verbringen. Es ist somit natürlich auch eine Stilfrage, die sich hier stellt: mit begleitendem Wasser wird es jedem viel einfacher gemacht, ein wenig Maß für sich selbst im Auge zu behalten und verhindert, dass man einen schönen Cocktail am Ende noch gegen den Durst herunterstürzt.

Und was in einer guten Bar gilt, gilt natürlich auch für die eigenen vier Wände. Wer hier Gäste bewirtet und – wie ich – leidenschaftlicher Anhänger der Bar- und Cocktailkultur ist, der sollte auf eine stilvolle Darreichung von Wasser nicht verzichten. Dazu kann man natürlich einfach eine schöne Karaffe mit Wasser auf den Tisch stellen und hier in regelmäßigen Abständen einfach nachschenken. Das ist völlig in Ordnung und klassisch. Man kann aber auch das Wasser selbst noch ein wenig aufwerten und mit verschiedenen Beigaben aromatisieren. Das schmeckt nicht nur hervorragend, es sieht auch sehr schön aus und bereichert so jede Bar und jeden Tisch. Dabei rede ich hier keinesfalls von irgendwelchen Limonaden (auch die kann man sehr gut selbst herstellen), sondern wirklich nur von leicht aromatisiertem Wasser. Der Geschmack ist oft sehr subtil, aber deutlich spürbar und fein. Ich habe z.B. einmal im Jerry Thomas Project in Rom eine Wasserkaraffe zum Tisch gebracht bekommen, die lediglich mit dem Öl von Zitruszesten aromatisiert war. Und es ist unglaublich, wie aromatisch man doch mit solch kleinen Kniffen ein Wasser gestalten kann. Wenn man jetzt noch eine Schippe obendrauf legen möchte, kann man das Wasser natürlich an die servierten Drinks anpassen und hier ein entsprechendes Aromenprofil wählen. Die Möglichkeiten sind hier wirklich grenzenlos und da sich aromatisiertes Wasser oder „Flavored Water“ auch im Zuge einer Lifestyle- und Wellnesswelle zur Zeit mehr und mehr verbreitet, fndet man hier auch eine Unzahl an innovativen Ideen und Vorschlägen in den Weiten des Internets.

Auf den Fotos sind einige meiner persönlichen Favoriten zu sehen, wie ich sie sehr gerne bei mir zuhause zubereite. Die Liste hier werde ich ggf. beizeiten immer mal wieder ergänzen:

  • Wasser mit Zitronenvierteln, Koriander und Gurke: ein sehr frisches Wasser, das z.B. hervorragend zu klassischen Gincocktails passt.
  • Wasser mit Kiwis, leicht angedrückten Blaubeeren und frischer Minze: Ein aromatischer Begleiter, der zu Gincocktails, vielen Bourboncocktails und Eau de Vies gleichermaßen passt.
  • Wasser mit leicht hinein gepressten Zitrusachteln: Grapefruit, Limette, Zitrone und Orange: Ein sommerliches und frisches Wasser, das universell einsetzbar ist und zu vielen Gelegenheiten passt.

Der eigenen Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Vielleicht finden sich ja auch noch weitere Empfehlungen in der Kommentarfunktion.

Entscheidend ist natürlich auch – ich erwähnte es bereits – eine formschöne Karaffe. Ich habe mich hier für die Spiegelau Dekantierkaraffe Toscana entschieden. Wichtig ist vor allem, dass man einen guten Blick auf die Früchte und Kräuter hat und dass die Öffnung groß genug ist, um ggf. auch mit Eiswürfeln ein wenig Kühlung mit einzubringen. In diesem Sinne kann man dann auch guten Gewissens sagen: Wohl bekomm‘s!

3 thoughts on “Wasser

  1. An dieser Stelle muss ich mich einmal zu Worte melden: Vielen Dank für deinen Beitrag! Sonst bin ich auf dieser Seite der stetige, aber stille Mitleser. Die Bedeutung dieser kleinen Geste, dem Gast ein Glas Wasser zu servieren während dieser voller Vorfreude in der Barkarte blättert, um sich einen Drink auszusuchen, ist meines Erachtens leider viel zu unterschätzt. Ich kann diesem Artikel daher in allen Punkten zustimmen und finde es sehr Klasse, dass so viel Augenmerk auf das scheinbar nebensächliche Thema Wasser gelegt wird.

  2. Galumbi macht selbst aus Wasser sowohl Show als auch Wissenschaft 🙂
    Aber zurecht: das selbstverständlich angediente Wasser gehört zum Immersionsgefühl der Bar. Sich mit kleinlichem Geäff aufzuhalten wie für solches Beiwerk einem Preis zu veranschlagen verursacht Disharmonien mit dem Hedonismus, und für den ist man ja schließlich da.

    Eine Trennlinie würde ich allein bei Cocktails ziehen, die von sich aus viel Flüssigkeit mitbringen, da würde man die Kreation eher verwässern als ihr zuzuarbeiten, das T&S Amsterdam z.B. stellt das Wasser nur zu den all-alcoholics bei.

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