Blood and Sand

Blood & Sand (1 von 1)

Es gibt Cocktails, bei denen man bereits an der Zutatenliste erkennen kann, dass sie ganz offensichtlich furchtbar schmecken müssen. Demzufolge sind solche Rezepte natürlich nicht sehr weit verbreitet, denn wer bestellt schon ein übelschmeckendes Gesöff oder nimmt es in seine Barkarte auf! Der Blood and Sand klingt auf den ersten Blick ganz wie eine dieser Rezepturen… und straft die einleitenden Worte schließlich Lügen.

Kennengelernt habe ich den Drink bei meinem zweiten Besuch im Le Lion in Hamburg. Nachdem ich bereits einige Drinks getrunken hatte, fragte ich neugierig nach einem Cocktail mit rauchigem Islay-Whisky. Davon gibt es nicht besonders viele und ich war gespannt, was man mir empfehlen würde bzw. ob ich überhaupt eine Empfehlung erhalten würde. Als man mir erklärte, was der Blood and Sand-Cocktail beinhaltet, war meine Reaktion zunächst verhalten, doch ich ließ es darauf ankommen und bestellte ihn. Und was soll ich sagen? Das Ergebnis war fantastisch.

Der Name „Blood and Sand“ mutet natürlich schon etwas merkwürdig an. Benannt ist er nach dem gleichnamigen Stummfilm von 1922, der eine Verfilmung des Toreroromans „Sangria y arena“ des spanischen Autoren Vicente Blasco Ibáñez darstellt. Es heißt, der Drink wurde anlässlich der Filmpremiere bei einem Empfang serviert, aber wirklich gesichert ist das nicht.

Geschmacklich ist der Drink nicht leicht zu beschreiben. Die verwendeten Zutaten sind Scotch Whisky (es muss kein rauchiger sein, ich persönlich finde das allerdings viel interessanter), Kirschlikör, Orangensaft und roter Wermut. Wie bereits gesagt auf den ersten Blick eine wirklich komische Mischung. Wermut, Orangensaft und Kirschlikör verschmelzen im Cocktail zu einer herb-fruchtigen Einheit, die die rauchigen Aromen des Whiskys überaus aromatisch unterstreichen. Wie ein kleines Lagerfeuer unter einem Früchte tragenden Kirschbaum im Sommer.

Der berühmte amerikanische Barkeeper Dale de Groff sagte über den Blood and Sand recht treffend:

„Auf den ersten Blick schien dieser ungewöhnliche Cocktail eine scheußliche Mischung zu sein. Aber mit der Zeit bemerkte ich, dass das Rezept in einigen seriösen Cocktailbüchern auftauchte, und probierte es schließlich. Der Geschmack überzeugte mich, nie wieder über einen Drink zu urteilen, ohne ihn probiert zu haben.“

Eine Besonderheit des Drinks ist zudem das sehr einfach zu merkende Rezept. Jede Zutat wird nämlich zu gleichen Teilen im Drink verwendet. Es gibt Varianten mit weniger Orangensaft, genauso wie welche mit weniger Wermut und Kirschlikör (dem folge ich auch meistens). Ich halte mich hier aber einfach an die klassische Rezeptur. Feinjustierung kann jeder selbst nach Geschmack betreiben.

Rezept:

2,5 cl Scotch Whisky (wahlweise rauchig oder nicht-rauchig, im Le Lion wurde er mit Laphroaig Quarter Cask zubereitet)
2,5 cl Orangensaft (vorzugsweise frisch gepresst)
2,5 cl Kirschlikör (z.B. Cherry Heering)
2,5 cl roter Wermut (z.B. Lillet Rouge)

Zubereitung:

Alle Zutaten in einem Shaker kräftig auf Eis shaken und anschließend doppelt in das vorgekühlte Glas abseihen.

Glas: Coupette

Garnitur: Cocktailkirschen (im Le Lion wurde er mit drei Griottines-Kirschen serviert. Das hat mir so gut gefallen, dass ich diese Garnitur übernommen habe.)

Bezugsquellen:

In gut sortierten Supermärkten dürften sich mit Glück alle Zutaten finden. Ansonsten hilft wie immer der Spirituosenhändler oder das Internet.

5 thoughts on “Blood and Sand

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  4. Der Blood and Sand funktioniert nach meiner Erfahrung nur mit Blutorangen, wobei ein Teil der ausgepressten Schale mit geschüttelt wird. Mit einfachem Orangensaft fehlt etwas Entscheidendes.

    • Interessante Beobachtung! Tatsächlich habe ich ihn auch gern mit Blutorangen zubereitet, aber nie einen so bewussten Vergleich gezogen.

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